Der Autohersteller Toyota will am Fuße des Mount Fuji in Japan auf 70 Hektar eine Smart-City-Modellmetropole bauen. Sie soll den schwungvollen Namen „Woven City“ haben. Für die Planung und Entwicklung der smarten „Toyota City“ wurde niemand anderes als Bjarke Ingels beauftragt. Baubeginn soll noch Anfang dieses Jahres sein.
Woven City oder Test City
Toyota-Konzernchef Akio Toyoda verglich sich scherzend mit dem verrückten Fabrikanten Willy Wonka aus dem Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“, als er im Januar 2020 die Pläne seines Automobilkonzerns auf der Technikmesse CES in Las Vegas, USA, vorstellte. Er wolle eine „Stadt der Zukunft“ am Fuß des Mount Fuji, südwestlich der japanischen Hauptstadt Tokio, bauen und sie „Woven City“ nennen, geschwungene Stadt.
Das dort stillgelegte Toyota-Werk soll einem lebendigen Labor für Mobilität, Energiemanagement, Robotertechnik und Künstliche Intelligenz weichen. Insgesamt 2 000 Bewohner*innen sollen dort auf etwa 70 Hektar leben. Die bereits existierenden Pläne und Imagefilme propagieren eine Smart City wie aus dem Bilderbuch: drei verschiedene Straßentypen in einem gitterartigen Netz für autonom fahrende Elektroautos, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen, Häuser im traditionell japanischen Holzbau, Gebäude mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern, Fabrikation von Brennstoffzellen in einem untergründigen Tunnelsystem, Hydrokulturen heimischer Vegetation, Maschinen für den Abtransport von Müll.
Ein ehrgeiziges Projekt sei das, sagt einer, der schon viele ehrgeizige Projekte im Laufe seiner Karriere realisiert hat. Bjarke Ingels, dänischer Star-Architekt, plant mit seinem Büro BIG die Verwirklichung von Toyotas Smart-City-Träumen. Eine einfache Teststrecke für die Entwicklung autonomer Fahrsysteme genügt nicht mehr. Toyota baut jetzt ganze Städte und löst sich damit endgültig vom reinen Automobilhersteller zum Mobilitätsgiganten. Die Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei die Stellschraube der Stunde.
Ohne KI bleibt der Weg zur allumfassenden Vernetzung einer Stadt versperrt. KI nährt sich von Daten, und es ist genau diese Abhängigkeit von Daten, die international ein großer Vorbehalt gegenüber der „Woven City“ werden und in Konflikt mit der Privatsphäre künftiger Bewohner*innen treten könnte. Visionen wie diese sind grundsätzlich der Skepsis ausgeliefert, zu reinen Trabantenstädten zu führen. Toyota stampft eine Kapsel aus dem Boden, die unter ihrer gläsernen Haube des Versprechens vor allem dazu tendieren könnte, Monopolbildung zu fördern und Retortengesellschaften heranzuzüchten. Aber auch das ist der Zweck einer Modellstadt. Testen, was funktioniert – und was nicht.
Ein weiteres ambitioniertes Projekt von BIG? The Plus, die umweltfreundlichste Möbelfabrik der Welt.