Schon seit den ersten Dampflokomotiven gibt es Bestrebungen, den schnellsten Zug der Welt zu bauen. Derzeit können die deutschen ICEs zum Beispiel bis zu 330 Kilometer pro Stunde fahren. Welches eigentlich die schnellsten Züge der Welt sind, lesen Sie hier.
Tägliche Spitzengeschwindigkeit von 430 Kilometern pro Stunde
Immer wieder machen Zughersteller Schlagzeilen, weil sie Geschwindigkeitsrekorde brechen wollen. So kam etwa im April 2023 die Nachricht, dass China mit seinem Hyperloop-System bis zu 1 000 Kilometer pro Stunde erreichen will. Erste erfolgreiche Tests der Magnetschwebebahn haben diese Geschwindigkeit anscheinend erreicht. Das Ganze ist über eine weitgehend luftleere Röhre nötig, in der der Zug bei geringem Energieverbrauch beschleunigt. Mit dieser Technologie könnten Züge bald so schnell unterwegs sein wie Flugzeuge.
Die erste Hyperloop-Strecke, die auch Tesla-Unternehmer Elon Musk beworben hat, soll bis 2035 stehen. Sie könnte 150 Kilometer lang sein und die beiden Mega-Städte Shanghai und Hangzhou in China miteinander verbinden. Selbst ohne Röhre kann der Zug laut Testfahrt bereits auf 623 Kilometer pro Stunde beschleunigen.
Und schon jetzt kommt der schnellste Zug der Welt aus China. Der „Shanghai Maglev“, ebenfalls eine Magnetschwebebahn, verbindet das Stadtzentrum von Shanghai mit dem Pudong-Flughafen. Diese Strecke ist 30 Kilometer lang. Der Zug braucht dafür nur sieben Minuten und 30 Sekunden. Dabei erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 460 Kilometern pro Stunde. Täglich werden auf einem kurzen Stück der Strecke und nur zu bestimmten Zeiten 430 Kilometer pro Stunde erreicht. Normalerweise beträgt das Spitzentempo des Transrapid-Zuges 300 Kilometer pro Stunde.
Schnellste Züge der Welt über 300 Kilometer pro Stunde
China hat die schnellsten fahrplanmäßigen Züge der Welt. Neben dem Maglev-Zug in Shanghai fahren dort auch die CR400-„Fuxing“-Züge, die im Alltag 350 Kilometer pro Stunde erreichen. Bis zu 1 200 Reisende können so pro Zug auf den Strecken Peking-Shanghai-Hongkong und Peking-Harbin hin- und hersausen. Während China also auch den Rekord für den schnellsten Zug auf einer längeren Strecke hält, gibt es Debatten um den Titel des zweit- und drittschnellsten Zugs. Der ICE3 aus Deutschland erreicht bis zu 330 Kilometer pro Stunde, der TGV aus Frankreich 320 Kilometer pro Stunde. Auch die japanischen Shinkansen-Züge erreichen bis zu 320 Kilometer pro Stunde und gelten zudem als besonders sicher und verlässlich.
Der ICE3 beeindruckt mit Spitzenwerten von 368 Kilometer pro Stunde. Im Alltag fährt er jedoch meist 250 Kilometer pro Stunde und maximal 300 Kilometer pro Stunde, denn ein höheres Tempo ist in Deutschland nicht erlaubt. Der TGV hingegen hat eine konventionelle Geschwindigkeit von 320 Kilometer pro Stunde und gewinnt damit in der Praxis.
Je nach Auslegung ist Spanien mit seinem AVE-Zug ebenfalls unter den schnellsten Zügen: Das Land hat mit dem AVE S-103 aus den früheren TGVs eigene Schnellzüge entwickelt. Sie sind auf Europas längstem Netz zwischen Madrid, Sevilla, Málaga, Valencia, Galicien und Barcelona unterwegs. Die Betriebsgeschwindigkeit liegt bei 310 Kilometer pro Stunde, aber bei Verspätungen können die AVE-Züge auch bis zu 350 Kilometer pro Stunde fahren. Im Jahr 2006 brach der Zug sogar mit 404 Kilometer pro Stunde den spanischen Geschwindigkeitsrekord.
Mehr als 500 Kilometer pro Stunde sind schon seit 1990 möglich
Schon in den 1980er-Jahren begann das Wettrennen um den schnellsten Zug der Welt. Insbesondere in Europa gab es eindrucksvolle Versuche, wobei ICE und TGV stets Nase an Nase lagen. Seit dem Jahr 2000 machen sich auch Japan und China einen Namen mit ihren schnellen Zügen. Diese Züge waren drauf und dran, den Titel Schnellster Zug der Welt zu erlangen:
- 406 Kilometer pro Stunde: Zwischen 1988 und 1989 gab es in Deutschland den InterCityExperimental (ICE/V), der Geschwindigkeiten von 406 Kilometer pro Stunde erreichte. Damals galt es, gerade in Konkurrenz zum TGV, als nationale Aufgabe, einen eigenen Hochgeschwindigkeitszug zu bauen.
- 515,3 Kilometer pro Stunde: Am 1. Dezember 1989 zeigte der TGV der Deutschen Bahn, dass auch 482,7 Kilometer pro Stunde pro Stunde möglich waren. Und im Mai 1990 erreichte der TGV-Atlantique sogar 515,3 Kilometer pro Stunde.
- 574 Kilometer pro Stunde: Schon 1980 etablierte TGV eine Rekordgeschwindigkeit von 380 Kilometer pro Stunde. Und die französische Bahngesellschaft SNCF hält auch den Rekord für den schnellsten Zug mit Rädern auf Schienen: Am 3. April 2007 war der Versuchszug TGV V150 mit 574 Kilometer pro Stunde unterwegs.
- 487,3 Kilometer pro Stunde: Der CRH380BL ist ein chinesischer Zug im öffentlichen Betrieb, der am 9. Januar 2011 die Rekordgeschwindigkeit 487,3 Kilometer pro Stunde pro Stunde erreichte. Zwischen Xuzhou und Bengbu gelang das Wunder.
TGV-Technologie ist weltweit beliebt
Am schnellsten sind Züge mit Magnetschwebetechnologie. So stellte etwa die japanische Magnetschwebebahn JR-Maglev MLX01 Rekorde auf. Im Dezember 2003 erzielte sie eine Höchstgeschwindigkeit von 581 Kilometer pro Stunde, wenn auch nur für wenige Sekunden. Auf dieser Grundlage wurde der Shinkansen L0 entwickelt, der bis zu 603 Kilometer pro Stunde erreicht. Dazu rollt er zu Fahrtbeginn auf Gummirädern und wird ab 150 Kilometer pro Stunde von Gummirädern angehoben. Dies vermeidet Reibung und ermöglicht neue Rekorde. Ab 2027 sollen öffentliche Fahrten mit dem Shinkansen L0 möglich sein.
Und auch andere Länder nutzen inzwischen Technologien wie etwa die von TGV, um einige der schnellsten Züge der Welt zu bauen. In Spanien, Südkorea, Taiwan, Marokko, Italien und den Vereinigten Staaten sind TGV-inspirierte Züge unterwegs. In Marokko befindet sich Afrikas erste Hochgeschwindigkeitsstrecke für Züge, die seit 2018 Tangier mit Casablanca verknüpft. Derzeit fahren die Züge dort bereits bis zu 320 Kilometer pro Stunde, wobei das Projekt noch nicht ganz fertig ist. Der afrikanische Rekord auf der Strecke liegt bei 357 Kilometer pro Stunde.
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