30 Minuten Bewegungszeit
Bewegung ist gesund. Das bestätigen zahlreiche Studien. Aber nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Stadt. Warum und wie wir Bewegung in unsere Städte bringen müssen, welche Projekte zur Bewegung motivieren und welche neuen Mobilitätskonzepte es gibt, das behandeln wir in der aktuellen Ausgabe der G+L.
Sich zu bewegen ist ein evolutionär bedingtes Grundbedürfnis des Menschen. Doch während unsere Vorfahren auf der Suche nach Nahrung noch rund 30 Kilometer täglich per pedes unterwegs waren, laufen wir Deutschen heute gerade mal noch zwischen 500 und 1 500 Meter am Tag. Wir erfinden Pedelecs, Elektroroller und motorbetriebene Skateboards, fahren unsere Kinder mit dem SUV bis vor das Schultor und fliegen für ein Meeting mal rasch von München nach Berlin. Das Paradoxe: Wir sind so mobil wie nie und bewegen uns gleichzeitig immer weniger.
Wissenschaftlichen Studien zufolge verbringen Grundschüler neun Stunden ihres Tages sitzend, neun Stunden liegend, fünf Stunden stehend und nur eine Stunde in Bewegung, wovon maximal 15 bis 30 Minuten intensiv sind. NUR ETWAS MEHR ALS 20 PROZENT DER MÄDCHEN UND KNAPP 30 PROZENT DER JUNGEN SIND MINDESTENS 60 MINUTEN KÖRPERLICH AKTIV AM TAG und erreichen damit die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Minimalanforderungen. Für Erwachsene beträgt die empfohlene wöchentliche Bewegungszeit immerhin noch 30 Minuten pro Tag. Doch Hand aufs Herz: Wer schafft das schon regelmäßig an einem durchschnittlichen Arbeitstag, den man hauptsächlich vor dem Computerbildschirm sitzend verbringt? Die Folgen von Bewegungsmangel erstrecken sich von zunehmend eingeschränkten motorischen Fähigkeiten über Konzentrationsschwäche bis hin zu Übergewicht und Diabetes.
Bewegungsfördernde Gestaltung
Doch während wir immer bewegungsfauler zu werden drohen, zieht es auf der anderen Seite einen Großteil der Städter nicht nur verstärkt in EMSStudios, die den wöchentlichen Bedarf an Bewegung in nur 20 Minuten zu decken versprechen, sondern auch ins Freie. Die modernen Trimm-dich-Pfade, die in immer mehr Parks Einzug halten und heute Callisthenics-Anlage oder Bewegungsparcours heißen, werden rege genutzt. Und das ist gut so. Zunehmend reagieren Städte einerseits auf die Vorgaben der WHO, die sich mittlerweile auch in Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung manifestieren. Und auf den Trend des Sportelns unter freiem Himmel andererseits. Sie arbeiten daran, den öffentlichen Raum bewegungsfördernder zu gestalten. Das heißt: Freiräume stärker zu vernetzen, infrastrukturelle Hindernisse abzubauen, DEN STRASSENRAUM FUSSGÄNGER- UND FAHRRADFREUNDLICHER ZU GESTALTEN UND IHRE PARKS MIT ANREGENDEN SPIEL- UND SPORTPLÄTZEN AUSZUSTATTEN.
„Active Global City“
Mühlheim a. d. Ruhr oder Stuttgart zum Beispiel entwickeln Masterpläne zur Förderung der Bewegung im urbanen Raum. Hamburg darf sich als bisher einzige deutsche Stadt mit dem Titel „Active Global City“ schmücken: Eine aktive Gestaltung des Alltags sei unverzichtbar, damit mit dem Wachstum der Stadt auch die Lebensqualität steigt, so Hamburgs Sportsenator Andy Grote. Und ganz nebenbei reagieren die Städte noch auf zwei andere aktuelle Herausforderungen. Denn, wer sich körperlich betätigt, stößt kein CO2 aus. Und: Sport vereint bekanntlich sogar Nationen – und fördert somit auch die Integration im öffentlichen Raum.
Die G+L 11/2019 beschäftigt sich mit der Bewegung. Sie können das Heft hier erwerben.