07.02.2019

Projekt

Es werde Licht


Das göttliche Licht

Der amerikanische Künstler James Turrell hat derzeit gleich zwei Installationen in Berlin. Seit über 50 Jahren beschäftigt er sich mit der Wahrnehmung von Licht sowie mit bewusstem und unbewusstem Sehen und der emotionalen Qualität im Verhältnis zu Zeit, Licht und Raum. Neben der Lichtinstallation »Aural« im Museumsgarten des Jüdischen Museum ist seine Arbeit außerdem in der Trauerkapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofs zu besichtigen.

Der Dorotheenstädtische Friedhof an der Chauseestraße gilt als Berlins Promifriedhof. Schinkel, Hegel, Eisler, Brecht und Weigel sind nur einige der bekannten Personen, die dort begraben liegen. Eine Kapelle auf dem Friedhof bietet den Besucher Raum zum Trauern. Da diese jedoch stark baufällig war, modernisierten und sanierten Nedelykov Moreira Architekten die Kapelle zwischen 2013 und 2015. James Turrell wurde mit dem Entwurf zur Ausgestaltung des Innenraums beauftragt und entwarf ein Lichtkonzept in Abstimmung mit den architektonischen Begebenheiten der Kapelle. 

Der Entwurf beruft sich dabei auf die christliche Tradition in Westeuropa, die Gott, und damit den Ursprung aller Dinge als Licht wahrnimmt. Nach biblischen Vorstellungen kann Gott als Lichtglanz verstanden werden. Ein Konzept, was schon in Zeiten der gotischen Kirchenarchitektur eine große Rolle spielte. Turrell nutzt Licht in seinen Räumen jedoch nicht im herkömmlichen Sinne. Der Ursprung des Lichtes bleibt dem Besucher jedoch stets verborgen und die Architektur erscheint entmaterialisiert im Raum zu schweben. Der Acrylglasaltar im Zentrum der Kapelle erstrahlt in sattem Diodenlicht in den Farben blau, grün, gelb oder rot. Durch die langgezogenen Seitenfenster fällt Licht von Außen rein, welches das menschliche Auge als Komplementärfarbe erscheint. Doch nur einmal am Tag, kurz vor Sonnenuntergang, kann man diesen Effekt erleben. Daher finden Führungen immer zu diesem Zeitpunkt statt.

Ausgezeichnet

Die Sanierung der Denkmalgeschützen Kapelle machte eine private Spende möglich. 2018 zeichnete der Preis der KiBa Stiftung (Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler) die Kapelle für das außergewöhnliche Konzept der Neugestaltung aus. Die Kapelle ist zu einem Kunstwerk geworden, einem spirituellen Ort an dem man Abschied nehmen kann.

Wer das Lichtspiel mit eigenen Augen erleben will, kann an einer der regelmäßigen Führungen teilnehmen. Jeden Samstag und Montag kann man auf Deutsch durch die Kapelle geführt werden, freitags und sonntags auf Englisch. Außerdem veranstaltet die Kapelle Lesungen und Vorträge von Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen. Mehr Informationen dazu, finden Sie hier.

Bilder: Florian Holzherr

 

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