Die Landesgartenschau in Kirchheim startet im Mai 2024. Die Bauarbeiten laufen bereits auf Hochtouren. Alles zum Projekt Ortspark Kirchheim von SINAI.
Ortspark Kirchheim mit vier Parksphären
Im Jahr 2024 ist es soweit. Die Landesgartenschau Kirchheim öffnet ihre Pforten. Ein zehn Hektar großer Park verknüpft fortan die Gemeindeteile Kirchheim und Heimstetten. Zudem bietet der Ortspark Bürger*innen wie Besucher*innen gleichermaßen Raum zur Erholung und Aktivität. Bereits im Jahre 2019 konnte SINAI den Wettbewerb zur Landesgartenschau Kirchheim für sich entscheiden. Seitdem laufen die Detailplanungen und Realisierungsarbeiten. Herzstück des Entwurfs ist der Ortspark. Für ihn zeichnen die Landschaftsarchitekt*innen von SINAI eine Vision unter dem Titel „Natur.Verbunden“, indem sie vier kontrastierende Atmosphären inszenieren. Wildnis, Wasser, Wald und Wiesen bilden die Grundbausteine des neuen Gemeindeparks. Diese werden durch ein übergeordnetes Wegesystem verknüpft. In Form einer verzerrten Acht verläuft eine zentrale Erschließungspromenade durch alle Parkteile. An wesentlichen Wegepunkten weitet sich der Pfad zu Platzsituationen auf. Auch öffentliche Einrichtungen finden sich entlang des Weges. Durch Querverbindungen verwebt sich die innere Schleife mit dem angrenzenden Stadtraum.
Landschaft als Inspiration
Neben Wohnbebauung fassen öffentliche Gebäude den Ortspark. Ein neues Rathaus, Schulen und Kitas bilden die Parkkante. Durch den Gemeindepark und die öffentlichen Einrichtungen soll vor Ort eine neue gemeinsame Mitte entstehen. Denn bisher liegen die Gemeindeteile Kirchheim und Heimstetten getrennt voneinander. Nun kann sich durch die Umgestaltung im Zuge der Landesgartenschau ein verbindendes Zentrum etablieren. Dabei hat SINAI die landschaftlichen Qualitäten mit großer Feinheit herausgelesen und interpretiert. Die diversen Parksphären entwickelten sie aus bestehenden landschaftlichen Motiven heraus. Durch ihren Entwurf kreieren sie dabei eine sinnliche Erfahrbarkeit der Freiraumqualitäten. Damit einher geht gleichsam ein hoher ökologischer Anspruch. So warten die vier unterschiedlichen Parkbereiche nicht nur mit einer gestalterischen Diversität auf. Die Planung sieht zum Beispiel auch jeweils unterschiedliche ökologische Entwicklungsszenarien vor.
Ökologische Konzepte für Kirchheim
Für die Baumpflanzungen entwickelte SINAI beispielsweise ein Pflanzkonzept, welches heimische Baumarten mit Arten kombiniert, die den Herausforderungen der Klimakrise besser gewachsen sind. Insgesamt sollen mehr als 700 Bäume neu gepflanzt werden. Durch die Artenauswahl wird dabei ein resilienter Wald entstehen, der wie alle anderen Parkteile auch lange über das Gartenschaujahr hinaus bestehen bleibt. In der Parksphäre „Wald“ werden außerdem große Flächen des Bestandsgrüns erhalten. Weiterhin bleibt im Bereich „Wildnis“ die Bestandsvegetation zu großen Teilen bestehen.
Kleine Wege sowie Lichtungen lockern das Dickicht auf und machen den Bereich in Teilen betretbar. Das ökologische Konzept sieht hierbei jedoch auch Areale vor, die unzugänglich bleiben. So können sich innerhalb des Ortsparks Zonen entwickeln, die der Natur vorbehalten bleiben. Hier nimmt ein sukzessives Wachstum seinen Lauf und bietet Tieren ein ungestörtes Habitat. Darüberhinaus etablieren sich auch in der Parksphäre „Wiese“ Lebensräume für Insekten und Schmetterlinge. Weite Flächen mit autochthonen Blühwiesen und nur vereinzelten Gehölzsolitären bieten dazu den Raum.
Parksee als neues Herzstück
Schließlich wartet auch die Sphäre „Wasser“ mit einer ökologischen wie gestalterischen Attraktion auf. Auf besonderen Wunsch der Bürger*innen hin entsteht hier ein über 7 000 Quadratmeter großer Landschaftssee. Das Gewässer wird von wasserbeeinflussten Landschaftsräumen begleitet. Die Planung sieht beispielsweise Schilfinseln und Auenbäume vor. Die Realisierung des Parksees ging dabei nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten. So mussten im Laufe der Planung einige Punkte aus der Vorentwurfsplanung überarbeitet werden. Unter anderem die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt, das Wasserwirtschaftsamt, der Bund für Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz waren dabei in den Prozess integriert. Sie wiesen zum Beispiel auf die geringe Tiefe des Sees oder die zu gewährleistende Barrierefreiheit der Uferbalkone hin. Durch den intensiven Austausch zwischen den Planer*innen von SINAI und den Behörden konnten die Problematiken jedoch behoben werden.
Anpassungen im Realisierungsprozess
So wird der gesamte Ostpark – und nun auch die Uferzone – barrierefrei zugänglich sein. Die Hauptwege im Park wurden zwar nun teilweise verschmälert, die Materialität jedoch beibehalten. Neben unterschiedlichen anderen Befestigungen kommen auch Asphalt und Beton zum Einsatz. So können alle Bewegungsgruppen gleichermaßen die Wege begehen und die Flächen nutzen.
Auch am Parksee kam es zu Anpassungen. Dieser wird in der Realisierung auf bis zu 3,5 Meter vertieft um die Wassertemperatur und somit auch das Algenwachstum geringer zu halten. Auch die Formgebung der Uferbereiche wurde im Planungsverlauf noch angepasst. Die gesamte Westseite ist als weich geschwungene Uferlinie ausgeprägt. Dabei begleiten sanfte Böschungen den Bereich der Liegewiese. Nur ein kleiner Bereich des Sees an der Ostseite weist eine gerade Kante auf. Hier entstehen die Uferterrassen. Weiterhin wird hier eine Filteranlage gebaut. Da kein Anschluss an ein Fließgewässer besteht, sahen die Verantwortlichen eine natürliche Selbstreinigung als kritisch. Durch die Filteranlage wird das Wasser in dichte Schilfpflanzungen gepumpt und rein biologisch gereinigt. So kann auch bei starkem Nutzungsdruck eine hohe Wasserqualität garantiert werden. Bereits ein Jahr vor Beginn der Landesgartenschau – im April/Mai 2023 – wird der See komplett geflutet.
Offiziell begannen die Bauarbeiten bereits im September 2021. Die Realisierung des zehn Hektar großen Ortsparks und der verschiedenen Parksphären läuft seitdem auf Hochtouren. Mit großen Schritten eilen Planungsbüro und Verantwortliche nun auf die Eröffnung am 15. Mai 2024 zu. Dann können sich sowohl Besucher*innen auf ein vielfältiges Ausstellungsangebot freuen. Als auch die Anwohner*innen auf eine neue – grüne – Ortsmitte.
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