29.09.2023

Gesellschaft

Bergbahn: Mobilität in den Bergen

Frische Luft im Sessellift. Quelle: unsplash
Frische Luft im Sessellift. Quelle: unsplash

Seit langer Zeit faszinieren uns die so schön wie menschenabweisenden Berge. Wir wollen sie erklimmen, aneignen und kontrollieren. Der gemütlichste Weg gen Himmel ist wohl mit Bergbahnen. Tatsächlich gibt es diese aber erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Von Zahnradbahnen bis Doppeldecker-Seilbahnen, hier kommen zehn Beispiele von Verkehrsmitteln in Berglandschaften.


Luftseilbahn

Seilbahnen werden an Orten errichtet, die unbezwingbar erscheinen. Hier unterscheidet man zwischen Luft- und Standseilbahnen. Luftseilbahnen lassen Kabinen, Gondeln oder Sessel hoch über dem Boden schweben. Sie werden von einem oder mehreren Drahtseilen getragen.

Die längste und höchste Luftseilbahn steht in Kanada. Die erste Luftseilbahn der Welt befindet sich aber sehr viel näher — im Schweizer Kanton Obwalden. Die Bergbahn von 1992 begeisterte bereits damals mit ihrem rotierenden Kabinenboden. In Bad Reichenhall steht außerdem die älteste im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt. Die sogenannte „Predigtstuhlbahn“ von 1928 galt als Muster einer perfekten Luftseilbahn. Heute stehen die zwölfeckigen roten Gondeln unter Denkmalschutz. Die nostalgische Bergbahn fährt aber noch immer! Dafür arbeitet ein Maschinist in der Bergstation. 


Pendel- und Umlaufbahn

Bei einer Pendelbahn bewegen sich zwei Kabinen synchron auf getrennten Tragseilen. Ein Zugseil bewegt sie dabei bei der Auf- und Abfahrt. Die Kabinen sind oft groß. So befördern sie viele Menschen auf einmal und meist zu fixen Abfahrtszeiten. Bei Umlaufbahnen kommen eher mehrere kleinere Kabinen zum Einsatz. Einseil-, Zweiseil- und sogar Dreiseil-Umlaufbahnen bewegen sich dafür auf fixierten Tragseilen und umlaufenden Zugseilen für die Gondeln. Dreiseil-Umlaufbahnen haben derzeit die höchste Förderleistung — bis zu 5 500 Personen pro Stunde. Ein Beispiel dafür ist der „Glacier Ride“ in Zermatt. Als höchste Dreiseil-Umlaufbahn der Welt befördert diese Bergbahn bis zu 2 000 Menschen pro Stunde. Als weiteres Highlight haben die Gondeln einen Glasboden. Man sollte also schwindelfrei sein, um diesen Allround-Blick genießen zu können. 

"Matterhorn Glacier Ride". Quelle: (c)Zermatt Bergbahnen
„Matterhorn Glacier Ride“, Quelle: (c)Zermatt Bergbahnen

Standseilbahn

Standseilbahnen bewegen sich entlang einer festen Strecke, oft auf Schienen. Die Fortbewegung erfolgt durch Drahtseile, die die Kabinen ziehen. Früher nutzte man hierfür Wasserballasttanks. Ein Stück Seilbahngeschichte erwartet Tourist*innen beispielsweise im Schweizer Nidwalden. Die über 125 Jahre alte „Stanserhorn-Bahn“ befördert sie von Stans zur gleichermaßen spektakulären „CabriO“-Seilbahn. Die nostalgische Bergbahn von 1893 begeistert dabei mit charmanten Holzkabinen. Eine andere Standseil-Bergbahn ist die „Hungerburgbahn“ in Innsbruck. Diese entwarf niemand geringeres als Star-Architektin Zaha Hadid. Die futuristisch geschwungenen Dächer der Bahnstationen sollen dabei an Gletscherzungen und Moränen erinnern. Und im Tiroler Ort Serfaus gibt es eine besondere Variante der Standseilbahn: eine unterirdische Luftkissenschwebebahn. Ein weiteres Highlight bildet die „Gelmerbahn“. Diese diente die letzten hundert Jahre dazu, ein Kraftwerk im Berner Oberland zu errichten und zu betreiben. Nun dürfen auch Tourist*innen im Sommer die außergewöhnliche Bergbahn nutzen. An den steilsten Punkten hat sie ein Gefälle von 106 Prozent! Das macht sie zur steilsten offenen Standseilbahn Europas. Darüber hinaus sitzt man auf dieser achterbahnartigen Fahrt bei offenem Wagen stets talwärts.

Historische "Stanserhorn-Bahn". Quelle: CabriO Stanserhorn-Bahn
Historische „Stanserhorn-Bahn“, Quelle: CabriO Stanserhorn-Bahn
"Hungerburgbahn" von Zaha Hadid. Quelle: pixhere
„Hungerburgbahn“-Gebäude von Zaha Hadid. Quelle: pixhere

Schwebeseilbahn

Diese Anlagen klettern an den steilsten Hängen empor, damit wir in der Luft schwebend spektakuläre Ausblicke genießen. Die „l’Aiguille du Midi Bergbahn“ in Frankreich ist zum Beispiel eine technologische Meisterleistung. Diese Bergbahn beinhaltet den weltweit längsten Seilbahnabschnitt, der ohne Zwischenstützen konstruiert wurde.


Doppeldecker-Seilbahn

Der Name kündigt es bereits an: „CabriO“ ist eine offene Seilbahn. Doch nicht nur das. Es ist auch der erste seilbahngeführte Doppeldecker der Welt. Diese Schweizer Bergbahn wird seitlich zwischen zwei Seilen geführt. Die Kabine der Gondeln ist dabei vollverglast. Als wäre das nicht genug, gibt es noch ein Oberdeck. Hier lässt sich also auf 1 900 Meter Höhe alpine Luft schnuppern. In die Kabine passen sechzig Personen, auf das Oberdeck dreißig. 

"CabriO" Doppeldecker Seilbahn. Quelle: CabriO Stanserhorn-Bahn
So sieht die „CabriO“ Doppeldecker Seilbahn aus. Quelle: CabriO Stanserhorn-Bahn
"CabriO" Doppeldecker Seilbahn. Quelle: CabriO Stanserhorn-Bahn
Oberdeck der „CabriO“ Doppeldecker Seilbahn, Quelle: CabriO Stanserhorn-Bahn

Drehseilbahn

Es gibt bereits Gondeln, die sich um 360 Grad drehen. Ein Beispiel hierfür ist die Seilbahn „Titlis Rotair“. Die Gondeln der weltweit ersten Drehseilbahn schrauben sich auf dem Weg zum Gipfel einmal um sich selbst. Da steht einem Panoramablick nichts mehr im Wege.


Versogrerbahn

Heuballen statt Tourist*innen — manche Bergbahnen priorisieren anders. Da gibt es zum Beispiel das Schweizer „Buiräbähnli“. Diese Kleinstseilbahn dient zur Versorgung von Bauernhöfen, nimmt aber auch Fremde mit. Fernab von Hightech hält nur ein Bretter-Gatter die Insassen in der roten Kabine. 


Korblift

Ja, so etwas gibt es noch. Jenseits moderner Technologie mit schicken Namen findet man auch noch diese Fortbewegungsmodelle. Der nostalgische Korblift „Vellau“ beispielsweise besteht aus einem brusthohen Metallkorb für zwei Personen. Dann geht es stehend — und sehr gemächlich — über Wiesen und Wälder zur Leiteralm. 

Korblift in Vellau zur Leiteralm, Foto: Whgler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Korblift in Vellau zur Leiteralm, Foto: Whgler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Sessellift

Etwas bequemer klingt dann doch der Sessellift. Ob als Einzelplatz oder zu mehreren nebeneinander, transportiert diese Bergbahn einen aufwärts. Statt in einer geschlossenen Kabine, sitzt man an der frischen Luft. Gesichert wird man dabei meist über einen von oben herunter ziehbaren Bügel. 

Sessellift. Quelle: unsplash
Sessellift. Quelle: unsplash

Zahnradbahn

Anstelle von Seilen kommen hier Zahnräder bei der Fortbewegung zum Einsatz. Dabei greifen die zackigen Räder in die Zahnstange am Boden. Die Schweizer „Pilatusbahn“ ist die steilste Zahnradbahn der Welt. Die ursprünglichen Dampftriebswagen stehen im Museum. Heute läuft die Strecke modernisiert mit Elektrobetrieb. In der Schweiz gibt es außerdem noch eine Zahnradbahn mit Extrawurst. Der „Dampfwürstlibummler“  von 1892 führt im gemächlichen Tempo auf das Rothorn. Als Schmankerl neben dem Ausblick gibt es hier die bekannten Heizerwürstli. Diese werden während der Fahrt auf dem Dampfkessel gegart. 

"Pilatusbahn". Quelle: unsplash
„Pilatusbahn“, Quelle: unsplash
Gelmerbahn in Fahrt. Quelle: Kraftwerke Oberhasli AG / David Birri
Gelmerbahn in Fahrt, Quelle: Kraftwerke Oberhasli AG / David Birri

Auch interessant: Was sind eigentlich die schnellsten Züge der Welt? Diese Frage klären wir hier.

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