02.11.2015

Gesellschaft

Bodengarten: Regenwurm, Maulwurf und Co.

von Bettina Krause

 

Nach Beschluss der UN Generalversammlung wurde 2015 als „Internationales Jahr des Bodens“ ausgerufen und soll als Plattform zur „Bewusstseinsbildung für den weltweiten Schutz der Böden dienen im Sinne eines nachhaltigen Managements zur Ernährungssicherung, der Sicherung der Ökosystemfunktionen und im Umgang mit den Anforderungen des Klimawandels für jetzige und künftige Generationen“.

Im Bodengarten lernen Kinder und Erwachsene die Erde unter ihren Füßen genauer kennen. Foto: Lichtschwärmer
An Tischen kann mit der Erde und Pflanzen experimentiert werden. Foto: Lichtschwärmer
Für Schulklassen ist der Bodengarten ein spannendes Ausflugsziel. Foto: Lichtschwärmer
Der Bodengarten wurde von Büro plancontext entwickelt. Foto: Lichtschwärmer

Eine gute Initiative auch für unsere Profession, denn viel zu selten wird das Augenmerk auf den Boden gelenkt. Um ein Bewusstsein für die Wichtigkeit dieses Themas bereits bei Kindern zu wecken, hat der Berliner Senat mit dem Bodengarten in der 30.000 Quadratmeter großen Berliner Gartenarbeitsschule „Ilse Demme“ ein Modellprojekt entwickelt, mit dem schon den Kleinsten der Wert des Bodens spielerisch vermittelt werden soll. 2014 eröffnete nach einem Jahr Planung durch das Berliner Landschaftsarchitekturbüro plancontext der deutschlandweit erste Bodengarten als 800 Quadratmeter große Themenanlage, die als experimentelle Werkstatt verstanden und benutzt werden soll.

Zwischen üppigen Blumenbeeten, kleinen Wiesen, verwunschenen Ecken, Obstbäumen und einem Wasserlabor befindet sich das Experimentierfeld am Rande der Gartenschule, das in Form einer Ausgrabungsstätte gestaltet ist. Die vegetative Schicht wurde abgetragen und bildet nun einen bepflanzten Einfassungswall. Dem Charakter einer Ausgrabung entsprechend, ist ein Bereich von einer Folienkonstruktion bedeckt, unter der sich eine 1,3 Meter tiefe Grube befindet. In diese können die Kinder über eine Holztreppe hineinklettern, um an Themen wie Bodenprofile, Bodenproben und Bodenarchiv herangeführt zu werden.

Das Leben unter der Erde wird in einem kleinen halbrunden Häuschen thematisiert: Auf Fotos und durch Gucklöcher können Bodentiere beobachtet und in der schummrigen Atmosphäre ein wenig das Gefühl unter Tage zu sein nachempfunden werden. Große Holztische stehen für kleine Experimente bereit, in Kisten können in Kalkstein eingeschlossene Fossilien aus einem Steinbruch entdeckt und mit dem Hammer bearbeitet werden, es gibt einen Schüttelturm mit unterschiedlich gekörnten Sieben, ein grünes Klassenzimmer, Anschauungspflanzen mit verschiedenen Substraten, Schatzkisten mit Bodenproben und insgesamt viel zu entdecken, zu erleben, anzufassen und ausprobieren.

Das Büro plancontext hat den Senat nicht nur bei der Planung der Anlage unterstützt, sondern auch einen Flyer und einen Leitfaden erstellt, der Vorschläge für Aufgaben und Übungen als Anregung für die Lehrer enthält. Die Kosten für die Anlage beliefen sich auf rund 170.000 Euro, wobei die Holzbauten von Schülern der Knobelsdorfschule für Bautechnik gefertigt sind und die Pflanzungen von der Gartenschule selbst vorgenommen wurden.

Einziger Wermutstropfen ist der Bodenbelag: Nach Angaben einiger Lehrer sei der aufgeschüttete Kies zu laut, wenn sich dutzende Kinder darauf gleichzeitig bewegen. Deshalb wird der Kies nun durch Rindenmulch ersetzt. Insgesamt ist das Feedback aber durchweg positiv und nach diesen ersten, sehr guten Erfahrungen mit dem Projekt sind bereits weitere, dezentrale Stationen innerhalb der Anlage geplant, die das Thema Boden auf kindgerechte Weise aufarbeiten; etwa als  Barfußweg, Fühlkisten, Bodenbohrer oder Komposthaufen. Und als kleiner Tipp: Auch für Kinderlose ist der öffentlich zugängliche, idyllische Garten einen Besuch wert, wenn man der versiegelten Großstadt für einen Moment entfliehen möchte. Weitere Standorte sind bereits in Planung.

Scroll to Top