Vor knapp zehn Jahren schloss die Brauerei Carlsberg ihr Stammgelände in Kopenhagen. Die anschließende Transformation des 30 Hektar großen, innerstädtischen Industrieareals zum dichten, vitalen Stadtteil geriet jedoch zunehmend in Kritik. Die Kunsthistorikerin Svava Riesto publizierte hierzu das Buch „Biography of an Industrial Landscape – Carlsberg’s Urban Spaces Retold“. Mit ihr sprachen wir über das Projekt und darüber, warum Planer stärker mit Denkmalpflegern zusammenarbeiten müssen.
Frau Riesto, ihr Forschungsfokus liegt auf den Themen Konservierung, Transformation, Sanierung. Sie konzentrieren sich dabei aber nicht allein auf den gebauten Raum, sondern auch auf seinen Habitus. Wie können wir uns das vorstellen?
Prinzipiell beschäftige ich mich mit der Frage, wie wir bei Transformationsprozessen mit urbanen, industriellen Landschaften umgehen. Dabei interessiert mich auch, welche Werteauffassungen sich innerhalb derer aktivieren. Ich möchte herausfinden, was mit unserer Landschaft passiert, wenn wir eingreifen und welche Ideen von Geschichte, von Werten und welche Zukunftsperspektiven der Veränderung zugrunde liegen. Urban Redevelopment ist stets eine Verhandlung zwischen dem, was da ist – seien es physische Spuren, Praktiken, menschliche Aktivitäten, Erinnerungen – und dem, was war und noch kommen soll. Wenn wir bewusst mit diesem Wissen umgehen, entstehen neue Perspektiven, weitere ästhetische Möglichkeiten und Verwunderungsmomente. Wir recyceln Gebäude und können aus ehemaligen Industriegebieten neue städtische und urbane Räume entwickeln; und gleichzeitig Antworten auf die Frage finden, was eine gute Stadt ist.