10.11.2022

Porträt

Helene Hölzl, ein Nachruf

Helene Hölzl, Foto © Arion Kruja
Helene Hölzl, Foto © Arion Kruja

Gärten, Pflanzen und schöne Landschaftsräume aber auch Kunst, Musik und Gesang waren Helene Hölzls Leben. Ein Nachruf von Marlene Dolar Doná und Antonia Gresser.

Werdegang von Helene Hölzl

Mit dem Waldpark in Potsdam hat Helene vor über 20 Jahren – damals noch für das Amsterdamer Landschaftsarchitekturbüro B&B – ihr erstes großes Projekt entworfen. Dieses spiegelt den für sie typischen, sensiblen Umgang mit dem Ort wider. Es war Teil der Bundesgartenschau 2001 und wurde in der Architekten-Welt viel beachtet und häufig publiziert.
Später im Jahr 2005, als wir unseren Verein ‚LAS – Landschaftsarchitektur in Südtirol‘ gründeten, wussten wir darum, dass Helene in Holland und zuvor in Deutschland weilte und arbeitete, und dass sie an der TU München, in Berlin und Rom studierte. Zudem hatte sie Lehraufträge als Universitätsdozentin am Politecnico Mailand und Politecnico Turin. Einige Male kam sie als Gast zu uns, präsentierte sich in Kolloquien als weltoffene und ideenreiche Diskussionsteilnehmerin bis sie schließlich 2006 Mitglied der LAS wurde und sich sehr für deren Themen engagierte.
So dauerte es nicht lange, bis Helene einfiel, eine Wanderausstellung zum Thema ‚Grün planen‘ zu initiieren. Wir anderen waren schon fast müde, unseren Landsleuten, den Gemeinden und Landesbeamten die Inhalte unseres Berufes vorzutragen, denn das war nicht einfach. Helene Hölzl hatte viele Ideen und einen riesigen Elan, uns alle mitzureißen um eine tolle Ausstellung aufs Parkett zu bringen, die wir 2008 in allen interessierten Gemeinden Südtirols einrichten und vortragen konnten.

Landschaft und Straßenbau

Einige Zeit danach startete Helene im Landhaus Bozen wieder einen Workshop. Diesmal ging es um das Thema Straßen. Etliche Vertreter der einzelnen Ressorts, die mit dem Thema zu tun hatten, waren zugegen und jeder trug seine Gedanken dazu vor. Nachdem alle angehört wurden, ergriff Helene das Wort. Die Ruhe und Sachlichkeit, mit der sie ihre Ansichten ausdrückte, ließ alle aufhorchen und es wurde still im Saal. Sie hatte eine ganz eigene, besonnene und gleichzeitig sehr überzeugende Herangehensweise ans Thema und verstand es, alle ins Gespräch einzubinden und bei den Teilnehmern Enthusiasmus für die Sache zu erzeugen. Es war keine leichte Sache, das Thema ‚Landschaft‘ mit den Beamten des Straßenbaues auf Augenhöhe zu diskutieren. Helene schaffte auch diese Hürde. Mitwirkende haben konstruktiv und zielführend miteinander kommuniziert.
Helene hat sich in den vergangenen Jahren ehrgeizig für die Inhalte der Landschaftsarchitektur und – Landschaftsplanung im neuen Raumordnungsgesetz als aktives Mitglied der Kammer der Architekten, Landschaftsplaner, Raumplaner und Denkmalpfleger in Südtirol eingesetzt und einiges erreichen können.

Hölzls Werke am Hotel Winzerhöhe Schenna Foto © Arion Kruja
Hölzls Werke am Hotel Winzerhöhe Schenna Foto © Arion Kruja
Hölzls Werke am Hotel Winzerhöhe Schenna Foto © Arion Kruja

Leider haben ihre körperlichen Kräfte manchmal ausgesetzt und so ist sie heuer an einem sonnigen Frühlingsnachmittag unerwartet im Alter von 51 Jahren verstorben.
Wir trauern um unsere engagierte und liebenswerte Kollegin, deren Gedankengut und Gefühlswelt wir zwar einige Jahre erleben durften, welches uns aber jetzt umso mehr fehlen wird.
So erinnere ich mich an gemeinsame Begehungen ihrer Gartengestaltungen, in denen sie aufzeigte, wie sie den umgebenden Lebensraum und die Vegetation in ihre Entwürfe mit einbezog bzw. wie sie die Wünsche ihrer Kunden in ihren Werken einfließen ließ. Sie zeichnete Skizzen von den Lebensräumen, die eine Parallele zu ihren Entwürfen darstellten. Ich denke hier z.B. an die Entwürfe der Neuen Volksbank in Bozen, die Außen- und Dachflächen beim Milchverarbeitungskonsortium Mila in Bozen oder beim Hotel Cristall in Obereggen.

Landschaftsarchitektin Helene Hölzl Foto © Arion Kruja
Foto © Arion Kruja

Berufliche Meilensteine von Helene Hölzl

Den Abschluß ihres Schaffens bilden die Aussenanlagen des Manna Resorts in Montan – ein wunderschöner weitläufiger Hotelgarten, dessen Fertigstellung im vergangenen Herbst erfolgte.
Aus Helenes früher Zeit sind in Südtirol herausragende Werke wie der Eingangsbereich des Botanischen Gartens in Trauttmansdorff mit den hohen Metallvasen im Schotterfeld oberhalb der Mauerkrone und deren Durchfahrt auf der Straße nach Schenna zu nennen. Solch mutige Gestaltungen waren vor dem Jahr 2000 sehr innovativ und richtungsweisend für die Landschaftsarchitektur in Südtirol. Auffallend ist auch der Eingangsbereich des Hotel ‚Four Point by Sheraton‘ in Bozen mit den überhohen rot-quadratischen Vasen vor der Lounge.
Nicht nur Gärten, auch städtebauliche Projekte wie das Wohnbauviertel ‚Casa Nova‘ in Bozen gehörten um das Jahr 2000 zu Helenes beruflichem Meilenstein. 10 Hektar Obst- und Weinbaufläche sollten dieser Bebauung geopfert werden. Für die Planungsaufgabe dieses Viertels wurde das holländische Team um Frits van Dongen, dem Helene angehörte direkt beauftragt aufgrund von Titeln, Curricula und erbrachten Leistungen. Daraus ging die Idee hervor, eine hohe Bebauungsdichte durch Aneinanderfügen von burgenartigen Wohnbauten zu erzielen, die über intensive Grüngestaltungen mit dem ländlichen Kontext kommunizieren sollten. Helenes Aufgabe dabei war es, diese landschaftlichen Einbindung durch grüne Höfe, Weingärten als Grün dazwischen, Baumpflanzungen, Grünverbindungen, Gründächer und grüne Fassaden zu konzipieren.

Das Empfinden zwischen Kunst und Natur

Helene hat sich schon immer – auch in ihrer frühen Zeit als große Entwerferin und Landschaftskünstlerin hervorgetan. Ihre Stärke war es, das Empfinden zwischen Kunst und Natur in ihren Entwürfen zur Geltung zu bringen. Sie beherrschte Kunstinstallationen genauso wie der umgebenden Natur nachempfundene Pflanzungen und verstand beide Elemente je nach Situation und Auftrag geschickt in Szene zu setzen.
Ihre Gestaltungen sind sehr farbenfroh, kontrastreich und trotzdem harmonisch. So wurde Helene Hölzl in einem Buch des Callwey-Verlages zum Thema ‚Gärten des Jahres – die 50 schönsten Privatgärten‘ geehrt, wo ein von ihr gestalteter Garten von 1 500 Quadratmeter Fläche an einem Gutshof in Andrian veröffentlicht wurde.

Hölzls Plan für Wunnebad Winnenden - Saunagarten mit PEYKER Landschaftsarchitektur Foto © Arion Kruja
Helene Hölzls Plan für Wunnebad Winnenden – Saunagarten mit PEYKER Landschaftsarchitektur © Arion Kruja

Helene Hölzl war nicht nur Landschaftsarchitektin. Durch ihre Ausbildung am Konservatorium war sie auch Musikerin und Sängerin, was zu einer ihrer weiteren Leidenschaften gehörte. Ich habe sie einmal im Kreise ihrer Familie singen gehört und war beeindruckt. Ihre Stimme war sehr gut gebildet und kräftig. Sie hat oft in der Kirche ihres Heimatortes Orgel gespielt und in einem Gospelchor gesungen.
Am 30. April 2022 wurde Helene in Andrian zu Grabe getragen. Der Andrianer Kirchenchores hat den Trauergottesdienst feierlich umrahmt.
Helene verstarb am 27. April 2022 – mitten aus dem Leben gerissen. Sie hatte noch viel vor. Projekte, die sie mit Leidenschaft bearbeitete, konnte sie nicht mehr zu Ende führen.
Liebe Helene, du bist nicht mehr hier!
Dein Schaffen aber hat Spuren hinterlassen und dein Geist wird in deinen Werken weiterleben.

Marlene Dolar Doná, Landschaftsarchitektin LAS

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