21.07.2023

Event

Landschaftstadt Zürich: Ausstellung über Stadt und Land im Spannungsfeld

Topografische Karte der Schweiz. Darin sind verschiedene Allemndeflächen markiert.
Impulse zur Landschaftstadt Zürich: Die selbstverwalteten Allmenden der Schweiz bieten ein grosses Potenzial für die nachhaltige Nutzung des Bodens. Ausschnitt Karte „Commoning Architecture“, © Joint Master of Architecture, BFH & HES-SO

Am 8. Juni diesen Jahres eröffnete die Ausstellung „LANDSCHAFTSTADT ZÜRICH: Überlappen. Verbinden. Öffnen – eine Bildersuche“ im ZAZ BELLERIVE Zentrum Architektur Zürich. 


Die Bedeutung der Landschaftstadt 

Bereits im Jahre 2015 beschrieb das ETH Studio Basel in der viel beachteten Publikation „Die Schweiz – Ein städtebauliches Porträt“ die urbane Topografie der Schweiz. Und sezierte damit ein Land, das zwischen Natur und Stadt steht und laut Analyse der Autor*innen beides ein bisschen, aber keines vollkommen sei. 

Rund acht Jahre später eröffnet mit „LANDSCHAFTSTADT ZÜRICH: Überlappen. Verbinden. Öffnen – eine Bildersuche“ nun eine Ausstellung, die wiederum die Trennschärfe von Stadt und Land hinterfragt. Von den Zürcher Architekt*innen Meritxell Vaquer und Daniel Bosshard kuratiert und in Zusammenarbeit mit dem spanischen Künstler Lluc MayolIm, setzt die Schau den Fokus auf die Hauptstadt Zürich. 


Zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit

Die Ausstellung sucht nach Formen des urbanen Zusammenlebens in einer Zeit und in einer Stadt, die sich im Spannungsfeld von Bevölkerungswachstum und Nachhaltigkeitszielen wiederfindet. Denn die Forderung nach einer ökologischen und sozialverträglichen Stadtentwicklung ist derzeit in aller Munde. Für zahlreiche Metropolen der Welt werden Grün- und Zwischenräume, sowie die freiräumlichen Qualitäten der bebauten Umwelt und deren Nutzung zu wesentlichen Gestaltungsschwerpunkten. „LANDSCHAFTSTADT ZÜRICH“ portraitiert solche Orte und stellt sie dem Wirken des Menschen und des produzierenden Gewerbes gegenüber. Dabei lassen die Kuratoren ein interdisziplinäres Bild entstehen. Insgesamt 13 Positionen aus Forschung, Praxis und Kunst geben einen diversen Blick auf die  regenerative Stadtgestaltung.

Eine Visualisierung zeigt ein weißes Gebäude mit einer blühenden Wiese und einem Baum im Zentrum.
„Kann das eigentlich nicht nachhaltige Einfamilienhaus mit Garten heute neu gedacht, angepasst, recycelt, erweitert, umprogrammiert, verändert werden?“ Screenshot: © Professur Christ & Gantenbein, ETH Zürich

Ein Thema das alle betrifft

Dadurch will die Ausstellung aus einem kleinen Kreis an Expert*innen ausbrechen und eine breite Bevölkerungsgruppe erreichen. Neben die Debatten der alltäglichen Architekturpraxis sollen somit Impulse von außen treten. „Raum wird so gewollt gemeinsam entworfen. Reparatur und Flickwerk werden zur Stickerei, unsere Orte durch das Überlappen, Verbinden, Öffnen umgedeutet. Ein neuer Ausgleich ist gefunden, und die vielen Akteur:innen und Lebensformen wirken positiv aufeinander.“, betonen Meritxell Vaquer und Daniel Bosshard. Was die Architekt*innen in der Ausstellung propagieren, integrieren sie auch in ihren Büroalltag. Viele ihrer Projekte forcieren ein Weiterbauen im Bestand, unabhängig davon, ob der Kontext auf den ersten Blick als erhaltenswert eingestuft wird. Indem sie Potenziale für Persistenz und Qualität an jedwedem Ort aufzuspüren versuchen, wollen sie einen Mehrwert für die Gemeinschaft generieren. Ihre Architekturen und Räume verstehen sie als „mehr oder weniger natürliche Landschaften“. 

Im Hintergrund sanfte Hügel mit Wald, davor Gebäude und eine weite Agrarlandschaft
Das Furttal im Norden von Zürich steht beispielhaft für die Herausforderungen unserer produktiven Landschaften. Fotografie: © Christian Schwager, ZHAW

Landschaftstadt als Entwurfsparadigma 

Neben ihrer praktischen Tätigkeit, sind Meritxell Vaquer und Daniel Bosshard auch in der Lehre an unterschiedlichen Hochschulen tätig. In der Ausstellung finden sich deshalb auch viele studentische Entwürfe. Sie sind ein Element, mit dem die Kurator*innen ein kritisches Verständnis für die zukünftige Entwicklung der Stadt Zürich und der Schweiz wecken wollen: „Die Ausstellung möchte eine Inspirationsquelle sein: Sind die längst mehr als hundertjährigen Ideale der Gartenstadt – der Wille, das Beste des Lebens in der Stadt und auf dem Land zu vereinen – noch gültig? Sollen sie unter aktueller Dringlichkeit am bestehenden Zürcher Stadtgewebe und über die Parzelle hinausschauend weitergedacht und entwickelt werden?“

Insgesamt 16 Kacheln zeigen unterschiedliche Bodenbeläge. Darunter Pflastersteine, Asphalt mit Fahrbahnmarkierung, Schachtdeckel oder unversiegelte Erde.
Die Architektur der Stadt liegt zwischen ihren Häusern. Zu komplex in seiner Natur, Form und Gestaltung, um als Raum verstanden zu werden, ist der Boden aber das Netzwerk der Mobilität, das unsere Städte definiert. Grid «Groundworks» © Professur Tom Emerson, ETH Zürich

Ausstellung und Veranstaltungen im ZAZ BELLERIVE

Besucher*innen können sich seit 8. Juni 2023 selbst ein Bild vom Zustand und Planungsstand der Stadt machen. Noch bis zum 24. September diesen Jahres zeigt das ZAZ BELLERIVE Zentrum Architektur Zürich die Ausstellung „LANDSCHAFTSTADT ZÜRICH“ immer Mittwoch bis Sonntag von 14:00 bis 18:00 Uhr. Daneben begleiten diverse öffentliche Veranstaltungen, Workshops und Führungen die Schau. Eines der Highlights dürfte dabei beispielsweise der Sommerworkshop „LANDSCHAFTSTADT ZÜRICH“ vom 17. bis 21. Juli werden. In dessen Rahmen bauen Schüler*innen im Aussenraum „ihre“ Landschaftstadt. Sowohl durch die Events als auch im Zuge der Ausstellung könnten die Auseinandersetzung mit Stadt und Landschaft und deren komplexes Wechselverhältnis eine breite Öffentlichkeit erreichen. Im Angesicht der drängenden Gestaltungs- und Transformationsfragen unserer Zeit geben Meritxell Vaquer und Daniel Bosshard damit einen wichtigen Impuls. 

Lust auf mehr Ausstellungen? Noch bis 27. August 2023 ist KLIMA_X im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main zu sehen.

Scroll to Top