20.03.2019

Event

TWO SIDES OF THE BORDER


„They share more than what divides them“

Im Architekturforum AEDES in Berlin eröffnete am 15. März 2019 die Ausstellung “Two Sides of the Border”. Die Ausstellung präsentiert Forschungsergebnisse und Entwürfe einer akademischen Initiative. 2018 rief die mexikanische Architektin Tatiana Bilbao die Initiative ins Leben. Im Fokus aller ausgestellten Arbeiten steht die Frage, Wie man die Region an der Grenze von Mexiko und den USA neu denken kann.

Gerade im digitalen und globalisierten Zeitalter scheint die Mauer als Instrument der Ausgrenzung immer aktueller zu werden. So aktuell, dass es auch vor der letzten Architekturbiennale in Venedig nicht Halt macht. Ähnlich wie der Deutsche Pavillion “Unbuilding Walls” oder der US-amerikanische Pavillion “Dimensions of Citizenship” fragt auch diese Ausstellung, wie sich modern Grenzen verhalten. Die Grenze zwischen Mexiko und den USA ist insgesamt 3144 Kilometer lang. Das entspricht in etwa einer Strecke von Paris bis zum Schwarzen Meer in Bulgarien. Durch die intensiven wirtschaftlichen und familiären Verflechtungen zwischen den beiden Ländern ist die Grenze eine der weltweit am häufigsten überquerten. In nur einem Monat werden Güter im Wert von 41.5 Milliarde US-Dollar ausgetauscht. Der US-amerikanische Architekt Nile Greenberg (Kurator und Designer der Ausstellung) beschreibt, wie die Grenzregion durch eine starke geschichtliche, wirtschaftliche und ökologische Beziehung gezeichnet ist: „They share more than what divides them“. Hier knüpft die Ausstellung „Two Sides of the Border“ an. Sie betrachtet die Grenzregion zum als eine Einheit, die neu definiert werden muss.

„Was wäre, wenn wir die USA und Mexiko nicht länger als zwei getrennte Staaten betrachten?“

Die Ausstellung „Two Sides of the Border“ nähert sich dem Thema in Form eines Atlasses. Der Atlas stellt drei Perspektiven vor: eine projektive, eine objektive und eine subjektive.

Im projektiven Atlas werden anhand von Zeichnungen, Bildern und Modellen interdisziplinäre architektonische und städtebauliche Entwürfe von dreizehn Architekturfakultäten aus Mexiko
und den USA vorgestellt. Alle Arbeiten betrachten die Region weniger als zwei getrennte Staaten, sondern als einen gemeinsamen Raum. Sehr unterschiedlich setzen sich die Studierenden mit grenzüberschreitenden Themen, wie Migration, Wohnen und natürlichen Ressourcen in der Grenzregion auseinander.

Verträumte Visionen im ‘Garden of Redemption’ © Hyeree Kwak
Die Grenzpolitik 'Extrastatecraft' und der lange Weg der Migration. © Hallie Black
'The Case of José’ ist eine typologische Kombination aus einem kolonialistischen Innenhof und einem texanischen Schuppen in Mexiko. © Minjae Kim

Der objektive Atlas zeigt neue geografische Karten des Schweizer Architekten Thomas Paturet. Für Paturet hat das Medium Karte die Macht, die Grenzen in Nordamerika aufzulösen, indem sie den Schwerpunkt auf andere räumlich-geografische Beziehungen und Gemeinsamkeiten legt. Betrachtet man beispielsweise Vegetations- oder Infrastrukturkarten, so kann man die eigentliche Grenze nur noch erahnen. Außerdem werden historische Karten der letzten vierhundert Jahre gezeigt. Diese verdeutlichen die zahlreichen Grenzverschiebungen in der Region, die gleichzeitig eine kollektive Vorstellung der Grenze erschweren.

Der dritte und subjektive Teil des Atlasses besteht aus einem Fotoessay des niederländischen Fotografen Iwan Baan. Eindrücklich erzählt Baan von landschaftlichen Veränderungen, großmaßstäblichen Infrastrukturen und Grenzarchitekturen. Die Fotografien zeigen unter anderem Stahlzäune, die einen idyllischen Strand in zweiteilt oder die umstrittene temporäre Haftanstalt Tornillo in Texas, in der Tausende von Migrantenkindern untergebracht sind.

Der subjektive Atlas: Ein Blick über die Grenze von El Paso, USA nach Ciudad Juarez, Mexiko. © Iwan Baan
Luftaufnahme der umstrittenen temporären Haftanstalt Tornillo in Texas. © Iwan Baan
‘Remittance Houses‘ werden in Mexiko von Arbeitern gebaut wurden, die Lohnarbeit in den USA leisten. Acambaro, Guanajuato. © Iwan Baan

Eine Ausstellung, die Mut macht.

„Two Sides of the Border“ schafft es, dass die drei gewählten Perspektiven nicht nur nebeneinander funktionieren. Wie selbstverständlich ergänzen und bestärken sie sich gegenseitig. Die Beiträge sind kritisch, analystisch, utopisch, oppositionell und ästhetisch ansprechend. Die Ausstellung begegnet einem bedrückenden Thema voller Potentiale und kluger Ideen, und das macht Mut.

Bis zum 25. April 2019 ist die Ausstellung „Two Sides of the Border“ im Architekturforum AEDES in Berlin zu sehen.

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