27.10.2016

Wettbewerb

Umstrittener Gewinner

Jedes Jahr im Oktober wird es entschieden: Die kürt den Baum des Jahres. Für 2017 ist die Wahl eine Überraschung, die Jury entschied sich für den häufigsten Baum Deutschlands: die Fichte.

„Die Fichte steht schon einige Zeit auf unserer Liste“, sagte Initiator der Aktion, Dr. Silvius Wodarz. Mit der Wahl des Baum des Jahres will die Dr. Silvius Wodarz Stiftung die Wertschätzung für Bäume in der Landschaft, im Wald, in Parks oder auch auf Plantagen stärken.

Die Fichte, oder auch Picea abies, wächst im Schnitt 40 bis 60 Meter hoch und kann über 400 Jahre alt werden. Ein 585-jähriges Exemplar schaffte es 1867 sogar vom tschechischen Böhmerwald auf die zweite Pariser Weltausstellung. Erst mit 30 Jahren blüht die Fichte, je nach Standortfaktoren kann es doppelt so lange dauern bis die zart rosa oder weißen Blüten zu sehen sind. Die Fichte ist der „Brotbaum“ der Forstwirtschaft, in Bayern macht sie etwa 40 Prozent des Baumbestands aus.

Die Fichte ist der Baum des Jahres 2017. Foto: Bernard Spragg. NZ
Sie ist der häufigste Baum in Deutschland. Foto: Don Toofee
Erst mit 30 bis 70 Jahren blüht die Fichte zum ersten Mal. Foto: Ole Husby
Bis in die 1960er Jahre war die Fichte der Weihnachtsbaum schlechthin. Foto: Robin Jaffray
In alpinen Regionen sind Fichtenwälder ein guter Lawinenschutz. Foto: Suedkollektiv

Beliebtes Holz, Harz und Honig

Fichtenholz findet zwar vor allem als Bauholz hohen Absatz, es eignet sich aber auch für sehr präzise und feine Holzarbeiten, dazu zählen traditionell die Spielzeuge und Figuren aus dem Erzgebierge. Es wird als Klang- oder Tonholz auch bei vielen Musikinstrumenten, darunter Klaviere, Cembalos, Harfen, Gitarren und viele Streichinstrumente wie Violinen.

Das Harz der Fichte wurde früher zur Herstellung von Lacken oder Terpentin genutzt, besonders aber auch als sogenanntes Brauerpech, mit dem die Bierfässer von innen versiegelt wurden.

Im 19. Jahrhundert fand in Deutschland eine große Aufforstung statt – vor allem mit Fichten. Zu dieser Zeit begann auch die Karriere als Tannenbaum, um den anderen Jungpflanzen im Wald mehr Platz zum wachsen zu geben. Bis in die 1960er-Jahre war die Fichte der deutsche Weihnachtsbaum, nach Ende der Aufforstungsaktionen übernahmen Christbaum-Plantagen den Markt. Heute finden vor allem aus dem Kaukasus stammende Nordmann-Tannen Einzug in die Wohnzimmer.

Die Fichte ist nicht nur die größte Quelle für Holz, sondern auch für Waldhonig. Die Bienen sammeln den Honigtau der Schild- und Rindenläuse und verarbeiten ihn anschließend weiter.

In alpinen Regionen sind die Fichten der günstigste Lawinenschutz. Wo Fichtenwälder die Hänge überziehen kann es kaum zu Lawinen kommen.

Bald könnte die Fichte, obwohl sie der häufigste Baum in Deutschland ist, vom Aussterben bedroht sein. Die Monokulturen schaffen Imageprobleme, höhere Temperaturen und Trockenheit setzen dem Baum zusätzlich zu.

Video zum Baum des Jahres

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