02.03.2018

Wettbewerb

Finnisches Grünkäppchen

der für den Bau abgetragen wurde. (Render: Andrea Baresi / Aesthetica Studio)

Das junge Architekturbüro Lipinski Lasovsky Johansson hat den Wettbewerb für das Forest Finn Museum in Norwegen gewonnen. In ihrem Entwurf verschmilzt die Architektur mit ihrer Umgebung: ein spannendes Beispiel wie Architektur und Landschaft Hand in Hand gehen können.

Das inernationale Team mit Sitz in Kopenhagen besteht aus den Architekten Hanna Johansson (Schweden), Juráš Lasovský (Tschechien), Filip Lipinski (Schweden).
Winteransicht von Andrea Baresi / Aesthetica Studio.
Das begrünte Dach soll aus dem abgetragenen Boden bestehen, der für den Bau abgetragen wurde. (Render: Andrea Baresi / Aesthetica Studio)
Die scheinbar wahllose Anordnung der Holzpfeiler lädt zum Spielen, suchen und verstecken ein. (Render: Andrea Baresi / Aesthetica Studio)
Das Museum liegt zwischen Wald und Fluss in Svullrya, Norwegen.

Der Wald im Haus

Inhaltlich setzt sich das Museum mit den sogenannten ‚Skogfinner‘ auseinander: Das waren Farmer, die im 16. und 17. Jahrhundert aus dem Osten Finnlands in die Waldregionen von Schweden und Norwegen zogen und dort Waldgebiete durch Brandrodung in Ackerland umwandelten. Da die Waldfinnen dadurch große Waldflächen abbrannten und somit mit der wachsenden Industrie in Konflikt kamen, die wiederum zunehmend Holzkohle benötigte, stand der Staat den Einwanderern zunächst zwiespältig gegenüber. Bis ins 20. Jahrhundert hinein, hatten die Waldfinnen ihre eigene Kultur und eigene Sprache, bis sie sich immer mehr in die norwegische und schwedische Gesellschaft eingliederten. Das Forest Finn Museum soll nun die Geschichte dieser Minderheit zeigen.

Zwischen einem Forststück und einem Flussgelegen, ist der rote Faden auch architektonisch der auch architektonisch der Wald. Durch das simple begrünte Satteldach und die vertikalen Holzstehlen erinnert die Gebäudestruktur an eine primitive Hütte. Da die tragfähigen Holzpfeiler das Dach stützen, kann sich die Glasfassade wie ein Band um den Innenraum legen, ohne statische Aufgaben zu übernehmen. Auf den Visualisierungen der Architekten, scheint es so, als würden sich der Wald in das Innere ziehen. Die scheinbar zufällig angeordneten Holzstehlen durchbrechen den gesamten Innenraum. Der Grundriss leitet die Besucher nicht durch den Ausstellungsraum, sondern sie sind eingeladen sich zu verlieren und umher zu wandeln.

Sichtachsen

Innerhalb des Glasbandes, haben Lipinski Lasovsky Johanson die Ausstellungsräume in quadratischen Räumen platziert. Die Anordnung der Quader hält die Sichtachsen zwischen Wald und dem nahe liegendem Fluss frei. Dadurch entsteht ein fast transparenter Bau, der sich in die Waldlandschaft einfügt und den Ausblick nicht versperrt. Architektur und Landschaft scheinen in einandern über zu laufen.

Die jungen Architekten haben einen ortsspezifischen Entwurf geliefert, der nicht nur auf die direkte Umgebung eingeht, sondern auch den Inhalt des Museums nach außen spiegelt. Dadurch wird das Museum zu einem Ort, der Neugier weckt, einlädt zu entdecken und spielerisch die Inhalte zu erkunden.

Der kleine Ort Svullrya liegt zwei Stunden mit dem Auto von Oslo entfernt. Möchte man das Museum besuchen, führt von dem kleinen Ort aus eine Straße vorbei an dem Freiluftmuseum Finnetunet vorbei über den Fluss. Man läuft am Fluss entlang und gelangt in ein kleines Waldstück. Nach ein paar Metern, blitzt durch die Bäume das Museum auf einer Lichtung hervor.

Scroll to Top