Diese Ufertreppe, Teil des künftigen Kölner Rheinboulevards, besteht aus strahlend hellem, gesäuertem Sichtbeton. Die raue Oberfläche der etwa 2 500 einzelnen Betonfertigteile mit einem Gewicht von je zwei bis drei Tonnen wirkt fast wie Naturstein. Auf den Treppen kann man bequem liegen, sitzen und vor allen Dingen schauen: auf den Dom, den Rhein und die Altstadt. An keinem Ort der Stadt zeigt Köln so eindrucksvoll seine moderne und historische Breitseite. Besonders schön ist es in der Abendsonne, die den Beton wärmt. Sie scheint zu dieser Tageszeit auf die rechte Rheinseite, während die Altstadt gegenüber schon weitgehend im Schatten liegt.
Köln bekennt sich mit dieser gigantischen Treppe – 500 Meter lang, 6 Meter Höhenunterschied, 45 Zentimeter hohe und 90 Zentimeter tiefe Stufen – einmal mehr zu dem früheren Schmuddelkind der Stadt. Einst von Industrie geprägt, wird die rechte Rheinseite auch heute noch zu oft „schäl Sick“ (schlechte/falsche Seite) genannt. Aber der neue Anschluss an den Stadtkern funktioniert: Die Menschen nehmen das am 13. Juli eröffnete, neue Stück Stadt an – ein weiterer Schritt zur Identifikation mit der bislang weniger beliebten Seite. Und das, obwohl noch gar nicht alles fertig ist. Auf der Scheitelfläche der Treppe laufen noch die Bauarbeiten für einen großzügigen Boulevard und die bauliche Verbindung mit der angrenzenden Stadt. Dort entsteht ein parkähnlicher Streifen mit einem fünf Meter breiten Weg aus großformatigen Betonplatten – für Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen. Baumgruppen aus Japanischen Schnurbäumen werden Rasen und das Boulevardband gliedern. Kleine Natursteinpflasterplätze nehmen dann die vorhandenen Wege aus dem Stadtteil auf und führen sie dem neuen Boulevard zu. Unterhalb der großen Hochwassermauer wird noch ein schmaler Panoramaweg gebaut.
Von drei in die Treppe integrierten sogenannten Bastionen haben Besucher ab Winter 2015 oder Frühjahr 2016 die beste Aussicht: bis dahin soll dieser Bauabschnitt fertig sein.
Projektdaten Rheinboulevard in Köln
Auftraggeber: Stadt Köln, Amt für Landschaftspflege und Grünflächen
Landschaftsarchitekten: Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin
Zweiphasiger kooperativer Realisierungswettbewerb 2007, 1. Preis
Fläche: 10 Hektar gesamt, 2 Hektar im 1. Realisierungsabschnitt zwischen Hohenzollernbrücke und Deutzer Brücke
Kosten: 24 Millionen Euro (1. Realisierungsabschnitt)
Fotos: Hanns Joosten
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