12.03.2023

Projekt

Rozelle Interchange: Kunstprojekt für Sydney

Studio Chris Fox ist damit beauftragt, drei Abgaskamine in der Rozelle Bay von Sydney durch ein grünes Design zu verschönern. Bildquelle: Studio Chris Fox
Studio Chris Fox ist damit beauftragt, drei Abgaskamine in Sydney durch ein grünes Design zu verschönern. Bildquelle: Studio Chris Fox

Am Rande der Rozelle Bay in Sydney erheben sich drei Türme über einer neuen Parklandschaft. Verwebt zwischen den Lüftungsrohren des Rozelle Interchange entwickelt das Studio Chris Fox hier ein markantes, städtebauliches Kunstwerk.


Drei Monolithen in Rozelle Bay

Die Rozelle Bay in Sydney bestand einst aus einem diversen Ökosystem mit Wattenmeer und Mangrovenwäldern. In den letzten Jahrhunderten hat sich die Bucht zu einem industriellen Zentrum mit maritimer Nutzung und Bahnlinien entwickelt. Entsprechend musste die Natur größtenteils weichen. Ein neues Projekt vom Studio Chris Fox möchte dies ändern: Mit einem in die Landschaft integrierten Projekt aus drei Monolithen soll ein lebendiges System entstehen. Diese Monolithen verstecken ein Trio bestehender Abluftkamine über der Rozelle Interchange.

Die drei Türme haben eine modulierte Zinkverkleidung und eine gewundene Stahlstruktur. Damit nehmen sie Bezug auf die turbulente Luftströmung der Anlage sowie auf die räumlichen Bewegungen im unterirdischen Straßennetz unter Rozelle Bay. Sie sind jeweils von einem lebendigen, grünen System umgeben, das Brücken für Fußgänger*innen und Radfahrende bietet. Grüne Wandmodule integrieren die Türme in die Parklandschaft der Rozelle Bay. Zudem verwandeln sie die Infrastruktur in einen Lebensraum für urbane Biodiversität.

Der Bau auf dem Land der indigenen Gruppen Gadigal und Wangal polarisiert Sydney. Denn die ambitionierten Skulpturen betonen die großen Abluftkamine von Rozelle Bay weiter. Sie greifen zwar die früheren Ökosysteme auf, verschönern aber letztendlich große Rohre, die Abgase in die Luft pumpen. Der Bau hat bereits begonnen: Erste Pflanzen sind am östlichsten Turm zu erkennen. Bis Ende 2023 könnte das Kunstprojekt abgeschlossen sein.

Die begrünten Türme bieten ihrer Umgebung der Rozelle Bay Raum für Rad- und Fußwege. Bildquelle: Studio Chris Fox
Die begrünten Türme bieten in ihrer Umgebung Raum für Rad- und Fußwege. Bildquelle: Studio Chris Fox

Kritik an der „Verschönerung einer Monstrosität“

Seit 2019 entstehen die drei großen Monolithen in der Rozelle Bay, die das Studio Chris Fox nun verschönert. Sie befinden sich genau an der Stelle, wo die WestConnex-Autobahn auf die Anzac Bridge trifft. Hier entsteht eine neue unterirdische Verkehrsführung, die sehr wichtig für Sydneys Straßennetzwerk ist. Die bereits existierenden Kamine sind 40 Meter oder 12 Stockwerke hoch. Sie sind schon jetzt Teil der Skyline der Stadt.

„Ich wusste, dass dies eine anspruchsvolle Aufgabe sein würde“, sagte Architekt Chris Fox. „Die Stadt muss funktionieren, und die Infrastruktur ist Teil dieser Funktionalität. Aber genau wie die Menschen braucht die Stadt mehr als nur ihre Grundfunktionalität, um erfüllt zu werden. Momente der Neugier und des Staunens geben der Stadt ein eigenes Leben – sie sind es wert, dass man sie besucht und sich mit ihr beschäftigt.“

Dies ist seine Antwort auf die Skepsis, was die „Verschönerung einer Monstrosität“ angeht. Er erklärte, dass der Entwurf eine Zukunft bildlich darstellt, in der die Infrastruktur bereits eine Ruine ist und von der Natur zurückerobert wurde. Die spezielle Verkleidung der Türme soll die Aufmerksamkeit auf den geometrischen Kontrast legen. Grün wird auf den Oberflächen der Türme wachsen und eine von Bäumen und Sträuchern gesäumte Fußgängerbrücke wird den Fußverkehr über Rozelle Interchange leiten. Diese grüne Attraktion soll sowohl Einheimische als auch Tourist*innen anziehen.


Kunst und Infrastruktur in der Rozelle Bay

Das Studio Chris Fox hat bereits mehrere große öffentliche Kunstwerke in Sydney gestaltet. Dazu gehören die hängende Interloop-Skulptur über den Aufzügen an der Wynyard Station sowie der Interchange Pavilion in South Eveleigh. Derzeit gibt es in Sydney viele Debatten darüber, ob Kunst dazu dienen kann oder soll, problematische Infrastruktur zu verschönern. Denn die drei Monolithen sind Abgasschächte für die riesige Autobahn-Infrastruktur unter der Rozelle Bay.

Der renommierte indigene Künstler Tony Albert ist von dem Entwurf für Rozelle Bay begeistert, wie er dem australischen Herald sagte: „Es ist wirklich ziemlich skurril und hypnotisierend. Ich beginne, über verschiedene Möglichkeiten und Zukünfte nachzudenken. Ich liebe es, wenn mich Sehenswürdigkeiten herausfordern und mir endlose Möglichkeiten geben, warum sie existieren und wie sie funktionieren könnten.“

Kritiker*innen der WestConnex-Autobahn haben Schwierigkeiten damit, die Kunst und die Infrastruktur miteinander zu vereinen. Unabhängig davon, ob ihnen der Entwurf von Chris Fox gefällt, kritisieren sie die großen Schornsteine: „Sie sind ziemlich abschreckend, nicht wahr?“, sagte zum Beispiel der Architekturautor und Redakteur Paul McGillick über die Türme. „Sie sind sehr aufdringlich, und man kann sich ihnen nicht entziehen, sie sind völlig unmaßstäblich. Natürlich versuchen sie, das mit den Kunstwerken drum herum zu kaschieren … Ich denke, es ist jedem selbst überlassen, ob er das für richtig hält oder nicht. Ich selbst finde es nicht besonders schön.“

Das Design des Baus in der Rozelle Bay wird dafür kritisiert, eine "Monstrosität" zu verstecken. Bildquelle: Studio Chris Fox
Das Design wird dafür kritisiert, eine "Monstrosität" zu verstecken. Bildquelle: Studio Chris Fox

Teil des Rozelle Interchange Projekts

Transport for NSW ist das wichtigste Transportunternehmen in New South Wales, Australien. Derzeit arbeitet das Unternehmen unter anderem am Rozelle Interchange Projekt und am Iron Cove Link. Dabei werden Tunnel gebaut, die eine neue unterirdische Verbindung für Sydney darstellen sollen. Der Knotenpunkt in Rozelle Bay soll sich unter den alten Rangierbahnhöfen der Gegend befinden und größtenteils unterirdisch liegen. Somit soll es möglich sein, Möglichkeiten zum aktiven Transport sowie bis zu 10 Hektar öffentlichen Raum in Rozelle Bay zu schaffen. Transport for NSW unterstützt außerdem die geplanten Rozelle Parklands, einen Wald inmitten der Stadt.

Das Kunstprojekt vom Studio Chris Fox ist eng mit dem neuen Wald der Rozelle Parklands verknüpft. Die Ökosysteme werden mehrere Verbindungen haben. Gemeinsam sollen sie so wertvollen Lebensraum für einheimische Arten darstellen. Neben den hängenden Gärten an den Türmen gehören dazu mehrere Park- und Gartenanlagen sowie ein urbaner Wald. In den Rozelle Parklands sollen außerdem Tunnel, Servicegebäude, Brücken, Fuß- und Radwege, Informationen zur Geschichte von Rozelle Bay und weitere Infrastruktur entstehen. Auch Sportanlagen sind angedacht.

Übrigens: Mehr zum Thema Verkehr und externe Kosten des Autoverkehrs lesen Sie in diesem Beitrag.

Scroll to Top