Städte brauchen mehr Bäume, aber Stadtbäume leiden auch unter enormem Hitzestress. Geschäftsführer Bert Habrich erklärt im Interview, wie die mobilen Bewässerungsmodelle der GEFA Produkte® Fabritz GmbH helfen können und welche Lösungen das Unternehmen anbietet.
Altbaumbestand pflegen und sanieren
Bert Habrich, gemäß dem Motto „Sichert eine grüne Zukunft“ hat sich das deutsche Unternehmen GEFA Fabritz insbesondere dem Baum verschrieben. Begrünung gilt als der nachhaltige Gamechanger in puncto Hitzebewältigung. Sie arbeiten tagtäglich mit zahlreichen Kommunen und Metropolen zusammen. Wo stehen deutsche Städte in puncto Begrünung?
Deutsche Städte haben meines Erachtens in puncto Begrünung bereits wichtige Fortschritte gemacht, stehen aber vor erheblichen Herausforderungen und müssen weitere Anstrengungen unternehmen, um eine nachhaltige, grüne Zukunft zu sichern. Es gibt ja die bekannten Initiativen in den Großstädten Freiburg, München, Hamburg, Frankfurt oder Berlin mit nachhaltigen Planungsansätzen, grüne Korridore, urbane Gärten, Park- und Grünflächenverbindungen. Was aber viele nicht wissen, sind die Anstrengungen von kleineren und mittleren Kommunen, die nicht so im Fokus stehen. Wir bearbeiten täglich Anfragen und Projekte, wo es zum Beispiel um so banale Dinge wie einen Parkplatzneubau geht. Früher waren da entweder gar keine Bäume vorgesehen oder Baumpflanzungen mit ganz kleinen Pflanzgruben, einer einfachen Baumanbindung und gut war. Heute machen sich viele Planer in Zusammenarbeit mit sämtlichen Beteiligten „Grüne, Graue und Blaue“ Gedanken über nachhaltige Bepflanzung mit ausreichendem Wurzelraum, Schutz der Infrastruktur, Auswahl klimaresilienter Bäume, der Bewässerungslösung einschließlich Regenwassernutzung und geeignetem Substrat. Das hat sich definitiv positiv verändert und genau diese Art der Projekte und Zusammenarbeit aller Beteiligten benötigen wir. Entscheidend wird aber meines Erachtens sein – und das haben sicherlich die überwiegende Mehrheit aller Kommunen erkannt – den Bestand von Bäumen langfristig zu erhalten. Wir können noch so viele neue Begrünung in der Stadt vorsehen. Das bringt alles nichts, wenn wir nicht den Altbaumbestand auf dem gleichen Niveau halten, ihn pflegen, sanieren und vor allem bei Baumaßnahmen eine entsprechende fachliche Begleitung vorsehen. Und da stehen wir leider immer noch in vielen Kommunen am Anfang.
Engagement wächst, aber die Umsetzung ist unterschiedlich
Klimaanpassung und Klimaschutz haben sich weltweit zu politischen Buzzwords entwickelt. Welchen Stellenwert haben Hitzebewältigungsmaßnahmen und Klimaanpassung bei Politik und Stadtverwaltung Ihrer Meinung nach wirklich?
Ich glaube schon, dass es durch die wissenschaftlichen Grundlagen, individuelle Beobachtungen, Gesetze, Klimaschutzabkommen und damit verbundene Förderprogramme tatsächlich zu einem Umdenken bei unseren Städten und Gemeinden gekommen ist. Aber es bleibt ein Problem der konkurrierenden Prioritäten. Die meisten Kommunen stehen vor finanziellen Herausforderungen. Oft müssen sie zwischen verschiedenen dringenden Bedürfnissen abwägen. Hinzukommen die politischen Zyklen und kurzfristige Prioritäten. Hier ist es oft einfacher Projekte mit sofort sichtbaren Ergebnissen anzugehen. Und nicht alle Stadtverwaltungen – ich würde sogar behaupten die wenigsten – verfügen über das notwendige Fachwissen und die technischen Kapazitäten, um effektive Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Und das wird sich leider auch nicht kurzfristig ändern, was die Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen und Ebenen der Regierung bis hin zur kommunalen Ebene sicherlich nicht einfacher macht. Mein Eindruck: Das Engagement wächst, aber die Umsetzung ist unterschiedlich. Insgesamt sehe ich positive Entwicklungen, aber es bleibt noch viel zu tun, um die Klimaanpassung und Hitzebewältigung in der Praxis vollständig zu integrieren und effektiv umzusetzen.
Forderung nach nachhaltigem Konzept
Auch ein Stadtbaum leidet unter Hitzestress. Sie haben deswegen bei GEFA Fabritz unter anderem mobile Bewässerungsmodelle entwickelt. Was sind die größten Herausforderungen für Stadtbäume? Wie schützen wir sie besser?
Hitzestress oder Trockenstress ist ein komplexes Thema, das mehr umfasst als nur das Thema Wässern. Stadtbäume sind hohen Temperaturen ausgesetzt, die durch den Urban Heat Island Effect noch verstärkt werden. Trockenperioden und unzureichende Niederschläge verstärken den Wassermangel, was die Gesundheit und das Wachstum der Bäume verschlechtert. Hinzu kommt, dass in städtischen Gebieten die Böden oft stark verdichtet sind, was die Wasseraufnahme und Wurzelentwicklung einschränkt. Wurzeln haben oft nicht genug Platz zur Ausbreitung, was ihre Stabilität und Nährstoffaufnahme beeinträchtigt. Hinzu kommen die natürlichen städtischen Feinde wie Verkehr und Bauarbeiten: Die Stadtbäume sind dadurch zusätzlichen Schadstoffeinträgen, Beschädigungen durch Baufahrzeuge und Bodenverdichtungen ausgesetzt. Ich denke, dadurch wird deutlich, dass wir hier ganzheitlich herangehen müssen. Den feindlichen Standort Stadt müssen wir so optimal wie möglich an das natürliche Vorbild bringen: bei Neupflanzungen entsprechende klimaresiliente Baumarten auswählen, auf Diversität achten und mit Wurzelkammersystemen, Belüftungs- und Bewässerungslösungen, speziellen Baumsubstraten inklusive Zuschlagstoffen und Mykorrhizen für optimale Bedingungen sorgen. Beim Altbaumbestand können Maßnahmen wie die mechanische Bodenlockerung und Belüftung die Bodenstruktur verbessern und die Wasseraufnahme fördern. Mykorrhiza-Impfungen, die regelmäßige Pflege, einschließlich Rückschnitt und Gesundheitskontrollen, sind wichtig, um die Vitalität der Bäume zu erhalten und zu fördern. Der Schutz von Stadtbäumen erfordert ein ganzheitliches und nachhaltiges Konzept, das sowohl kurzfristige Maßnahmen als auch langfristige Strategien wie die Verbesserung der Bodenbedingungen und die Integration von Grünflächen in die Stadtplanung umfasst. Durch innovative Lösungen und kontinuierliche Pflege können Stadtbäume besser vor den Herausforderungen des urbanen Lebens und des Klimawandels geschützt werden.
Klimawandel heißt Hitze und Starkregen
Zwischen 2030 und 2050 sollen jährlich an die 250.000 Menschen weltweit in Folgen des Klimawandels – unter anderem durch extreme Hitze – sterben. Als Experte für Baumverankerung und Bewässerung: Welche Systeme, Innovationen, Strategien würden Sie gerne mehr in internationalen Städten sehen?
Ich kann mich da nur wiederholen. Wir müssen ganzheitlich an die Sache herangehen und mit allen Beteiligten am Tisch sitzen, einschließlich der kompletten Bevölkerung. Es gibt interessante Konzepte, Vorreiter, Insellösungen – man muss sie nur einmal zusammenbringen. Und wir müssen querdenken und in andere Bereiche schauen, was gibt es, das wir adaptieren können? Auch hier spielt dann bei Einzellösungen die Digitalisierung eine Rolle, zum Beispiel bei fortschrittlichen Bewässerungssystemen: Sensoren und IoT-basierte Systeme können die Bodenfeuchtigkeit überwachen und die Bewässerung den Wetterbedingungen automatisch anpassen. Dies spart Wasser und stellt sicher, dass Bäume genau dann bewässert werden, wenn sie es brauchen. Verbunden mit Zuschlagstoffen, die in der Lage sind, Wasser im Boden zu speichern und wieder abzugeben, wird zusätzlich kostbares Wasser gespart. Das sollte eigentlich Standard sein und rechnet sich langfristig auch finanziell. Wenn wir aufgrund von Platzmangel in die Höhe bauen, sollten wir auch Bäume integrieren. Ein Blick zu unseren Nachbarn, den Niederlanden, zeigt sogar, wie man sozialen Wohnungsbau mit Dach- und Fassadenbegrünung verbindet. Der Trudo Toren in Eindhoven zum Beispiel, da sind große Bäume am ganzen Gebäude integriert, die mit innovativen Verankerungen gesichert wurden. Solche Neubauprojekte, in Verbindung mit traditionellen Gründächern und Fassadenbegrünungen, sind die Zukunft. Ähnliches haben wir im Übrigen bereits vor fast zwei Jahrzehnten in Essen bei einem Hundertwasserprojekt schon realisiert. Und Klimawandel heißt nicht nur Hitze, sondern auch Starkregen. Oberflächenwässer gezielt zu nutzen ist die Zukunft. Hier hoffe ich, dass in Zukunft die grüne Branche im Lead ist und gemeinsam mit der Industrie innovative Lösungen vorantreibt, bei denen der Baumstandort und der Wasserbedarf bestimmt, wie das Schwammstadtprinzip umgesetzt wird und die Baumgrube sowie der Wurzelraum nicht nur als Versickerungsfläche angesehen wird.
Bevölkerung muss informiert werden
Wo müssen wir in puncto Hitzebewältigung hin? Und wer ist hierfür in der Verantwortung? Und welche Verantwortung übernehmen Sie hierbei als Unternehmen?
Drei Fragen, über die man eigentlich ein ganzes Buch schreiben könnte. Ich versuche es so und knapp wie möglich zu halten: Zum einen brauchen wir mehr urbane Grünflächen, mehr Bäume in der Stadt. Das geht nur über entsprechende Bauvorschriften und auch das Engagement eines jeden Einzelnen. Wir benötigen eine nachhaltige Stadtplanung, die kurze Wege, viel Grün und gemischte Nutzungen fördert. Die Förderung von umweltfreundlicher Mobilität reduziert den Verkehr und die damit verbundene Wärmeentwicklung. Regierungen auf allen Ebenen müssen die politischen Rahmenbedingungen schaffen und die notwendigen Mittel bereitstellen, um Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen. Die Stadtverwaltungen sind verantwortlich für die Planung und Implementierung von Grünflächen, Parks und nachhaltiger Infrastruktur. Aber auch Unternehmen sollten nachhaltige Praktiken in ihren Betrieb integrieren und in grüne Infrastruktur investieren. Wir haben in diesem Jahr bei der GEFA eigens eine neue Stelle des Nachhaltigkeits- und Innovationsmanagers geschaffen. Und wir sind ein vergleichsweise kleines Unternehmen mit unter 30 Mitarbeitern. Ziel ist sowohl intern als auch extern nachhaltiger zu werden und Lösungen zu entwickeln, Partnerschaften mit Unternehmen zu etablieren, die nicht nur Wachstum von Bäumen und deren Vitalität langfristig sichern, sondern, wo immer technisch machbar auch nachhaltig sind. Kurzfristige Erfolge haben wir mit einem Hohltau zur Kronensicherung aus Recycling PES oder einem biologischen Wasserspeicher aus Lignin schon erzielt. Unerlässlich ist es aber bei allen Anstrengungen: Die Bevölkerung muss informiert und in Klimaanpassungsmaßnahmen eingebunden werden. Gemeinschaftsinitiativen und Beteiligungsprozesse sind wichtig. Die Bewältigung der städtischen Hitzeproblematik erfordert einen umfassenden und koordinierten Ansatz, bei dem Regierungen, Unternehmen und Bürger gemeinsam Verantwortung übernehmen. Die GEFA trägt durch innovative Produkte und Dienstleistungen sowie durch Partnerschaften mit Planern, Unternehmen, Städten und Gemeinden aktiv zur Lösung dieser Herausforderungen bei. Durch kontinuierliche Forschung, Entwicklung und Aufklärung können wir nachhaltige und effektive Maßnahmen zur Hitzebewältigung implementieren und so die Lebensqualität in unseren Städten verbessern.
Kurzvita
Bert Habrich – CEO der GEFA Produkte® Fabritz GmbH in Krefeld. Bert Habrich absolvierte von 1988 bis 1990 eine Ausbildung zum Redakteur. Nach seiner Ausbildung arbeitete er bis 1993 als Redakteur bei der Offenbach-Post. Anschließend verschrieb er sich der Werbung und dem Marketing parallel zu seiner Studentenzeit (Germanistik und Pädagogik) an der Universität zu Köln und entdeckte seine Passion für urbane Natur u.a. bei Projekten wie die Schaffung und Begleitung eines ökologischen Lehrpfades Im Landschaftspark Duisburg. Habrich trat 2000 der GEFA Produkte Fabritz GmbH bei und arbeitete knapp 12 Jahre im Unternehmen, wobei er maßgeblich zur Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte beitrug.
Nach seiner ersten Phase bei GEFA Fabritz wechselte Bert Habrich in den Vertrieb, wo er in verschiedenen amerikanischen Softwareunternehmen sowie bei SAP tätig war. In diesen Rollen erweiterte er seine Expertise im internationalen Vertrieb und in der Unternehmensführung. 2022 kehrte Bert Habrich zur GEFA Produkte® Fabritz GmbH zurück und übernahm die Position des CEO. Seitdem leitet er gemeinsam mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Dipl.-Oec. Thorsten A. Fabritz das Unternehmen mit einer klaren Vision für Nachhaltigkeit und Innovation.
Bert Habrich engagiert sich in der Aufklärung über die Bedeutung von Stadtgrün und nachhaltigen Lösungen für den Klimawandel. Er hält regelmäßig Vorträge und beteiligt sich an Fachkonferenzen sowie bei der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL).
Die GEFA Produkte® Fabritz GmbH
Seit 1990 liefert die GEFA Produkte® Fabritz GmbH innovative Spezialprodukte an Garten- und Landschaftsbau sowie kommunale Dienste für Grünflächen. Gründer Prof. h.c. Gerhard Fabritz legte den Grundstein des heutigen Unternehmens mit Fokus auf den Erhalt der Umwelt.
Diese Philosophie setzen die beiden Kinder Anja Fabritz und Dipl.- Oec. Thorsten A. Fabritz weiter fort – bewusst mit einem gehörigen Maß an Kontinuität beim Umgang mit Kunden, Lieferanten und Personal. Ein Familienbetrieb, in dem sich die grüne Leidenschaft fortpflanzt. Seit seiner Gründung hat sich die GEFA darauf spezialisiert, innovative Lösungen für die anspruchsvollen Anforderungen der urbanen Baumpflanzung zu entwickeln und anzubieten. Ihre Mission ist es, städtische Räume grüner und lebenswerter zu gestalten.
Die GEFA versteht die Bedeutung von Bäumen in urbanen Lebensräumen und arbeiten eng mit Landschaftsarchitekten, GaLaBau-Profis und anderen Fachleuten der grünen Branche zusammen, um qualitativ hochwertige und bewährte Lösungen anzubieten. GEFA baut kontinuierlich ihr Produktportfolio auch unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit aus. Es reicht von Systemen zur unter- und oberirdischen Jungbaumsicherung, über die Altbaumsicherung mit diversen Lösungen zur Kronensicherung, über Bodenhilfsstoffe wie Mykorrhiza und Co. zur Wasserspeicherung und Vitalisierung bis hin zu Spezialsystemen für Baumquartiere im urbanen Raum. Ein weiteres Augenmerk legt das Unternehmen auf Bewässerungssysteme, unsere Fachberater erarbeiten maßgeschneiderte Lösungen für die effiziente Wasserversorgung von Grün. Es umfasst die Planung, Lieferung von Komponenten und Betreuung von Fachfirmen. GEFA Fabritz beliefert Kunden in der gesamten EU.
www.gefafabritz.de | info@gefafabritz.de
Dieses Interview ist Teil der Beat the Heat Initiative, die GEFA Fabritz supportet. Mehr zu Beat the Heat erfahren Sie hier.