12.08.2021

Gesellschaft

BBSR Raumordnungsbericht 2021

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BBSR im BBR

Ende Juni 2021 legte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung den neuen Raumordnungsbericht 2021 vor. Wir haben hier die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn hat eine dienende Funktion. In diesem Sinne ist es verpflichtet, das für Raumordnung zuständige Bundesministerium mit Informationen zu versorgen. Die regelmäßig erscheinenden Raumordnungsberichte gehören dazu. Die Publikation dient aber nicht nur politischen Entscheidungsträger*innen. Sie ist auch für fachlich Interessierte konzipiert. Nun ist der Raumordnungsbericht 2021 erschienen.

Fachleuten ist das BBSR, das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, ein Begriff. Es begleitet Forschungsprojekte, lädt zu Konferenzen ein und informiert in Publikationen. Hinter diesen Aktivitäten steht eine große Struktur. Denn das BBSR gehört offiziell zum Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Dies ist eine deutsche Bundesoberbehörde. Die wiederum ist dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstellt. Etwa 1 400 Mitarbeiter*innen erfüllen die zahlreichen Aufgaben des BBR. 200 davon arbeiten allein für das BBSR. Dabei sind sie dem Raumordnungsgesetz verpflichtet. Dieses Gesetz definiert die erstens Bedingungen und Aufgaben und zweitens die Leitbilder der Raumordnung in Deutschland.

Leitbilder für die Raumentwicklung

Die regelmäßig erscheinenden Raumordnungsberichte sind wichtige Bausteine im Ringen um gute Raumordnung. Im Jahr 2016 verabschiedeten die für dieses Themenfeld zuständigen Minister*innen neue Leitbilder für die zukünftige Entwicklung in Deutschland. Sie einigten sich auf vier strategische Ziele. Das erste lautet „Wettbewerbsfähigkeit stärken“. Darüber hinaus vereinbarten sie, die Daseinsvorsorge zu sichern und Raumnutzungen zu steuern und nachhaltig zu entwickeln. Das vierte und letzte Leitbild nimmt den Klimawandel ins Visier. Hier lautet das Ziel „Klimawandel und Energiewende gestalten“. Diese vier strategischen Vorgaben sollen gemeinsame Orientierung geben. Gleichzeitig fordern sie dazu auf, Nachhaltigkeit und räumlichen Zusammenhalt im Blick zu halten.

Der Raumordnungsbericht 2021

Die Karte veranschaulicht beispielhaft das Leitbild „Wettbewerbsfähigkeit stärken“. Grafik: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2021

Wettbewerbsfähigkeit überall stärken

Der Raumordnungsbericht 2021 richtet sein Augenmerk auf das Leitbild „Wettbewerbsfähigkeit stärken“. Das stand bereits im Bericht des Jahres 2017 im Fokus. Vier Jahre später rückt das BBSR dieses Leitbild nun wieder in den Blick. Entsprechend orientieren sich die empirischen Befunde und Empfehlungen des aktuellen Raumordnungsberichts 2021 an diesem Thema und fragen: Wie kann die Raumordnung dazu beitragen Wettbewerbsfähigkeit zu stärken? Der Bericht zeigt die Handlungsoptionen der Raumordnung dazu auf und beleuchtet ihre jeweilige Reichweite und Wirksamkeit. Die Grundlage dafür bildet das räumliche Informationssystem des BBSR. Am Ende eines jeden, berichtenden Kapitels stehen Schlussfolgerungen und Strategieempfehlungen für die Politik. Um darüber hinaus auch andere Interessierte zu erreichen, erscheint der Bericht in verständlicher Sprache und mit übersichtlichen Darstellungen.

Die Karte veranschaulicht das Bruttoinlandsprodukt in Euro je Erwerbstätigen im Jahr 2018. Grafik: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2021

Regionale Unterschiede 

Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland war im letzten Jahrzehnt positiv. Aber nicht alle Regionen haben gleichermaßen davon profitiert. Positive Entwicklungen erfuhren insbesondere die Metropolregionen. In diesen Regionen zählen insbesondere die Kernstädte zu den Gewinnern bei Produktivität und Digitalisierung. Das wird unter anderem darin deutlich, dass zwei Drittel der im EU-Forschungsprogramm „Horizont 2020“ geförderten Institutionen in den großen Städten liegen. Das zeigt ihre Stärke. Aber auch ihr Potenzial für weitere Entwicklung wird darin deutlich. Aber nicht alle Gegenden in Deutschland sind stark. Es gibt auch zahlreiche strukturschwache Räume. Dort dominieren hohe Arbeitslosenquoten und niedrige Einkommen. Sie verzeichnen einen höheren Anteil an Schulabgänger*innen ohne Abschluss. Zudem zählen sie einen höheren Anteil an Haushalten ohne schnelles Internet. Dies und mehr wird im Raumordnungsbericht 2021 aufgeschlüsselt.

Die Chancen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung sind bundesweit also ungleich verteilt. Um die Wettbewerbsfähigkeit aller Regionen aufrechtzuerhalten, bedarf es fortwährender Anstrengungen. Eine aktive Strukturpolitik ist notwendig. Die wird von Akteur*innen aus Politik, Planung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft getragen. Je nach Ausgangslage sind die Aufgaben unterschiedlich. Demografische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel stellen städtische und ländliche Räume jeweils vor unterschiedliche Herausforderungen, heißt es im Raumordnungsbericht 2021.

Visualisierung der Bevölkerungsentwicklung zwischen 2017 bis 2040. Grafik: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2021

Besondere Situation: Corona-Pandemie

 

Zu den über Jahre gewachsenen Unterschieden kommen nun die Probleme der Corona-Pandemie hinzu. Sie hat Veränderungen generiert, die die Raumordnung herausfordern. Vor allem die Geschwindigkeit der Veränderungen ist für die langfristig ausgerichtete Raumordnung überraschend. Neue Formen des mobilen Arbeitens sind möglich geworden. Und sie werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Damit ändern sich auch Raumstrukturen ebenso wie Entscheidungen zu Wohnstandorten und Mobilitätsverhalten. Diese Veränderungen haben sich in der Corona-Pandemie bereits abgezeichnet. Jetzt gilt es darauf raumplanerisch zu reagieren. Das sieht auch der Raumordnungsbericht 2021 so.

Künftige Herausforderungen

 

Darstellung der Veränderung der Zahl der Erwerbspersonen zwischen 2018 und 2040 in Prozent. Grafik: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2021

Andauernde Reflexion

 

Der Raumordnungsbericht 2021 beschreibt drei große Herausforderungen für Deutschland:

Der demografische Wandel ist verbunden mit einem Rückgang an Erwerbspersonen. Darüber hinaus fordert die zunehmende Globalisierung die Bundesrepublik in ihrer Entwicklung heraus. Die Globalisierung ist eng mit der hohen Exportabhängigkeit des Landes verbunden und dem Wandel der Arbeitswelt durch zunehmende Digitalisierung. Diese Veränderungen wirken sich unterschiedlich auf die Regionen aus. Oftmals werden auch laut Raumordnungsbericht 2021 kaum industrialisierte Regionen mit wenigen mittelständischen Betrieben betroffen sein. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Raumordnungsbericht 2021 den schnellen Ausbau einer leistungsfähigen, digitalen Infrastruktur.

Die Karten zeigen Räume mit besonderem strukturellen Handlungsbedarf. Die Betrachtungszeiträume variieren je nach Karte. Grafik: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2021

 

Alle Fachplanungen müssen ihr Handeln also regelmäßig reflektieren. Die Wirtschaft, die Sozialpartner*innen, die Zivilgesellschaft und die Wissenschaft müssen ihre Aktivitäten immer wieder auf den Prüfstand stellen. Es gilt zu fragen: Haben Förderprogramme die erwünschten Wirkung? Ist der Instrumentenkasten zur Unterstützung ländlich-strukturschwacher Räume richtig bestückt? Insbesondere die informellen und formellen Instrumente der Landes- und Regionalplanung müssen regelmäßig neu justiert werden. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Auch gleichwertigen Lebensverhältnisse und Bleibeperspektiven in ländlichen Räumen sind von Bedeutung. Darüber hinaus spricht der Raumordnungsbericht 2021 das harmonische, gesellschaftliche Miteinander an. Denn die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ist immer als Beitrag zur Lebensqualität der Gesellschaft zu sehen.

Der BBSR stellte im Mai 2021 die Ergebnisse der jüngsten Haushaltsprognose vor. Hier können Sie nachlesen vor welchen Herausforderungen die Stadtplanung steht, wenn künftig die Zahl der Singlehaushalte weiter zunimmt.

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