07.10.2020

Projekt

„Gemeinsam Prozesse gestalten, das ist die IBA Basel-Botschaft“

heutiger Oberbürgermeister von Rheinfelden (Baden)

Nachhaltig sinnvolle Projekte

Als IBA im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz ist die IBA Basel 2020 die erste grenzüberschreitende Internationale Bauausstellung. Mit ihrer Hilfe sind auf politischer, institutioneller, raumplanerischer und kultureller Ebene neue, grenzüberschreitende Verbindungen entstanden, die den Metropolitanraum Basel noch näher zusammengebracht haben. Ihr Weg war nicht immer einfach, ein Abenteuer für alle Beteiligten. Warum hat es sich dennoch gelohnt? Das haben wir in vier Gesprächen langjährige IBA-Wegbegleiter gefragt. Darunter auch Klaus Eberhardt, heutiger Oberbürgermeister von Rheinfelden (Baden), 2008 Bürgermeister in Weil am Rhein. Er hat den IBA-Prozess von Anfang an mitbegleitet.

 

Klaus Eberhardt, warum entschloss man sich 2008 eine Internationale Bauausstellung auszurufen? Welche Hoffnungen und Erwartungen hatte man an die IBA?

Internationale Bauausstellungen haben immer den Charakter eines Werkstattprozesses zu wichtigen Fragen der künftigen räumlichen und gesellschaftlichen Entwicklung eingenommen. Mit der Internationalen Bauausstellung Basel wollte man die Bedeutung und Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Betrachtung gemeinsamer Siedlungsräume, deren Perspektiven und Risiken in das Blickfeld nehmen. Im Zuge von Globalisierung und der Notwendigkeit in Europa länderübergreifend Prozesse zu gestalten, war dies eine wichtige Botschaft. Darüber hinaus wollte man diesen Prozess durch geeignete Fachexpertise und wissenschaftliches Know-how begleiten. In Bezug auf die Prozessgestaltung ist dieser Anspruch erfüllt worden.

Warum entschloss man sich für das Format „IBA“?

Die Komplexität unserer Aufgabenstellungen in einer grenzüberschreitenden Region führen oft zu eigenen Gefäßen, um anstehende Aufgaben sachgerecht und kompetent zu begleiten. Im Falle der Internationalen Bauausstellung schien aufgrund der zeitlichen Begrenzung dieses Prozesses die Gründung einer eigenständigen Organisation sinnhaft. Sie bot darüber hinaus auch die Chance einer besseren Außenwahrnehmung.

Was zeichnet die IBA Basel Ihrer Meinung nach aus?

Der IBA Basel 2020 ist es gelungen, aus den beteiligten drei Ländern kleine und große Gemeinden mit Projekten für eine gemeinsame Entwicklung und eine Raumstrategie zu binden. Die Notwendigkeit der Eigenfinanzierung war Grundlage dafür, dass nur nachhaltig sinnvolle Projekte in einen vertieften Bearbeitungsstand gelangten.

Gemeinsam definierte Handlungsfelder

Der IBA Basel wird immer wieder vorgeworfen zu wenige Bauaktivitäten umgesetzt zu haben. Ist die Kritik berechtigt?

Die IBA Basel 2020 unterscheidet sich signifikant von deutschen Internationalen Bauausstellungen, die schon von ihrem Etat aus Staatszuschüssen eine ganz andere Form der Umsetzung erreichen konnten als die IBA Basel 2020. Insofern liegen die materiellen Ergebnisse der IBA Basel 2020 deutlich hinter den deutschen Internationalen Bauausstellungen zurück. Die IBA Basel 2020 hat allerdings ein Instrumentarium der grenzüberschreitenden persönlichen und institutionellen Zusammenarbeit geschaffen, die genau das bewirkt, was ursprünglich im Memorandum gewünscht war: Zusammen wachsen auf Grundlage einer gemeinsamen Strategie und gemeinsam definierter Handlungsfelder.

Der Rhein als roter Faden

Welche IBA Projekte stehen Ihrer Meinung nach für die Ziele der IBA Basel 2020?

In Anbetracht der großen und kleinen Partizipanten an der IBA Basel 2020 war es klug, Projektfamilien wie die aktiven Bahnhöfe oder die Rheinliebe zu bilden. Bei den aktiven Bahnhöfen erfolgte eine Impulsgebung für die Inwertsetzung der Bahnhofsareale und deren städtebaulichen Weiterentwicklung im Umfeld in kleinen wie auch großen Gemeinden unabhängig von der jeweiligen Lage. Diese Perspektive beinhaltet mehr als nur Bahnhöfe; sie steht auch für Fragen des städtebaulichen Konzeptes und der künftigen Mobilität.

Beim Thema Rheinliebe wird auf die Gemeinsamkeiten im Frei-, Landschafts- und Stadtraum angeknüpft, wie auch an die persönlichen Erlebnisse der Menschen im Rheinknie um Basel herum. Der Rhein bildet den roten Faden in einem Siedlungsraum mit all seinen Chancen als Stadt-/ Natur- und Freizeitraum. Mit der Rheinliebe gelang auch eine Verknüpfung vieler kleinerer Gemeinden insbesondere auf deutscher und Schweizer Seite, die auf unterschwellige Form das Thema der konstruktiven Zusammenarbeit im Zuge des IBA-Prozesses als eigenen Erfolg verspüren konnte.

“Die Themenstellungen werden sich verschieben.”

2020 endet die IBA Basel offiziell. Welche Erfolge hat die IBA Basel der Region gebracht?

Der erkennbare Mehrwert liegt in dem komplikationsarmen Zusammenarbeiten der Institutionen und der verantwortlichen Menschen im Dreiländereck. Man hat sich mithilfe von Projekten gefunden und selbstverständliche, aber dennoch eigenbestimmte Formen der Zusammenarbeit entwickelt. Allein die schwierigen Finanzierungsfragen haben dazu geführt, dass viele Projekte aufgegleist, aber noch nicht den Punkt der qualitätsvollen Realisierung erreicht haben. Das Nachjustieren besteht somit in der Verpflichtung der Beteiligten, Qualitätssicherung zu betreiben.

Und welchen Herausforderungen muss sich die Region nun im Zuge der Verstetigung stellen?

Zukünftig werden sich die Themenstellungen verschieben: Eine zunehmende Bedeutung von Landschaft und Freizeitverhalten, die Erfordernisse, den Klimawandel in Stadt und Land zu entschleunigen, die Chancen der Digitalisierung in Bezug auf Raumentwicklung einzubinden, alternative Energiekonzepte auf der Basis regenerativer Energiegewinnung voranzubringen, und das Mobilitätsverhalten intelligenter zu gestalten, werden künftige Themen der Agenda bilden.

Des Weiteren muss es gelingen, auch künftig nachfolgende Akteure von der Bedeutsamkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu überzeugen.

 

Warum wir eine IBA-Basel-Serie gestartet haben? Das lesen Sie hier.

Sämtliche Beiträge zur IBA Basel 2020 finden Sie hier.

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