19.12.2022

Wettbewerb

Kiellinie – Wettbewerb zur Uferpromenade entschieden

Die Kiellinie soll im Rahmen eines Wettbewerbs neu gestaltet werden. Bild: Studio RW Berlin
Die Kiellinie soll im Rahmen eines Wettbewerbs neu gestaltet werden. Grafik: Studio RW Berlin

Zum 4. Dezember hat die Stadt Kiel eine ihrer aktuell wichtigsten stadtgestalterischen Fragen mit einem Wettbewerb entschieden: die Neugestaltung ihrer berühmten Kiellinie. Welche Planungsgemeinschaft den Zuspruch erhalten hat und was der Entwurf vorsieht, lesen Sie hier.

Die Stadt Kiel will ihre 3,5 Kilometer lange Uferpromenade – die Kiellinie – neugestalten. Hierzu erfolgte unter Regie des Dezernats für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt ein Wettbewerb. Dem hochkarätigen Preisgericht gehörten unter anderem Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Stadtbaurätin Doris Grondke an. Von den 15 nationalen und internationalen Arbeitsgemeinschaften reichten dabei 14 einen Entwurf ein. Die Planungsgemeinschaft bestehend aus Studio RW mit ArcStudio Wessendorf und Plancontrol ging als Sieger hervor.

Neugestaltung Kiellinie, Bild: Studio RW Berlin
Grafik: Studio RW Berlin

Die Kiellinie

Die Kiellinie verläuft entlang des westlichen Ufers der Kieler Förde im Stadtteil Düsternbrook. Über die letzten hundert Jahre entwickelte sie sich zu einem beliebten Ort zum Flanieren und Verweilen. Sie ist also einer der meistgeschätzten Aufenthaltsbereiche Kiels. Flankiert von teils prominenten Bauten reihen sich hier öffentliche und private Räume verschiedenster Nutzungen aneinander. Neben gastronomischen Angeboten und nahezu allen Kieler Wassersportvereinen befinden sich dort auch die Repräsentanz der Landesregierung Schleswig-Holsteins sowie Einrichtungen der Kieler Universität. Prominentestes Ereignis ist sicherlich die „Kieler Woche“, die sich inzwischen zu einem der weltweit größten Segelsportereignissen gemausert hat. Ein großes Volksfest begleitet dabei das Event. Die Kiellinie ist Identitätsort für Bürger*innen, Attraktion für Tourist*innen und unentbehrlicher Bestandteil des Kieler Alltags. Sie wird also von Menschen jeden Alters intensiv genutzt.


Herausforderung Zukunft

Ziel ist dabei, sich zu einer modernen und internationalen Wasserstadt zu entwickeln. Die Kiellinie soll zudem als ein Aushängeschild der Stadt modernisiert werden. Deshalb wurde ein freiraumplanerisches und städtebauliches Konzept für die Neugestaltung der 3,5 Kilometer langen Uferpromenade mit vielseitigen und generationenübergreifenden Spiel-, Sport- und Aufenthaltsflächen gesucht. Es versteht sich von selbst, dass sowohl die Gesichtspunkte Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, als auch Klimaschutz und Klimafolgenanpassung in ihrer vollen Wirkungsbreite zu beachten waren. Ein stimmiges Gesamtkonzept sollte insgesamt folgende komplexe Anforderungen vereinen:

  • Attraktive Mobilitätsangebote
  • Barrierefreiheit an Land und teilweise zum Wasser
  • Erhöhung der Aufenthalts-, Nutzungs- und Gestaltungsqualität
  • Verknüpfung von urbanen und landschaftlichen Räumen
  • Erhalt und Weiterentwicklung der bestehenden Grün- und Freiräume
  • Schaffung von lesbaren Eingangssituationen
  • Hochwasserschutz
  • Mehr Bademöglichkeiten
  • Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs
  • Identifikation der Kiellinie als Veranstaltungsort
  • Einbindung von Gastronomie unterschiedlichen Preisniveaus
  • Ausbau von Ver- und Entsorgungsinfrastruktur (z. B. öffentliche Toiletten)

Die Modernisierung rund um die Kiellinie wird aber von intensiven Debatten begleitet. Dem Wettbewerb ging zunächst ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept voraus. Eine Öffentlichkeitsbeteiligung bezog die Bürger*innen hinsichtlich des Planungsprozesses mit ein. Dies hatte zur Folge, dass statt dem ursprünglichen Verfahren zwei gleichberechtigte Varianten für die Kiellinie Nord – mit und ohne Kraftfahrzeugverkehr – im Wettbewerb gefordert wurden. Die Entscheidung, welche Variante realisiert wird, trifft nun die Ratsversammlung.

Neugestaltung Kiellinie, Bild: Studio RW Berlin
Grafik: Studio RW Berlin

Fünf „R“s für die Kiellinie

Mit Blick auf die Klimaneutralität schlägt der Wettbewerbssieger ein „Reallabor für Klimaschutz“ vor. Der Entwurf soll dabei ein Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung sein. Es werden die Prinzipien refuse (vermeiden), reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden), recycle (wiederverwerten) sowie rot (verrotten) verfolgt. So wird mit geschlossenen Stoffkreisläufen, Wasserretention, Ressourcenmanagement, regenerativer lokaler Energiegewinnung, klimaresilienten Pflanzungen zu Forschungszwecken, Regionalitätsprinzip und lokalen Kooperationen gearbeitet.

Neugestaltung Kiellinie, Bild: Studio RW Berlin
Grafik: Studio RW Berlin

Visionär mutig und real umsetzbar

Die Nutzungsmischung ist sowohl visionär als auch mutig vereint, so Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Der Entwurf erkennt den Genius loci – statt klassischer Innenstadtpromenade wird die Kiellinie also zurecht mehr als städtisches Freizeitband interpretiert. Wasser, Himmel und Fördehang bilden das Farb- und Materialkonzept in blauen und grünen Tönen. Dazu werden gelbe Akzente gesetzt. Die Kiellinie selbst sowie ihre Zugangsbereiche sind zudem barrierefrei gestaltet. Die Promenade wird außerdem stets neben der Wasserkante geführt. So kann man weiterhin nach Osten den Blick auf der Förde schweifen lassen. Ein großes Angebot an Sitzmöglichkeiten lädt hierzu ein. Ein Plattenband aus von Algen gefärbtem Recyclingbeton versinnbildlicht dazu die Kiellinie.


Kiellinie Nord und Süd

Als Gerüst des Planungsgebiets definiert es promenadenbegleitend auch die angrenzenden Nutzungen. Das Band integriert dabei Mobiliar, Sport- und Spielangebote sowie Baumstandorte. An prägnanten Punkten weitet es sich außerdem zu Platzsituationen auf. Fußgänger*innenpromenade, Radweg und Straße verlaufen differenziert. Das verzweigte Wegenetz gliedert die Grünflächen. Es ergeben sich deshalb vielseitig nutzbare Räume mit unterschiedlichen Bezugspunkten und Qualitäten. Der südliche Eingangsbereich zum Beispiel gibt den Auftakt als attraktiver Platz mit Gastronomie, Mobilitätspunkten und großzügigen Sitzmöglichkeiten. Die nördliche Kiellinie wird dabei als Boulevard am Wasser verstanden. Eine Mobilitätsstation und die Buswendeschleife bilden dann den nördlichen Abschluss des Wettbewerbgebiets. Vor der Orchideenwiese ist auch der Naturspielplatz „Förderlandschaft“ geplant.

Neugestaltung Kiellinie, Bild: Studio RW Berlin
Grafik: Studio RW Berlin

Um- und Ausgestaltung der Kiellinie

Wichtig ist auch, dass die Schwanenwiese erhalten bleibt. Die Reventlouwiese wird zu einem spannungsvoll modellierten Wiesenpark ausgeweitet – mit Beachvolleyballfeldern in ihrer Mitte. Die umliegenden Bereiche bieten Spiel- und Liegeflächen. Die weitläufige Fläche kann multifunktional für Veranstaltungen genutzt werden. In diesem Abschnitt sind die Ausstattungselemente demontierbar. Der Schotterrasen zwischen Wiese und Weg dient als Aufstellfläche für temporäre Bauten. Eine neue Badestelle lädt zum Sprung in die Förde ein. Die Bellevuebrücke als Anleger integriert weitere Schwimmmöglichkeiten. Der Bernhard-Harms-Platz wird in seiner Doppelfunktion als Veranstaltungsort und Parkplatz beibehalten. Im Bereich Bellevue führen der Radweg und die Straße landeinwärts, sodass auch dort ein neuer Raum entstehen kann.


Und wie geht es weiter?

Der Planungswettbewerb ist ein großer Meilenstein. Als Vorentwurf mit schlüssiger Gesamtkonzeption wird nun der Siegerbeitrag in einem mehrstufigen Planungsverfahren zur Umsetzungsreife gebracht. Und: natürlich wird auch die Öffentlichkeit weiterhin ihren Freiraum mitgestalten. Wir dürfen gespannt sein.

Mehr zu der neuen Kiellinie finden Sie hier unter kiel.de.

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