25.01.2023

Gesellschaft

Externe Kosten im Verkehr, eine Auto-Studie

Jede Mobilitätsoption bringt externe Kosten mit sich, aber Autos sind besonders teuer. Bildquelle: Unsplash
Jede Mobilitätsoption bringt externe Kosten mit sich, aber Autos sind besonders teuer. Bildquelle: Unsplash

Mobilität geht nie ohne Kosten. Eine neue Studie der TU München zeigt, dass insbesondere das Auto viele sogenannte externe Kosten im Verkehr verursacht. Dazu gehören Abgase, Lärm und CO2. Mehr über die verheerende Umweltbilanz des Autoverkehrs und die Frage, ob Elektromobilität Abhilfe schaffen kann, hier.


Externe Mobilitätskosten

Externe Kosten im Verkehr eines Sektors lassen sich nur schwer schätzen. Denn es handelt sich um den negativen Einfluss auf die Gesellschaft, der oft sehr komplex ist. Für den Mobilitätsbereich hat die TU München in einer Studie errechnet, dass Straßenverkehr viele negative Kosten mit sich bringt. Dazu gehören zum Beispiel Umwelt- und Straßenschäden, Unfälle, Staus und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. In den aktuellen Marktpreisen sind diese externen Kosten, die letztendlich die Gesellschaft tragen muss, nicht enthalten.

Die Studie von Daniel Schröder und Kolleg*innen zeigt, wie sich die externen Kosten verschiedener Mobilitätsvarianten messen lassen können. Dafür wird eine neue Methodik vorgeschlagen, die Kategorien wie Landnutzung, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und positive Faktoren wie die Gesundheitsvorteile von aktiver Mobilität beinhaltet. Dabei dient die Stadt München als Beispiel, um die gesamten externen Kosten im Mobilitätssystem für ein Jahr zu berechnen.

Die vorgestellte Methodologie soll außerdem dabei helfen, Szenarien der Verkehrspolitik besser einzuschätzen. Maßnahmen wie etwa die Elektrifizierung von Fahrzeugen und Verschiebungen in der Verkehrsmodalität lassen sich berechnen.

Die externen Kosten, etwa für Umwelt und Gesundheit, sind beim Autoverkehr besonders hoch. Bildquelle: Unsplash
Die externen Kosten, etwa für Umwelt und Gesundheit, sind beim Autoverkehr besonders hoch. Bildquelle: Unsplash

Externe Kosten im Verkehr: Autos sind für 80 Prozent davon verantwortlich

Laut der Studie sind in München Diesel- und Benzin-basierte Autos für fast 80 Prozent aller externen Kosten im Verkehrsbereich zuständig. Daher empfehlen die Autor*innen, künftig mehr auf aktive und nicht-motorisierte Mobilität wie etwas das Fahrradfahren zu setzen. Zudem sollte die Stadt München laut der Wissenschaftler*innen stärker auf den öffentlichen Nahverkehr setzen. Denn auch elektrische Fahrzeuge verursachen laut ihrer Berechnungen hohe externe Kosten im Verkehr.

Die Studie zeigt, dass jeder mit dem Auto zurückgelegte Kilometer die Gesellschaft mehr als doppelt so viel kostet wie ein Kilometer per ÖPNV. Entsprechend beweisen die Mobilitätsexpert*innen, dass der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nicht nur das Klima, sondern auch die öffentlichen Kassen entlasten könnte.

Laut TU-Mobilitätsexperten und Hauptautoren Daniel Schröder sind die Gesamtkosten für Verkehrsmittel bisher kaum bekannt. Interne Kosten, die von den Nutzer*innen direkt oder indirekt getragen werden, sind derzeit viel in den Medien. So geht es bei den Debatten um das 9-Euro-Ticket sowie das 49-Euro-Ticket genau darum. Auch der Koalitionsstreit um den Autobahn- und Schienenausbau befasst sich mit den internen Kosten. Denn diese Maßnahmen werden von Nutzer*innen indirekt über die Zahlung von Steuergeldern finanziert.


Caused by user, paid by user – oder?

Bei internen Kosten geht man davon aus, dass die vom Nutzer verursachten Kosten auch von ihm gedeckt werden. Externe Kosten hingegen müssen auch von nicht beteiligten Personen getragen werden. Der Preis für das Produkt, also etwa für den Unterhalt eines Autos, deckt die tatsächlichen Kosten nicht ab. Stattdessen trägt die ganze Gesellschaft die Arbeit.

Die umfassende Methodik aus der Studie ist laut Autor*innen in jedem urbanen Raum der Welt anwendbar. Die externe Kosten im Verkehr setzen sich aus diesen Bestandteilen zusammen und verursachen gesellschaftliche Kosten:

  • Luftschadstoffe: Lokale Emissionen beeinflussen die Gesundheit negativ und können auch zu Schäden wie Ernte- und Biodiversitätsverlusten sowie Sachschäden führen.
  • Klimakosten: Treibhausgase wie CO2 führen zu Lärmkosten wie gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie Verluste durch reduzierte Produktivität in Bürogebäuden.
  • Flächennutzungskosten: Durch fließenden und stehenden Verkehr entstehen Infrastrukturkosten und Opportunitätskosten der verbrauchten Flächen.
  • Staukosten: Der Wert der verlorenen Zeit im Stau oder bei Verspätungen im ÖPNV gehört ebenfalls zu den externen Kosten von Mobilität.
  • Unfallkosten: Diese Kosten bestehen aus direkten Kosten wie medizinischer Behandlung und Krankentransport, aber auch aus indirekten Kosten zur Bereitstellung von Notdiensten.
Mobilität wirkt sich auch auf Kosten wie Notdienstbereitstellung und Flächennutzung aus. Bildquelle: Unsplash
Mobilität wirkt sich auch auf Kosten wie Notdienstbereitstellung und Flächennutzung aus. Bildquelle: Unsplash

Kosten hängen wesentlich vom Verkehrsmittel ab

Die klare Bilanz der Studie: 80 Prozent der genannten externen Kosten im Verkehr entfallen auf Autos. Bei Pkw sind dies besonders Klimakosten, Staukosten und Flächennutzungskosten. Aktive Verkehrsmittel wie Fahrradfahren oder Zufußgehen hingegen haben hohe Unfallkosten. Beim ÖPNV bestehen die externen Kosten vor allem aus Verspätungs- und Infrastrukturkosten.

Spannend sind auch die Leitfragen, die die Studie basierend auf den Berechnungen stellt: Wo liegen die größten Einsparpotenziale für die Gesellschaft? Ist der ÖPNV chronisch verspätet? Was lässt sich durch die Umstellung auf Elektroautos an externen Kosten im Verkehr sparen?

Auf letztere Frage antwortet die Studie, dass nur etwa 11 Prozent Kosten durch E-Autos gespart werden könnten. Dies bezieht sich auf die externen Kosten pro Personenkilometer. Ein Wechsel auf das Fahrrad würde hingegen 58 Prozent externe Kosten sparen, und bei der U-Bahn liegt die Zahl sogar bei 75 Prozent. Diese Werte hängen sicherlich von jeder einzelnen Stadt ab. Sie lassen sich auch in Euro umrechnen: Pro Fahrt kostet ein Benziner-Auto die Gesellschaft 100 Euro, ein Fahrrad 42 Euro und eine U-Bahn 25 Euro.

Die Studie demonstriert, dass jedes einzelne Verkehrsverhalten mehr Kosten mit sich bringt als bisher bekannt. Diese werden Steuerzahler*innen unbewusst auferlegt. Allerdings weisen die Mobilitätsoptionen große Unterschiede auf.

Mehr über den Radverkehr und die in Deutschland geplante Verkehrswende lesen Sie in diesem Beitrag.

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