07.12.2023

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Oberlander Prize für Kongjian Yu

Portraitfoto von Kongjian Yu
Kongjian Yu - Gewinner des Oberlander Prize 2023. Photo ©Barrett Doherty courtesy The Cultural Landsape Foundation

Kongjian Yu hat viele Facetten. Von manchen wird er als „Olmsted Chinas“ betitelt, in Anlehnung Frederick Law Olmsted senior, der nicht nur die Landschaftsarchitektur in den Vereinigten Staaten maßgeblich beeinflusste, sondern auch als Mitgestalter des Central Parks in New York City bekannt ist. Diesen Vergleich tut Kongjian Yu jedoch bescheiden ab. Er selbst sei ein einfacher Bauernsohn, sagt er von sich selbst. Nun wurde der chinesische Landschaftsarchitekt mit dem Oberlander Prize ausgezeichnet. Alle Details lesen Sie hier.


Oberlander Prize für beindruckenden Werdegang

1963 im Dorf Dong Yu in Jinhua in der Provinz Zhejiang mit weniger als 500 Einwohner:innen geboren und aufgewachsen. Doch sein späterer Werdegang und sein Werk strafen diese Bescheidenheit Lügen. Die diesjährige Auszeichnung mit dem renommierten Cornelia Hahn Oberlander International Landscape Architecture Prize beweist einmal mehr sein außergewöhnliches Talent. Seine Karriere als weltweit anerkannter Landschaftsarchitekt begann 1980, als er als einziger Schüler seines Bezirks nicht nur die Aufnahmeprüfung an der Forstwirtschaftsuniversität bestand, sondern aufgrund außergewöhnlich guter Prüfungsergebnisse für den Studiengang Landschaftsgärtnerei zugelassen wurde. Hier erwarb er 1987 seinen Abschluss. Später kam ein Doctor of Design Degree an der Harvard Graduate School of Design hinzu.


Zwischen Büro und Forschung

Nachdem er in diversen Büros und an Universitäten tätig war, gründete er 1998 sein Büro Turenscape, das heute weltweit operiert und über 500 Mitarbeiter:innen hat. Bis heute haben Yu und sein Büro etwa 600 Projekte in mehr als 200 Städten realisiert, vor allem in China, aber auch in Thailand und den USA. Darunter den Red Ribbon Park in der Hebei Provinz in China, bei dem sich eine 500 Meter lange, rote, bankähnliche Struktur durch einen Park am Tanghe-Fluss zieht. Weiterhin den diesjährig eingeweihten Benjakitti Forest Park in Bangkok, Thailand. Dort wandelte Turenscape das Gelände einer ehemaligen Tabakfabrik zum größten öffentlichen Erholungsraum im Ballungsraum Bangkok um. Neben seinen Designprojekten erhielt Yu auch für seine wissenschaftliche Arbeit weltweit Anerkennung. Seine Forschung unter anderem zu ökologischer Infrastruktur sowie zu Schwammstädten wurde von der chinesischen Regierung außerdem als Leittheorie für landesweite Kampagnen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Umwelt übernommen.

Ein rotes Bankelement zieht sich durch einen grünen Park. Menschen sitzen darauf.
Red Ribbon Park, Qinhuangdao, Hebei Province, China, 2008. Photo ©Turenscape courtesy The Cultural Landscape Foundation

Wie Kongjian Yu gestaltet

Die eigene Gestaltungshaltung entwickelte Yu früh. In einem Interview anlässlich des Oberlander Prize sagte er: „Die Zerstörung meines eigenen Paradieses hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass wir eine Revolution brauchen“. Ein Kernstück dieser Revolution ist das Konzept der „Schwammstädte“. Heute in aller Munde, forschte Yu bereits seit 2003 an der Thematik und setzt sich in China maßgeblich für einen Wandel von einem auf wirtschaftliche Entwicklung ausgerichteten Städtebau hin zu einem ökologisch umsichtigen Städtebau ein. Dazu gründete er unter anderem die Abteilung für Landschaftsarchitektur an der Universität Peking, die inzwischen mehr als 1 200 Master- und Doktoranden ausgebildet hat. In seinem umfassenden Wirken setzt er sich so seit mehr als mehr als 25 Jahren gegen den Verfall der städtischen Ökologie und für die Umgestaltung und Pflege der natürlichen und kulturellen Umwelt ein.


Ehrung durch den Oberlander Prize

Der alle zwei Jahre vergebene Oberlander Prize würdigt diese Arbeit nun mit einem Preisgeld von 100 000 US-Dollar und der Möglichkeit als Preisträger zwei Jahre lang öffentlichkeitswirksame Aktivitäten, die sich seiner Arbeit und der Landschaftsarchitektur im Allgemeinen widmen, zu verfolgen. Von Seiten der Auslober:innen heißt es, Yus Arbeit habe die Rolle, die Landschaftsarchitekt*innen bei der Gestaltung groß angelegter naturbasierter Lösungen zum Nutzen und zur Freude der Öffentlichkeit spielen, deutlich aufgewertet. Der Preis und sein umfassendes Werk sprechen in jedem Fall dafür, dass Kongjian Yu weit mehr ist als ein einfacher Bauernsohn.

Vor zwei Jahren gewann die Landschaftsarchitektin Julie Bargmann den Oberlander Prize. Mehr dazu lesen Sie hier.

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