Der Stadttunnel Feldkirch soll den innerstädtischen Verkehr entlasten und für mehr Lebensqualität im Ort sorgen. Die Bauarbeiten dafür laufen auf Hochtouren. Doch es gibt Kritik am Projekt. Alles dazu lesen Sie hier.
Stadttunnel Feldkirch seit geraumer Zeit in Planung
Die Historie des Stadttunnels Feldkirch begann bereits vor rund 50 Jahren. Damals nahmen erste Überlegungen Fahrt auf, wie der Überlastung des Feldkircher Stadtzentrums entgegengewirkt werden könnte. Feldkirch, die zweitgrößte Stadt im österreichischen Bundesland Vorarlberg, zählt rund 36 000 Einwohner*innen. Allein die Bärenkreuzung wird demgegenüber jeden Tag von 40 000 bis 50 000 KFZ frequentiert. Die Stadtverwaltung und Anwohner*innen ringen deshalb seit geraumer Zeit um eine Lösung.
Die geografisch grenznahe Lage Feldkirchs führte in den 1970er Jahren bereits zu Debatten um eine Anbindung Liechtensteins an das österreichische Autobahnnetz über eine Liechtensteiner Schnellstraße (S17). Die Planungen wurden damals verworfen. Einige Zeit später in den 1990er Jahren stieß ein geplanter Letzetunnel ebenfalls auf heftige Kritik. Das Projekt leitete jedoch ein Planungsverfahren ein, in welchem sich das Land Vorarlberg, die Stadt Feldkirch, die Marktgemeinde Frastanz und das Fürstentum Liechtenstein über eine mögliche Gestaltungslösung einigen sollten. Am Ende des Prozesses überzeugte die sogenannte „Variante 5.3“ und wurde zur Realisierung ausgewählt.
Tunnelspinne Feldkirch
Der neue Stadttunnel Feldkirch hat eine Gesamtlänge von 3 950 Metern. Vier Tunneläste treffen sich in einem unterirdischen Kreisverkehr mit 70 Metern Durchmesser. Den vier Zufahrtstunneln samt zentralem Kreisverkehr verdankt der Stadttunnel seinen Spitznamen Tunnelspinne Feldkirch. Die Verantwortlichen prognostizieren durch den Bau, den gesamten Verkehr um etwa ein Viertel zu reduzieren. Die Entlastung im Hinblick auf den LKW-Verkehr betrage sogar fast 60 Prozent. Neben der nachhaltigen Verkehrsentlastung und einer Verminderung von Lärm und Emissionen, erhofft sich die Stadt positive Effekte auf die Stadtentwicklung und die Lebensqualität. Mit dem Tunnelbau geht somit auch ein Ausbau der Mobilität einher. Auch der volkswirtschaftliche Nutzen des Stadttunnels Feldkirch sei nicht von der Hand zu weisen.
Kritik von Umweltinitiative
Nachdem die Umweltverträglichkeitsprüfung im Jahre 2019 positiv abgeschlossen wurde, begannen 2020 die ersten vorbereitenden Maßnahmen. Seit Ende 2022 wird der rund 1200 Meter lange Erkundungsstollen Tisis in die Erde gegraben. Bis Februar des kommenden Jahres soll der Erkundungsstollen vollendet sein und wichtige Daten für den Bau des Stadttunnels Feldkirch liefern. Doch trotz guter Fortschritte im Bauprozess und trotz aller guten Vorsätze stößt das Projekt immer wieder auf Kritik.
Zuletzt bemängelte die Umweltinititive „Transform““, die Betreiber*innen verfügten nicht über alle Rechte zur Durchführung des Bauvorhabens. So könne beispielsweise der UVP-Bescheid nicht wie empfohlen umgesetzt werden. Weiterhin spricht die Initiative von Enteignungen, die noch ausstünden. Und nicht zuletzt sei die Kostenentwicklung undurchsichtig: „Die Kosten laufen völlig aus dem Ruder und daher ist die Bevölkerung wirklich berechtigt zu erfahren, was das ganze kostet“, sagt Andreas Postner, Sprecher von „Transform“. Die Initiative fordert daher einen sofortigen Baustopp.
Verantwortliche zuversichtlich
Das Land Vorarlberg weist die Kritik der Umweltinitiative zurück. Auch der Projektleiter Bernhard Braza zeigt sich zuversichtlich. Eine Einigung mit den Grundstückseigentümer*innen sei zu erwarten und auch der Kostenrahmen von 300 Millionen Euro würde voraussichtlich eingehalten. Doch die Projektverantwortlichen sind sich der Brisanz des Bauvorhabens bewusst. Sie versuchen Anwohner*innen und Interessierte einzubeziehen. Beispielsweise über das Infozentrum in Feldkirch. Mit Schautafeln, Videos, einem 3D-Modell und einem virtuellen Tunnelflug gewähren sie dort Einblicke und versuchen, den Nutzen für die Stadt zu vermitteln. Die Inbetriebnahme der Tunnelspinne ist für das Jahr 2030 geplant.
Auch andernorts gibt es Streit um geplante Tunnelbauten – zum Beispiel bei einem Autobahntunnel direkt neben dem britischen Stonehenge.