Inklusions-Matrix nicht nur positiv
Abenteuer, „einfach nur“ Wasser oder ein Motto? Inklusiv, mehr- generationenfähig und partizipativ erarbeitet? In der Märzausgabe diskutieren wir, was der Spielplatz von heute bieten muss. Anhand ausgewählter Projekte stellen wir neueste Spielraumkonzepte vor und diskutieren, welche Rolle Planer, Stadtverwaltung und Hersteller bei der Entwicklung und Gestaltung neuer Spielräume einnehmen müssen. Außerdem informieren wir in einem umfassenden Trendreport über die neuesten Innovationen aus der Spiel- und Sportgerätebranche. Hier lesen Sie vorab das Editorial der G+L 03 von Redakteurin Theresa Ramisch.
Helikopter-Eltern? Ein alter Hut. Heute beschäftigen sich Experten mit einem neuen Phänomen: den Rasenmäher-Eltern. Diese Abspaltung der Helikopter-Eltern tut alles, um ihr Kind vor Rückschlägen, Auseinandersetzungen und Misserfolgen zu bewahren. Anstatt ihre Kinder auf Herausforderungen vorzubereiten, schaffen sie sämtliche Hindernisse aus dem Weg. Die Folgen: Kinder verlieren langfristig ihre Motivation, selber etwas voranzubringen. Sie sind nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen.
Eltern, die ihre Kinder bis ins Klassenzimmer bringen, die Hausaufgaben ihrer Kinder erledigen oder jeden Sandkasten-Konflikt selber lösen – Rasenmäher-Eltern zu belächeln fällt leicht. Tatsächlich sind wir Planer ihnen aber gar nicht so unähnlich. Bei der Gestaltung von Spielanlagen vermindern auch wir jegliche Sicherheitsrisiken auf einen Minimalwert. En détail folgen wir den Empfehlungen des Deutschen Instituts für Normung und gestalten ansprechende, aber eben auch uneingeschränkt sichere Spielanlagen. Die Konsequenzen sind jenen des Rasenmäher-Erziehungsstils ähnlich: Kinder verlernen es, Gefahren einzuschätzen, sich selber auszuprobieren, Grenzen zu testen.
Für Kommunen sind die neuesten Sicherheitsstandards vor allem eins: kostspielig. Mitunter ist das auch ein Grund dafür, dass so viele Spielplätze geschlossen werden. Sie fallen mehr und mehr der Flächenkonkurrenz zum Opfer. Langfristige Auswirkungen auf Kinder, hoher Wartungsaufwand, immense Kosten: Das sollten genügend Argumente sein, um unsere Ressourcen zur Entwicklung neuer Spielplatzkonzepte zu nutzen, anstatt uns an Sicherheitsstandards zu verkünsteln. Denn was den Innovationsgrad alternativer Spielflächen in Zeiten der Urbanisierung – wie Dach- oder Pocket-Spielplätze – angeht, gibt es in Deutschland ziemlichen Aufholbedarf.
Gleiches gilt für das Thema „Inklusion“, welches das Deutsche Institut für Norm mit der Änderung der DIN-Norm 18034 als Kriterium für Spielanlagen demnächst festsetzt. Die große Frage dabei: Können wir Inklusion auf Spielanlagen überhaupt messen? Der Idee einer Matrix, die Inklusion nach einem Punktesystem bewertet, stehen nicht alle positiv gegenüber.
Städte Spezial startet mit der Digitalen Stadt
Was das vorliegende Heft zeigt: Es steht nicht gerade gut um unsere Spielräume. Insbesondere die deutschen Stadtverwaltungen müssen sich jetzt Gedanken darüber machen, welchen Stellenwert sie Spielanlagen künftig beimessen. Die Stadt Köln übernimmt hier eine Vorreiterrolle. Als erste Millionenstadt verpflichtete sie sich 2018 mit dem Siegel „Kinderfreundliche Kommune“, Kinderrechte im Verwaltungshandeln zu priorisieren. Wie die Stadt das schaffen will, das erfahren Sie in unserem Interview mit Stephan Glaremin, Leiter des Amts für Kinder, Jugendliche und Familie.
Und apropos Herausforderungen in städtischen Verwaltungen: In den kommenden drei Ausgaben widmen wir uns, wie die letzten zwei Jahre auch, im Stadt-Spezial „Städte von Morgen“ drei weiteren Themen, denen sich deutsche Kommunen derzeit stellen müssen. Erstes Thema im April: die digitale Stadt.