Noch vor wenigen Jahren interessierten sich in Bordeaux weder Touristen noch Einwohner für die sogenannte „rive droite“, das ehemalige Arbeiterviertel rechts der Garonne. Seit der Eröffnung von „Darwin“, einem alternativen Zentrum für junge Start-ups und Kreative, hat sich die Lage radikal verändert. Darwin hat die Entwicklung der französischen Stadt auf den Kopf gestellt. Jetzt muss sich das Projekt dem Vorwurf des gewinnorientierten Gentrifizierungskatalysators stellen.
Als sich Philippe Barre im Jahr 2007 entschloss, sein gesamtes Vermögen in eine brachliegende Kaserne an der „rive droite“ in Bordeaux zu investieren, hielten ihn alle für verrückt. Mit 35 Jahren suchte Barre – Erbe einer reichen Großhändlerfamilie aus Arcachon – nach einem Büroraum für seine Kommunikationsagentur. Just zu der Zeit verkaufte die Stadt große Parzellen der stillgelegten Industrieareale an der „rive droite“. Wenige Wochen später war Philippe Barre stolzer Besitzer von 10 000 Quadratmeter einer ehemaligen Kaserne aus dem 19. Jahrhundert.
Eine intelligente Investition, würden die meisten heute denken. Doch damals hätte keiner auch nur einen Cent in die Brache investiert. Während die historischen Stadtquartiere der „rive gauche“ mit ihren prächtigen Steinfassaden aus dem 18. Jahrhundert sämtliche touristischen Sehenswürdigkeiten und gastronomischen Möglichkeiten beherbergten, galt das ehemalige Arbeiterviertel der „rive droite“ zum Zeitpunkt des Kaufs als uninteressant.