25.02.2020

Gesellschaft

Berlin im Kaufrausch

Bearbeitung: bdla

Mit dem Kauf allein ist es nicht getan

Berlin hat momentan die Möglichkeit, eine bevorratende Bodenpolitik zu betreiben und gezielt Grünflächen zu fördern. Dem ist jedoch nicht der Fall. Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten fordert deshalb eine strategisches Vorgehen und ausreichende Mittel für Entwicklung und Pflege der angekauften Flächen.

Berlin befindet sich erstmals seit Jahrzehnten in der Lage, eine bevorratende Bodenpolitik zu betreiben. Doch von einem gezielten und strategischen Vorgehen fehlt jede Spur. Gekauft werde alles, was „nicht niet und nagelfest sei“, zitiert die Pressen den Regierenden Bürgermeister.

Dabei stehen nun die Chancen gut, strategisch nicht nur diejenigen Flächen anzukaufen, die zum Neubau von Wohnungen und sozialer Infrastruktur nötig sind, sondern auch neue Grünflächen mitzudenken. Die wachsende Stadt braucht dringend Flächen für eine mitwachsende Grüne Infrastruktur. Dies können Grünzüge, Uferrandstreifen, naturnahe Ausgleichs- und Ersatzflächen oder Potentialflächen für Vereins- und Breitensport sein, z.B. als Ergänzung für zu kleine Schulgrundstücke.

Ein Beispiel für ein stark vernachlässigtes Flächenpotential sind die so genannten Friedhofsüberhangflächen. Aufgrund des Trends zur Urnenbestattung sei hier immer weniger Platz vonnöten. Viele Friedhöfe sollen deshalb gewinnbringend veräußert werden, um die Kassen der Kirchen wieder aufzufüllen. Das bedeutet daher in der Regel eine Umwidmung in Bauland. Zwar wollen die Kirchen auch soziale Projekte wie Wohnheime für Geflüchtete, Wohnen für behinderte Menschen u.ä. umsetzen, aber aus „freiraumplanerischer Sicht ist diese Entwicklung ein Debakel“, so Eike Richter, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla). Denn die Friedhöfe bieten bereits alles, was man sich von einer urbanen Grünanlage erhofft: einen wunderbaren alten Baumbestand, Wege und Bänke. Und sie befinden sich meist in Ortsteilen mit einem großes Freiflächendefizit. Darüber hinaus bilden die Friedhöfe das kulturelle Gedächtnis Berlins und seiner Entwicklung zur Weltstadt.

Nun bestünde die Chance, diese Grünflächen in kommunalen Besitz zu überführen und weiter zu qualifizieren. Vor dem Hintergrund von Klimawandel und der Lebensqualität in der Metropole könne man es sich nicht mehr leisten, gewachsene Grünflächen und alte Bäume Baukörpern weichen zu lassen. „Berlin will und soll kaufen, aber bitte richtig und mit strategischem Blick auf die Entwicklung der Grünen Infrastruktur“, fordert Richter. Mit dem Kauf allein ist es aber nicht getan: Zusätzlich müsse die Stadt ausreichende Mittel für die Entwicklung und Pflege der angekauften Flächen bereitstellen!

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