27.10.2022

Event

Daring Cities 2022: Wie finanzieren wir den Klimanotstand?

Daring Cities 2022 in Bonn.
Daring Cities 2022 in Bonn, Foto: Tim Russmann via Unsplash

Daring Cities 2022 fand vom 3. bis 7. Oktober in Bonn statt. Das virtuelle Forum diskutierte die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen. Eine Forderung: Gelder für Klimaschutz müssen schneller und unkomplizierter zur Verfügung stehen.

Daring Cities 2022

Daring Cities ist ein virtuelles, handlungsorientiertes Forum, das von ICLEI (Local Governments for Sustainability) und der Stadt Bonn ins Leben gerufen wurde und sich an städtische Führungskräfte richtet. Auf der jährlichen Konferenz werden lokale Klimaschutzmaßnahmen vorgestellt, die als Best Practices für andere Städte dienen.

Zu den Teilnehmenden der Daring Cities 2022 gehörten Bürgermeister*innen, Entscheidungsträger*innen, Forscher*innen, Vertreter*innen des Privatsektors und kommunale Organisationen. Anhand der Stadt Bonn diskutierten die Teilnehmenden, wie man das „Business-as-usual“ unterbrechen und stattdessen zum „Business-as-possible“ übergehen kann.

Das Programm bestand aus hochrangigen Dialogen, Workshops und anderen Veranstaltungen. Fast alle Sitzungen waren online zugänglich. Einzige Voraussetzung war die Anmeldung zu Daring Cities 2022. Gute Beispiele für Resilienz und Klimaschutz standen im Mittelpunkt, ebenso wie das Thema Finanzierung des Klimawandels. Die dreifache Krise – COVID-19, Klima und Konflikte – begleiteten ebenfalls viele Diskussionen.

Im Rahmen des Urban October und inspiriert durch den Welt-Habitat-Tag der Vereinten Nationen, der mit dem ersten Tag von Daring Cities zusammenfiel, lenkte die Veranstaltung die Aufmerksamkeit auf die Rolle der Städte und Kommunalverwaltungen bei der Bewältigung von Krisen und Notfällen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie eine inklusive, widerstandsfähige und grüne Zukunft geplant werden kann.

Vortragende bei der Konferenz Daring Cities 2022. Foto: ICLEI World Secretariat
Vortragende bei der Konferenz Daring Cities 2022, Foto: ICLEI World Secretariat

Finanzierung dauert zu lange

Mehr als 2 000 Gerichte auf der ganzen Welt haben offiziell den Klimanotstand ausgerufen. Es mangelt nicht an Projekten, die die Städte in Angriff nehmen wollen, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Die Finanzierung stellt jedoch oft ein Problem dar. Laut Eszter Mogyorósy, ICLEI-Leiterin für innovative Finanzierung im ICLEI World Secretariat, werden die Projekte nicht gestoppt, „weil die Mittel nicht zur Verfügung stehen, sondern weil die Mittel nicht zugänglich sind … insbesondere für den globalen Süden.“

Diese Unzugänglichkeit ist auf eine Kombination aus mangelndem technischen Know-how vor Ort und dem derzeitigen System der Klimafinanzierung zurückzuführen. Daher kann es 12 bis 18 Monate dauern, bis das nötige Fachwissen zur Verfügung steht, nur um eine technische Studie durchzuführen oder ein Geschäftsmodell auszuarbeiten.

Daring Cities 2022 zielte darauf ab, die Aktionen gegen den Klimawandel zu beschleunigen. Dementsprechend konzentrierte sich die Konferenz auf die Finanzierung und die Art des systematischen Wandels, der zur Beschleunigung des Prozesses notwendig ist. Die Organisator*innen wollten eine Diskussion darüber anstoßen, was es bedeutet, den Klimanotstand zu finanzieren, und wie sich dies von einem regulären Finanzierungsmodell unterscheidet.

Klimaschutzmaßnahmen konkurrieren mit kommunalen Pflichtaufgaben

Bei dieser Daring Cities 2022 Veranstaltung hielt die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner eine Rede. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass jedes Klimaschutzprogramm den lokalen Bedürfnissen entspricht. Im Falle Deutschlands sind Klimaschutzmaßnahmen auf lokaler Ebene immer noch freiwillig und nicht verpflichtend. Dies müsse sich ändern, so Bürgermeisterin Dörner. Derzeit müssen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen mit anderen Investitionen konkurrieren. Das bedeutet, ärmere Städte können nicht frei über ihr Budget entscheiden und müssen sich oft auf ihre Pflichtaufgaben konzentrieren.

Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, dass sich die Bürger*innen und Entscheidungsträger*innen der Bedeutung der Finanzierung von Klimaanpassungsmaßnahmen bewusst sein müssen. Die Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 haben gezeigt, dass Investitionen in die Widerstandsfähigkeit und Katastrophenvorsorge verbesserungswürdig sind. Aufgrund veralteter Pläne und überholter Haushaltsanforderungen ist es für Kommunen schwierig, Finanzmittel zu akquirieren.

Daring Cities 2022: Best Practices

Zu den Städten, die die Finanzierungslücke bereits erfolgreich geschlossen haben, gehören Makati auf den Philippinen und Monterrey in Mexiko. Beide sind laut Daring Cities 2022 Beispiele für wegweisende Kommunalverwaltungen. Sie treiben den Kampf gegen den Klimawandel auf lokaler Ebene bereits voran; wobei ihnen die Tatsache zugutekommt, dass sie in ihren jeweiligen Ländern Finanzzentren darstellen.

Bei Daring Cities 2021 lag der Schwerpunkt auf afrikanischen Städten. Im Jahr 2022 lag ein Großteil der Aufmerksamkeit auf den Herausforderungen und Möglichkeiten in Mittel- und Südamerika. Kolumbiens Strategie zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes durch Naturtausch, die vom neuen Präsidenten des Landes, Gustavo Petro, vorangetrieben wurde, ist ein Beispiel für eine Lösung.

Ein weiteres Beispiel ist die Stadt Bonn selbst. Während der @BonnGlobal-Workshops wurde deutlich, dass die Gastgeberin von Daring Cities eine Führungsrolle bei der Eindämmung der globalen Erwärmung einnimmt. Als Sitz des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) ist die Stadt Gastgeberin vieler hochrangiger Klimakonferenzen. Aber sie dient nicht nur als Diskussionszentrum. Vielmehr zeigt Bonn mit dem Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden, wie man den Worten Taten folgen lässt. Die Stadt hat auch ein formelles Berichtssystem über ihre Fortschritte bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung eingeführt. Im Juli 2022 veröffentlichte Bonn seine zweite freiwillige lokale Überprüfung der SDGs.

Lesen Sie weiter: Der neue Entwurf für das Rheinufer Bonn passt zu den ambitionierten Klimazielen der Stadt.

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