Leipzig, die Denkmalhauptstadt, verzeichnet seit Jahren bundesweit den größten Wanderungsgewinn. Leipzig boomt, gefühlt gibt es an jeder Ecke eine Großbaustelle. Die Stadt könnte dieser Entwicklung aufgrund einiger Besonderheiten besser gewachsen sein als andere. Mit welchen Projekten die Leipzig dem Druck ausgehend von seinem Städtewachstum entgegenwirkt, fassen wir für Sie zusammen.
Wohnquartier Bayrischer Bahnhof
Die Planungen für das Areal, einst ältester Kopfbahnhof der Welt, inzwischen riesige Brachfläche, stockten mehrmals. Geplant ist ein komplett neues, teilweise autoreduziertes, 36 Hektar großes Viertel mit 1 600 Mietwohnungen (davon rund 30 Prozent preisgebunden). Dazu kommen drei Schulen, zwei Kindergärten, Büro- und Gewerbeflächen sowie ein sechs Hektar großer Stadtteilpark, der sich als grünes Band durchs Viertel zieht. Laut Stadt Leipzig handelt es sich um das größte ostdeutsche Neubaugebiet. Nach rund einem Jahrzehnt Planungszeit sollen die Bauarbeiten 2021 beginnen und 2027 beendet werden.
Bürgerbahnhof Plagwitz
Das 17,5 Hektar große Gelände des ehemals größten Industrieverladebahnhofs Europas im Leipziger Stadtteil Plagwitz lag seit der Wiedervereinigung brach. Die Stadt entwickelte gemeinsam mit einer Bürger*inneninitiative eine öffentliche Grünfläche. Diese beinhaltet eine große Wiese, ein Bauspielplatz, ein Pfadfinder*innen-Areal, Nachbarschaftsgärten, ein Obsthain, Graffiti-Flächen, ein Café und mehr. Das Projekt ist Bundespreisträger “Stadtgrün 2020”, der “außergewöhnliches Engagement für urbanes Grün, vielfältige Nutzbarkeit, gestalterische Qualität, innovative Konzepte und integrierte Planungsansätze” auszeichnet.
Löwitz Quartier
Im Herzen der Stadt, unmittelbar neben dem Hauptbahnhof, entsteht auf rund elf Hektar ehemaligem Bahngelände das Löwitz Quartier. Geplant ist ein gemischt genutztes, autoarmes Quartier mit rund 650 Miet- und Eigentumswohnungen, Hotel, Büro, Gastronomie und Einzelhandel sowie einem fünfzügigen Gymnasium und einem Kindergarten. Mehrere denkmalgeschützte Gebäude des früheren Zollamtes werden saniert. Die Erschließungsarbeiten beginnen 2021. Die Fertigstellung des Löwitz Quartiers plant das verantwortliche Joint Venture der Hamburger Unternehmen Hamburg Team Projektentwicklung, Haspa PeB Projektentwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft und des Bauunternehmens Otto Wulff für 2026.
Parkbogen Ost
Ab 2024 sollen Leipziger*innen und Tourist*innen auf dem Gelände einer 2012 stillgelegten Gleistrasse der Deutschen Bahn Spazierengehen und Radfahren können. Die Idee des Parkbogens, zu dem auch Aktivflächen gehören und der streckenweise über ein eindrucksvolles Viadukt verläuft, kommt von den Bürger*innen selbst. Das rund fünf Kilometer lange, grüne Band über den Dächern soll den Leipziger Osten aufwerten. Dabei wird zum Beispiel eine alte Feuerwache als Nachbarschaftszentrum umgenutzt, bestehende Grünflächen werden besser vernetzt und Brachflächen revitalisiert. Laut Stadt handelt es sich “im Kontext der gegenwärtigen Leipziger Stadtentwicklung um eines der wichtigsten und über die Stadt ausstrahlenden Projekte”.
Übrigens: Dass sich die vorgestellten Projekte allesamt auf ehemaligen Bahnbetriebsflächen befinden, ist kein Zufall, sondern eine ortstypische Besonderheit. Leipzig war einst der bedeutendste Eisenbahnknoten Deutschlands. Mit dem Wandel des Gleisverkehrs ergaben sich in der ganzen Stadt brachliegende Flächen, und zwar an Standorten, die für die Stadtentwicklung bedeutsam sind. In der Innenstadt wurden weitere ehemalige Bahnhofsanlagen in Parks umgewandelt, so entstand beispielsweise der Lene-Voigt-Park.
Alles zum Städtewachstum und wie er sich auf Deutsche Metropolen wie Leipzig, Frankfurt, Potsdam und Hamburg auswirkt, lesen Sie in der G+L o4/21 zum Thema Städtewachstum.