23.04.2014

Gesellschaft

100 Jahre Landschaftsarchitektur

Unter www.100-jahre-landschaftsarchitektur.de gibt es einen Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre Landschaftsarchitektur. Für jedes Jahr zwischen 1913 und 2013 wird ein typischer, von Landschaftsarchitekten geschaffener Freiraum oder eine wegweisende Planung präsentiert; zum besseren Verständnis werden die Planungen im fachlichen und gesellschaftlichen Kontext präsentiert. Unter der Leitung der Initiatorin Almut Jirku, Mitglied des Präsidiums des BDLA, stellten Experten wie Inga Hahn, Stefanie Hennecke, Karl Ludwig, Martin Prominski, Johannes Schwarzkopf und Kai Tobias die Ausstellung zusammen. Die Liste der Projekte und Ereignisse habe keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit, repräsentiere aber wichtige  Entwicklungen aus 100 Jahren Landschaftsarchitektur, so der BDLA.

Neben bekannten Projekten sind auch weniger bekannte enthalten, die in Vergessenheit geraten waren, etwa der deutsch-französische Garten in Saarbrücken, die Promenade der Völkerfreundschaft in Magdeburg oder der Stadtfriedhof in Biberach von Günther Gzrimek. Die ausgewählten Beiträge sind nicht selten Orte der alltäglichen Nutzung. Sie spiegeln das Leistungsspektrum des Berufsstandes und dessen Entwicklung in den vergangenen 100 Jahren wider und zeigen die gesellschaftliche Relevanz qualitätsvoller Landschaftsarchitektur. Die Online-Ausstellung soll ständig aktualisiert werden.

64 Autoren stellten sich dem Anspruch, die ausgewählten Projekte und Ereignisse nicht nur fachlich fundiert, sondern auch für die breite Öffentlichkeit ansprechend aufzubereiten. Das ehrenamtliche Engagement der Autoren ermöglichte ein kompaktes Kompendium der Landschaftsarchitektur zu schaffen.

Die Epochen:
1913 bis 1932: In der Endphase des Kaiserreiches kulminierte der Wunsch nach gesellschaftlicher Erneuerung in einer Reformbewegung, die auch die Freiraumplanung beeinflusste. Geradlinigkeit und formale Strenge sollten bessere Nutzbarkeit gewährleisten. In der Weimarer Republik verkörperten Freiraumkonzepte im Sinne der Moderne und des Expressionismus ebenfalls die Suche nach neuen Ausdrucksformen und Nutzungsmöglichkeiten. Dominant blieb bei aller Ambivalenz der Strömungen aber das reformgeprägte Gestalten.

1933 bis 1945: ie Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit ist politisch schwer belastet. Der Berufsstand erfuhr mit Berufsverboten und Verfolgungen schwere Einschränkungen und Verluste. Die Haltung der aktiven Kollegen reichte von unfreiwilliger Anpassung über Zustimmung bis zur aktiven Unterstützung des Regimes. Die demokratischen Berufsverbände wurden zerstört. Das Gestaltungsspektrum wurde nivelliert und ideologisch kontrolliert. Im Bereich der Landschaftsplanung entstanden Planungsmethoden, die nach der NS-Zeit weiterentwickelt wurden.

1946 bis 1960: Der stark auf den Autoverkehr ausgerichtete Wiederaufbau schuf die “autogerechte Stadt”. Die Wohnraumproblematik blieb für Jahre akut, die Siedlungsplanung bestimmende Aufgabe. Mit wachsendem Umweltbewusstsein nahm das Aufgabenfeld der “Landespflege” Kontur an. In den Nachkriegsjahren war der Berufsstand personell von Kontinuität geprägt. Gestalterisch wurde an im Nationalsozialismus diffamierte moderne Ausdrucksformen angeknüpft, wobei in den beiden deutschen Staaten unterschiedliche Freiraumkonzeptionen sichtbar wurden.

1961 bis 1989: Politisch geprägt wurde diese Epoche vom West-Ost-Konflikt. Gesellschaftlich bedeutend waren der Umgang mit Freiräumen, der Verbrauch von Landschaft und der Wandel des Umweltbewusstseins, die Ansätze zur Raumordnung und Landschaftsplanung sowie die Gartendenkmalpflege hervorbrachten und sich später auch auf die Objektplanung auswirkten. In der Landschafts- und Stadtentwicklung wurde im Westen zunehmend die Partizipation von Bürgern praktiziert. Gegen Ende der 80er Jahre kam ein neues Verständnis von Landschaftsarchitektur als gestalterisch-künstlerische Disziplin auf.

1990 bis 2013: Mit dem Fall der Mauer begann auch für die Landschaftsarchitektur ein neuer Zeitabschnitt. Nach der Wiedervereinigung wurde das westdeutsche Planungssystem auf die neuen Bundesländer ausgedehnt und Städte und Dörfer wurden saniert. Es galt Konversionsflächen zu entwickeln, Umweltschäden zu beheben und auf Schrumpfungs- wie auch auf Wachstumsprozesse im urbanen und ländlichen Raum zu reagieren. Fehlende Mittel für die Unterhaltung von den vielen neu entstandenen Freiräumen, demographischer Wandel, Klimawandel und Energiewende werden auch in den nächsten Jahren bestimmende Herausforderungen sein.

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