06.04.2023

Gesellschaft

Buchrezension: Phyto for future

Buchrezensionen
Eine Handzeichnung zeigt einen Menschen mit vier Beinen und vier Beinen im Mittelpunkt eines Blattes. Angelegt an die Darstellung des vitruvianischen Menschen.
Cover Photo for future. credits: Büchner Verlag

Um die Klimakrise aufzuhalten, braucht es radikales Umdenken. Kluge Ansätze wie dieses Umdenken aussehen kann, gibt es bereits. Wir finden Sie beispielsweise in der Natur selbst. Der Landschaftsarchitekt Tim Kaysers zeigt in seinem Buch Phyto for future, was wir von Pflanzen lernen können und wie sich anhand dessen alle Lebens- und Wirtschaftszweige umstellen lassen.


Worum es geht: 

Tim Kaysers Credo lautet: Von Pflanzen lernen und anhand dessen alle Lebensbereiche nachhaltiger auszurichten. Mit Phyto for future schreibt er dazu ein persönliches Manifest. In fünf Unterkapiteln zeigt er Wege auf, um gegen die Klimakrise anzukämpfen. Zunächst beschreibt er Wesen und Wechselwirkungen von Pflanzen mit der Umwelt, den Menschen und er Wirtschaft. Anschließend zeigt er auf, wie Prozesse von Pflanzen in den Alltag integriert und gestalterisch interpretiert werden können. Dazu gibt er Beispiele aus der Landwirtschaft, Energieproduktion oder Baubranche. Und hält Phytotipps für alle Bereiche bereit. In seiner Zukunftsvision zeichnet er ein harmonisches Zusammenspiel der verschiedenen Organismen. Für ihn liegt darin der einzige Ausweg aus der Klimakrise. 


Was den Autor auszeichnet:

Tim Kaysers ist im Schwarzwald aufgewachsen, studierte in Berlin und London Landschaftsarchitektur. Während  seiner beruflicher Tätigkeit in China und Ecuador sowie bei zahlreichen Reisen entwickelte er sein tiefes Interesse für das Reich der Pflanzen. Seit 2017 ist bei Planstatt Senner GmbH in Überlingen aktiv.


Das ist eine wichtige Aussage:

„Wir hängen alle zusammen. Wir haben einen Himmel und eine Erde, »Global ist hier«.“ (Seite 224)


Da ist eine Aussagen, die zum Nachdenken anregt:

„Es hat noch nie Konstanz in der Pflanzenwelt gegeben. Alles ist in Veränderung. Es gibt keine harten Grenzen in der Natur, alles fließt. In einer Umgebung, in der die Natur sich selbst überlassen ist, kommen Pflanzen mit Störungen gut zurecht.“ (Seite 35)


Der Klappentext wird erfüllt, weil...

… er einen guten Vorgeschmack auf den Ton der Lektüre gibt. Die Relevanz und Ehrfurcht vor der Pflanzenwelt und den Möglichkeiten, die sie bieten, wird im Buch durch viele Aspekte vertieft.


Mit diesem Wissen aus dem Buch kann man angeben:

Zum Beispiel, dass Pflanzen das wirtschaftlichste und effizienteste System der Erde betreiben. Technisch-monetär ausgedrückt haben die Ökosystemleistungen einen Wert von über 140 Billionen US-Dollar. Das ist doppelt so viel wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt. Pflanzen sind demnach doppelt so produktiv wie alle Volkswirtschaften der Erde zusammen.


Mehr Trend als Klassiker, weil...

…es trotz zahlreicher Fakten eher wie eine sehr persönlich verfasste Analyse der aktuellen Situation und eine emotional aufgeladene Streitschrift für den Wandel daherkommt.


Kurzer Satz zu

  • Haptik: Die Publikation ist als Broschüre im DinA4-Format gedruckt.
  • Design: Das Layout ist unaufgeregt und übersichtlich. Auf die reinen Textkapitel folgen am Ende farbige Handskizzen.
  • Lesefluss: Kayser wählt eine sehr einfach verständliche Sprache. Diese ist trotz der Thematik nie wissenschaftlich, sondern äußerst bodenständig formuliert. Dies erleichtert einerseits den Lesefluss, an mancher Stelle werden die Formulierungen der komplexen Thematik nicht immer gerecht.
  • Bildsprache: Die Handzeichnungen wurden mit Buntstiften und Fineliner ausgeführt und für die Publikation gescanned. Damit wird der Charme einer spontanen Skizze eingefangen. Sie erklären Zusammenhänge und geben Sinneseindrücke wieder.
  • Information: Phyto for future ist keine wissenschaftliche Lektüre. Tim Kayser gelingt es jedoch, mit der Vielfalt an Beispielen eine spannende Bandbreite an Themen anzusprechen. Der Anhang umfasst mehrere Seiten mit Literatur- und Internetquellen, die zur weiteren Recherche dienen können.

Was sonst noch wichtig wäre:

Die Lektüre macht die Dringlichkeit eines Umdenken deutlich. Und Kaysers schafft es, seine Überzeugung, dass unserer Zukunft von den Pflanzen abhängt, eindrücklich zu manifestieren.

Weiterer spannender Lesestoff: Manifest der freien Straße.

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