08.02.2022

Aktuelles

Ahrtal Hochwasser – Wiederaufbau mit wissenschaftlicher Kompetenz

Schäden durch Hochwasser
Foto: © Martin Seifert

Nach der Flut an Ahr und Erft ist viel Expertise gefragt. Denn auch sechs Monate nach dem verheerenden Ereignis sind noch viele Fragen offen. Nun unterstützt die Wissenschaft den Wiederaufbau im Ahrtal und setzt sich für die Entwicklung einer resilienten Modellregion ein.

Noch stehen im Ahrtal die Zeichen auf Sicherung von Existenzen. Noch immer leben Menschen ohne Heizung, ohne Trinkwasser, ohne Telefon. Obwohl schon sechs Monate seit der Überflutung ins Land gegangen sind, ringen viele um ihre Existenz. Dennoch muss der Blick auch in die Zukunft gerichtet werden. Die Region muss über den Wiederaufbau des Ahrtals nachdenken. Und dabei dürfen Klimaanpassung und Hochwasserschutz nicht fehlen. Das Ahrtal hat eine ungekannte Flutwelle erlebt. Aber das heißt nicht, dass solche Ereignisse sich nicht wiederholen; ganz im Gegenteil. Wetterextreme werden nach Vorhersage von Expert*innen häufiger. Klimaanpassung, Hochwasser und Resilienz sind also zentrale Handlungsfelder an Ahr, Erft und eigentlich überall.

Schäden durch Hochwasser
Hochwasser im Ahrtal, Foto: © Martin Seifert, via wikimedia commons

Hochschule Koblenz unterstützt Wiederaufbau im Ahrtal

Schon bald nach der Flut, dem Ahrtal Hochwasser hat die Hochschule Koblenz ihre Expertise angeboten. Sie hat vor Ort beraten und in den Medien aufgeklärt. Ihre Wissenschaftler*innen haben aber auch das landesweite Kompetenzzentrum „Wissenschaft für den Wiederaufbau“ auf den Weg gebracht. Am 1. November 2021 startete dort ein Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. Unter dem Titel „Impulse für Resilienz und Klimaanpassung: Klima-Anpassung, Hochwasser und Resilienz“ (KAHR) stehen zentrale Fragen auf der Agenda und die Hochschule will das Hochwasser des Sommers 2021 wissenschaftlich untersuchen. In diese Studie werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und zur Klimaanpassung einfließen. Auf der Basis der Ergebnisse der Untersuchungen entstehen bedarfsorientierte Vorsorgemaßnahmen. Die wiederum werden den Handelnden vor Ort zur Verfügung gestellt. Der Katalog der Maßnahmen trägt dazu bei, die verantwortlichen Akteur*innen zu ertüchtigen und ihnen zu helfen, zukunftssichere, resiliente und klimafeste Strukturen aufzubauen.

Ahrtal Hochwasser – Vielseitige Expertise

Expertise zu Krisen und deren Folgen liegen aber nicht nur bei der Hochschule in Koblenz. Auch andere Expert*innen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Land Rheinland-Pfalz können und werden helfen, die Folgen der Krise zu bewältigen und den Wiederaufbau begleiten. Dazu werden zukünftig verschiedene Akteur*innen im „Kompetenznetzwerk Wissenschaft für den Wiederaufbau“ zusammenarbeiten. Das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt diese Initiative. In einem ersten Schritt lud es, gemeinsam mit der Hochschule Koblenz, zu einem Auftaktworkshop ein. Bereits an dieser ersten Veranstaltung nahmen mehr als 70 Akteur*innen aus Wissenschaft, Landesbehörden und dem Landkreis Ahrweiler teil und suchten einen ersten virtuellen Austausch.

Überflutete Rathausstraße in Altenahr nach dem Hochwasser im Ahrtal, Foto: © Hagen Bärwinkel, Klaus, via wikimedia commons

Stärke im Netzwerk

Im neu gegründeten Kompetenznetzwerk bekommen Wissenschaftler*innen die Chance, sich mit all denjenigen Expert*innen des Landes zu vernetzen, die den Wiederaufbau des geschundenen Ahrtals begleiten wollen. Damit wollen die Forschenden zunächst dem Ahrtal, aber auch weiteren vom Hochwasser betroffenen Gebieten helfen, zu zukunftsfähigen Modellregionen zu werden. Da die Entwicklung einer modellhaften Region nicht allein in den Händen von Hochschulangehörigen liegt, kommt der Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen und Landkreisen und den Behörden des Landes große Bedeutung zu. Über diesen Zusammenschluss von Wissenschaftslandschaft und Akteur*innen vor Ort ist das Ministerium sehr erfreut. Es schätzt die im Netzwerk zusammenkommende Expertise und erhofft wichtige Impulse für die großen Zukunftsfragen, die mit dem Wiederaufbau verbunden sind. Der erste Workshop der neuen Zusammenarbeit bildet nur den Anfang eines mehrstufigen Prozesses. In dessen Laufe folgen weitere Veranstaltungen mit und auch in den betroffenen Landkreisen und Kommunen.

Übertragbare Ergebnisse

Die Ergebnisse, die im Kompetenznetzwerk zusammenkommen, sollen nicht nur dem Ahrtal helfen. Vielmehr sind sie auch für andere Regionen relevant. Die Wissenschaft sieht sogar eine Chance darin, die Aktivitäten zum Wiederaufbau im Ahrtal begleiten zu dürfen. Ihre Vertreter*innen sind bestrebt, neben kurzfristigen Bedarfen, auch die mittel- bis langfristigen Gestaltung in den Blick zu nehmen. Dabei wird Spielraum für zukunftsorientierte Forschungsthemen bleiben, die langfristig einen Mehrwert in der Stadt- und Regionalentwicklung schaffen. Die Vision, aus dem Ahrtal eine Modellregion für resiliente und nachhaltige Kommunal- und Regionalentwicklung zu machen, treibt viele der Akteur*innen des Kompetenznetzwerks an. Sie alle wollen zur weiteren Entwicklung der Themenfelder Klimaanpassung, Hochwasser und Resilienz beitragen.

Auftaktworkshop

Den Workshop zum Auftakt des Kompetenznetzwerks empfanden viele Teilnehmende als gelungen. Er hat gezeigt, wie wichtig der Austausch und die Vernetzung ist und inwiefern das Ahrtal davon profitieren kann. Teil des Workshops waren vier Breakout-Sessions, in denen die Teilnehmer*innen sich zu verschiedenen Fragestellungen und Handlungsfeldern austauschten. Schon dieser erste Diskurs hat geholfen, gemeinsam eine wissenschaftliche Agenda zur Begleitung des Wiederaufbaus zu entwerfen. Darüber hinaus konnten in dieser ersten virtuellen Begegnung bereits erste Kooperationen identifiziert und nächste Arbeitsschritte angedacht werden. Dazu zählt zum Beispiel ein Folgeworkshop im Themenfeld Technische Infrastruktur. Darin werden Vertreter*innen verschiedener Disziplinen und Hochschulen zusammenkommen und sich über ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Energiekonzept für die Modellregion Ahr austauschen.

Hintergründe zum Hochwasser 2021 in Deutschland und welche Rolle der Klimawandel dabei spielte, lesen Sie hier.

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