27.06.2022

Projekt

Kaiser-Josef-Platz in Wels neu gestaltet

Kaiser-Josef-Platz (Foto: Christian Pichlkastner)
Kaiser-Josef-Platz (Foto: Christian Pichlkastner)

Das atelier dede für Landschaftsarchitektur und Steinkogler Aigner Architekten haben einen klimafitten Busbahnhof für die österreichische Stadt Wels entworfen. Alles zu dem Projekt lesen Sie hier.

Ein neuer Verkehrsknotenpunkt für Wels

Mit etwa 60 000 Einwohner*innen ist Wels die achtgrößte Stadt in Österreich. Ihr zentraler Verkehrsknotenpunkt, der Kaiser-Josef-Platz, wurde zwischen 2020 und 2021 neu gestaltet. Am 10. September 2021 eröffnete der umgebaute Platz. Insgesamt 15 verschiedene Entwürfe wurden dafür von europäischen Bewerber*innen eingereicht. Am Ende gewann der Entwurf vom Büro Steinkogler Aigner Architekten ZT GmbH aus Wien (Generalplanung), der gemeinsam mit dem atelier dede (Landschaftsarchitektur) umgesetzt wurde.

Der neue, knapp 7 Millionen Euro teure Kaiser-Josef-Platz zeichnet sich durch viel Grün, Wasserspiele und eine neue Bedachung aus. Zwei große Dächer überspannen dabei die Gehsteige auf beiden Seiten der Straße. In acht Metern Höhe dienen sie zudem als Gärten. Nachts wird der Platz mit LED beleuchtet, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Mehrere grüne Inseln mit Wasserspielen sowie eine grüne Oase am Platz vor dem Semperit-Hochhaus, wo das Kaiser-Josef-Denkmal steht, sorgen dafür, dass der Platz inzwischen einem Park ähnelt.

 

Landschaftsgeschichte und Urbanität vereint

Der Entwurf von atelier dede bildet die Einflüsse des Umlands und die Landschaftsgeschichte ab. Auf historischen Aufnahmen von Fels ist eine von Flüssen dominierte Landschaft zu sehen. Auch die Welser Heide war prägend für das Umland. Früher war der Kaiser-Josef-Platz ein großer Vorstadtplatz, der Stadt und Land miteinander verband. Diese Einflüsse sind in dem neugestalteten Platz deutlich zu sehen.

Zugleich ist der neue Kaiser-Josef-Platz aber ein sehr urbaner, moderner Platz. Kühlende, klimafitte Bäume und Landschaftsinseln bilden einen Rahmen für den Stadtraum. Somit ist der Platz nicht nur dynamisch, sondern bietet auch Raum zum Verweilen.

Abends kreiert die Beleuchtung des Kaiser-Josef-Platzes ein freundliches, avantgardistisches Ambiente. Die Lichteffekte sind unter dem Dach, den Bänken und den Betonpflanzinseln angebracht, um für ein besonders Erscheinungsbild zu sorgen.

Kaiser-Josef-Platz Nachts (Foto: Christian Pichlkastner)
Kühlende, klimafitte Bäume und Landschaftsinseln bilden einen Rahmen für den Stadtraum des Kaiser-Josef-Platzes. Am Abends kreiert die Beleuchtung ein freundliches, avantgardistisches Ambiente. Foto: Christian Pichlkastner

Fokus auf Passant*innen

Zudem bietet der Kaiser-Josef-Platz nun mehr Platz für Fußgänger*innen. Sie sollen laut atelier dede am meisten von der Neugestaltung profitieren. Dafür wurde der Platz zu einer Begegnungszone gemacht. Sowohl die Randbereiche als auch die Bus-Insel wurden vergrößert, um flanierenden Menschen mehr Platz zu bieten.

Die Mündung einer der wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadt auf den Kaiser-Josef-Platz in Wels ist durch die Weiterführung des Pflasters als „Teppich“ aus hellem Granitstein zu erkennen. Somit werden Fußgänger*innenbereiche und Fahrbahn voneinander abgegrenzt. Gemeinsam mit den verbindenden Dachkonstruktionen, die Schutz vor der Witterung bieten, soll dieser optische Schutz von Fußgänger*innen für eine neue, lebenswertere Identität des Platzes sorgen.

Die größte Herausforderung für die Planer*innen von atelier dede und Steinkogler Aigner Architekten war die Neugestaltung der „Rendezvous-Haltestelle“ auf dem Kaiser-Josef-Platz. Sie bietet Raum für acht gleichzeitig haltende, jeweils 18 Meter lange Gelenkbusse. Busnutzer*innen können unter den drei unterschiedlich großen Dächern des Platzes warten, die an heißen Tagen durch Dachbegrünung und Holz als natürliches Baumaterial Schatten und Kühlung bieten.

Kaiser-Josef-Platz (Foto: Christian Pichlkastner)
Unter drei unterschiedlich großen Dächern des Platzes können Busnutzer*innen warten. An heißen Tagen bieten diese Dächer durch Begrünung und Holz Schatten und Kühlung. Foto: Christian Pichlkastner

Klimafitte Bepflanzung und zukunftsweisendes Design auf dem Kaiser-Josef-Platz

Die neuen Bäume auf dem Kaiser-Josef-Platz sollen laut atelier dede für eine neue Ära der Stadtgestaltung in Wels stehen, bei der „das Grün“ relevanter wird. Denn durch die Pflanzungen in erhöhten Inseln wird der Nutzungsdruck auf Leitungen in der Erde erhöht. Die Bäume und Stauden wurden so weit wie möglich regional ausgewählt, um zugleich als Bienen- sowie Insektenweide zu dienen.

David Dobetsberger, Gestalter und Geschäftsführer von atelier dede, beschreibt den gestalterischen Arbeitsprozess rund um den Kaiser-Josef-Platz wie folgt: „Die Klimaveränderung ist deutlich spürbar. Sie verlangt planerische Umdenkprozesse, die die grünen Disziplinen der Außenraumgestaltung fordert. Landschaftsarchitektur braucht mehr. Sie muss Geschichte, Menschen und die geografischen Besonderheiten verbinden.“

Auch die Nutzungsoffenheit des neuen Kaiser-Josef-Platzes ist zukunftsweisend. Die beleuchteten Brunnenanlagen laden zur Unterhaltung und Entspannung ein, während zusätzliche Sitzgelegenheiten und Fahrradabstellplätze das Leben im Stadtzentrum fördern. In Kooperation mit dem oberösterreichischen Blindenverband wurde zudem eine umfassende Inklusionsplanung umgesetzt.

Kaiser-Josef-Platz (Foto: Christian Pichlkastner)
Der neue, knapp 7 Millionen Euro teure Kaiser-Josef-Platz zeichnet sich durch viel Grün, Wasserspiele und eine neue Bedachung aus, die in acht Metern Höhe als Gärten dienen. Foto: Christian Pichlkastner

Die Architekt*innen des neuen Platzes

Atelier dede wurde im Jahr 2017 von David Dobetsberger gegründet. Der gebürtige Welser war davor bei europaweit tätigen Büros angestellt. In seinen unterschiedlichen Konzepten arbeitet er stets mit einer Formensprache, die die Historie des Ortes und der Menschen reflektiert. Zudem achtet Dobetsberger in seiner Landschaftsarchitektur darauf, ökologische und technische Aspekte voranzutreiben. Zu den anderen Projekten von atelier dede gehören die Umgestaltung der Ortsmitte Hörsching, die Begegnungszone in Lunz am See, der Garten Pegi und die Domgasse Linz.

Die Steinkogler Aigner Architekten mit Sitz in Wien bearbeiten seit 2015 eigenständig Projekte in unterschiedlichen Größen. Dabei gehen sie stets behutsam vor, um Architektur an die Umgebung, den lokalen Maßstab, die Stadtlandschaft und auf traditionelle Bauweisen und Bauformen anzupassen. Letztere werden dabei zeitgenössisch umgesetzt. Dazu gehört zum Beispiel eine adäquate Wahl der Baustoffe, die nachhaltig und verantwortungsvoll eingesetzt werden. So schaffen die Architekten von Steinkogler und Aigner Gebäude, die über ihren Zweck hinaus soziale Werte in die Praxis umsetzen.

Auch der Bereich um den Bahnhof in Helsinki wurde erneuert. Als Gewinner eines Wettbewerbs verband das Architekturbüro Snøhetta dort ein nachhaltiges Konzept mit modernem Design.

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