11.03.2023

Projekt

Klinikum Großhadern: Bayerns größtes Bauprojekt

Das neue Klinikum Großhadern stellt die Patient*innen und ihr Wohlergehen auch architektonisch in den Mittelpunkt. Visualisierung: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects
Das neue Klinikum Großhadern stellt die Patient*innen und ihr Wohlergehen auch architektonisch in den Mittelpunkt. Visualisierung: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects

Gemeinsam mit HENN und C.F. Møller Architects hat das Landschaftsarchitekturbüro SINAI aus Berlin den Wettbewerb zur Neugestaltung des Klinikums Großhadern in München gewonnen. Dabei sollen sechs Klinikzentren mit einem zentralen Park entstehen. So möchte die Arbeitsgemeinschaft eine Umgebung schaffen, in der sich Patient*innen wohl fühlen und die zur Genesung beitragen kann. Alles zum gewinnenden Beitrag hier.


Eine Stadt in der Stadt

Das Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München wird neu gestaltet. Die Berliner Landschaftsarchitekt*innen SINAI haben gemeinsam mit HENN Architekten aus Berlin und C.F. Møller Architects aus dem dänischen Aarhus den interdisziplinären Realisierungswettbewerb gewonnen. In ihrem Entwurf sehen sie Klinik-Neubauten vor, die Gebäude und Freiräume eng miteinander verweben. So soll eine Stadt in der Stadt entstehen. Vom ersten Schritt an soll die Landschaftsplanung von SINAI sinnliche Qualitäten sowie atmosphärische Vielfalt bieten.

Das Ziel des Entwurfs besteht darin, eine maßstäblich angemessene und attraktive Lebenswelt für das Klinikum Großhadern in München zu entwerfen. Diese Umgebung soll in erster Linie dem Wohlbefinden sowie dem Genesungsprozess der Patient*innen dienen. Für die Architekt*innen ist es dabei auch wichtig, die von vielen als unmenschlich wahrgenommene „Gesundheitsmaschine“ anders anmuten zu lassen.

Orte, die früher vor allem funktional waren, wie etwa Bewegungs- und Wartezonen, sollen laut Entwurf zu Orten urbaner Geschäftigkeit sowie zu Begegnungsräumen werden. Auf diese Weise soll sowohl die Außen- als auch die Innenwelt der Klinik künftig positiv besetzt sein. Der gemeinsame innere Landschaftsraum, der Park, dient als zentrales Motiv im Campus. Das allgegenwärtige Grün erhält somit die Rolle eines Bild- und Imageträgers für das Klinikum. Die Übergänge zu Sport- und Therapieangeboten im Freien sind fließend.

Der Lageplan zeigt die geplanten sechs Gebäude mit umgebenden Grünflächen. Bildquelle: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects
Der Lageplan zeigt die geplanten sechs Gebäude mit umgebenden Grünflächen. Plan: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects

Der Park als zentrales Motiv im Klinikum Großhadern

Die Arbeitsgemeinschaft aus HENN, C.F. Møller und SINAI setzt in ihrem Entwurf auf eine Kamm-Typologie mit gestaffelten Bauhöhen zwischen fünf und zehn Geschossen. Das Preisgericht lobte diese bewährte Gebäudeform, die laut Architekt*innen zu einer lebendigen, stadtartigen Silhouette führen soll.

Insbesondere der große Patient*innenpark südlich des Gebäudes soll diesen Charakter des Klinikums als Stadt in der Stadt unterstreichen. Die laut Jury „terrassenartig eingeschobenen Geschosse zwischen den Fingern der Kammstruktur“ reichen in den Park hinein. Dieser wird also so weit wie möglich in den Baukomplex hineingezogen. Die gefaltete Fassade mit der Eingangshalle gewährt viele Blicke sowie Durchblicke in den Park.

Darüber hinaus überzeugte ein ganzes Bündel technischer Spezifitäten und komplexer Anforderungen. Denn der Krankenhausbau bringt besondere Kriterien mit sich, damit das Gebäude am Ende funktioniert. Und Großhadern galt schon immer als ein Bauprojekt der Superlative. Das 1977 eröffnete Klinikum hatte eine 20-jährige Planungs- und Bauphase. Es handelte sich damals um das größte Bauvorhaben des Freistaates Bayern. Der Neubau wird ebenfalls zum größten Bauvorhaben im Bundesland werden.

Noch gibt es keinen konkreten Kosten- und Zeitrahmen für das Vorhaben. Im Ideenteil des Wettbewerbs ist ein Zeithorizont von 30 Jahren erwähnt. Anfang 2024 soll zunächst einmal ein Parkhaus gebaut werden, um Baufeld Nummer 1 – derzeit ein Parkplatz – zu befreien.

Der Patientenpark steht im Zentrum des neuen Klinikums Großhadern. Bildquelle: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects
Der Patientenpark steht im Zentrum des neuen Klinikums Großhadern. Visualisierung: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects

Klinikum Großhadern: Vom „Toaster“ zum grünen Campus

Derzeit ist das Klinikum Großhadern in München durch seinen auffälligen Dachaufbau schnell zu erkennen. Das ebenfalls als „Toaster“ bekannte große Bettenhaus hat eine markante Krankenhaus-Architektur. Der Wettbewerb „Neubau des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München am Campus Großhadern“ sieht derweil einen großen Umbauprozess vor. Dazu gehört nicht nur die Erweiterung der Bestandsbauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren, sondern auch der Ersatzneubau.

Geplant sind mehrere Bauabschnitte, die zum Rückbau der ursprünglichen Bauten des Großklinikums führen sollen. Jüngere Elemente wie beispielsweise das Operative Zentrum aus dem Jahr 2014 sollen erhalten bleiben. Sechs neue medizinische Zentren werden zudem das heutige 13-geschossige Bettenhaus ersetzen. Darin werden auch die Patient*innenzimmer untergebracht sein.

Der Abriss des massiven Gebäudes in München ist zudem symbolisch für die Abkehr von der zentralistischen Organisation der Nachkriegsmoderne. Stattdessen steht jetzt eine kleinteiligere, nutzungsfreundliche und nachhaltige Architektur mit viel Grünfläche im Vordergrund.

Gebäude und Grünfläche sind eng miteinander verzahnt, um eine nutzerfreundliche Architektur zu erreichen. Bildquelle: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects
Gebäude sowie Grünfläche sind eng miteinander verzahnt, um eine nutzungsfreundliche Architektur zu erreichen. Visualisierung: SINAI, HENN und C.F. Møller Architects

Das größte Bauprojekt in Bayern 

Schon 2015 beschloss der bayerische Ministerrat, einen Neubaukomplex in Großhadern zu beauftragen. 2019 lobte der Freistaat schließlich einen Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil aus, der nicht öffentlich war. Insgesamt ging es dabei um eine Bruttogrundfläche von 400 000 Quadratmetern. Davon sind 69 000 Quadratmeter Nutzfläche aus dem Realisierungsteil.

Die Preisgelder des Wettbewerbs betrugen 2,7 Millionen Euro. Das Preisgericht unter Leitung von Markus Hammes vergab die folgenden drei Preise sowie zwei Anerkennungen:

  1. Preis: Arge HENN (München, Berlin, Peking) und C.F. Møller (Aarhus, Berlin) mit SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (Berlin)
  2. Preis: Obermeyer Planen + Beraten mit Keller Damm Kollegen (beide München)
  3. Preis: Ludes – Architekten Ingenieure (München) mit Wanker und Fischer Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (Eching)
  • Anerkennung: a|sh architekten (Ludwigshafen) und HDR (München) mit mk.landschaft (München)
  • Anerkennung: Architekten Mauerer + Partner (Hollabrunn, Wien) und Franz und Sue (Wien)

Das Votum für die gewinnende Arbeitsgemeinschaft war einstimmig. Zudem lobte der Preisgerichtsvorsitzende insbesondere die Erfüllung der „hohen Erwartungen an Funktionalität, abschnittsweise Realisierung, Wirtschaftlichkeit und technische Machbarkeit“. Die erste Bauphase wird etwa 60 Prozent des gesamten Bauvolumens abdecken. Der Freistaat Bayern finanziert dies mit rund einer Milliarde Euro.

Übrigens: Hier erfahren Sie noch mehr über die SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH aus Berlin, inklusive einer Übersicht der Top 10 Projekte.

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