„Die größte gestalterische Herausforderung ist das Schaffen eines leeren Raumes.“ Dieses Zitat von Gustav Lange bildet die Grundlage zum Verständnis eines seiner prominentesten Projekte, dem Berliner Mauerpark. Wie kaum ein anderes spiegelt der Mauerpark die Entwurfsphilosophie und die Haltung seines Schöpfers wider. Es war das Streben nach der Leere, dem Zwischenraum und dem Zufall, welches immer wieder deutlich wurde in Langes Planungen. Lange war bis zuletzt an der Realisierung des letzten Bauabschnitts, der 2020 eröffnet wurde, involviert. Gustav Lange ist am 7. März 2022 in seiner Schleswig – Holsteinischen Wahlheimat gestorben. Anlass genug, den Mauerpark als Gesamtwerk zu würdigen.
Vom Grenzraum zum Freiraum
Für Lange war es grundlegend, die Offenheit des ehemaligen „Todesstreifens“ innerhalb der geschliffenen Grenzanlagen der Berliner Mauer in seiner Entwurfsplanung zu erhalten. An der Schnittstelle zwischen den zwei ehemaligen politischen Systemen sollte somit eine Lichtung in der Stadt erhalten bleiben. Auf dem Weg „vom Grenzraum zum Freiraum“ sollte ein Ort zum Leben und Leben lassen entstehen. Die Verwandlung eines negativ besetzten Freiraumes in einen positiv besetzten, öffentlichen Park war dabei die zentrale Fragestellung. Die Besucher*innen hatten in Langes Entwurf die Schlüsselstellung dieser prozesshaften Transformation. Denn die Planung stellte lediglich den Rahmen für den ästhetischen Überbau und die materielle Bühne bereit. An dieser Stelle können sich Menschen entfalten, um den historischen Ort neu zu artikulieren und interpretieren.