30.07.2014

Gesellschaft

Erneuerbare Energien erleben

Neuer Baedeker Reiseführer „Deutschland – Erneuerbare Energien erleben“

 

Keinen klassischen Strandurlaub, sondern Reiseziele unter dem Stichwort „Energiewende“ bietet der Reiseführer „Deutschland – Erneuerbare Energien erleben“ an. Der Fachjournalist Martin Frey hat mehr als 190 touristische Ziele in ganz Deutschland zusammengestellt, an denen man Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft, aber auch Bioenergie und Geothermie ­erleben und verstehen lernen kann, oder wo sie Grundlage zu neuen Entwicklungen in Stadt und Land darstellen. Ein vordergründig technisches, trockenes Thema, mit dem man spontan vor allem die Öden eingezäunter Solarfelder und monotone Massen von Windrädern verbindet, zeigt sich in bunter, unterhaltsamer Vielfalt. In der Klappe bietet der Führer „Top-Ziele“ zu den einzelnen Energieträgern an, doch spielen hier sicher auch individuelle Interessen eine Rolle.

 

Vom Urgestein der Bürgerenergie EWS Schönau in Baden-Württemberg über zahlreiche Bioenergieregionen, von Windparks mit Kunst am Bau bei Hannover bis zum Flughafen Saarbrücken, wo Schafe zwischen Solarpaneelen weiden, vom Solarkatamaran auf dem Neckar über die Festivalarena Ferropolis in Sachsen-Anhalt, wo an nachhaltiger Eventkultur gearbeitet wird, von Wasserkraftwerken in Bayern bis zu den Offshore-Windparks: Die Energiewende ist kein politisches Schlagwort, sondern lebendige und spannende Realität.

Neue Energie-Landschaften
Längst ist die Energiewende in der Landschaft angekommen, und um die Bilder im Kopf zu aktualisieren, bietet dieser Reiseführer viele anregende Möglichkeiten. Leuchtturm-Beispiele sind etwa das IBA-Projekt „Wüste Welzow“ in der brandenburgischen Lausitz, wo die Rekultivierung der Braunkohlefolgelandschaft mit Biomasse nicht nur einem wissenschaftlichen, sondern auch einem hohen gestalterischen Anspruch folgt, oder der Energieberg Georgswerder in Hamburg mit dem solartechnisch beleuchteten Besuchersteg.

 

Das Projekt Solarfeld Gänsdorf in Bayern, 2013 mit einer Würdigung beim Deutschen Landschaftsarchitekturpreis (Sonderpreis Infrastruktur) ausgezeichnet, ­unternimmt einen ersten Versuch, die technische Anlage in die umgebende Flurlandschaft zu integrieren und mit einem Aussichtspunkt die Faszination einer sich radikal verändernden Kulturlandschaft zu vermitteln.

Tipps zum Erreichen der Projekte
Teilweise mit Foto, jeweils einer Kurz­beschreibung und einem Infoblock, der auch Angaben zur Erreichbarkeit mit ­ÖPNV enthält, entfaltet sich das weite Spektrum der Reiseziele alphabetisch durch die Bundesländer. Eingeschoben sind „Specials“ zu Metropolregionen und kompakte Wissensblocks zu den einzelnen Energieträgern. Die Fülle an Zusatz-Informationen, Tipps und Extras muss schon fast als überbordend bezeichnet werden, was sich auf die Grafik mit einer gewissen Unruhe auswirkt. Inhaltlich ist sie beeindruckend – und sicher auch nützlich.

 

Im Atlasteil am Ende des Buches ist es einfach herauszufinden, was zum Thema ­„Erneuerbare Energien“ in der Nähe des Urlaubsortes oder auf der Durchreise auf dem Weg liegt. Auch übernachten oder essen kann man inzwischen selbstverständlich vielerorts im energiebewussten Ambiente – und trifft damit auch häufig auf interessante Geschichten von ­„Machern“ und Pionieren der Energiewende vor Ort.

 

Martin Frey: Deutschland – Erneuerbare Energien erleben, 196 Seiten, Verlag Karl Baedeker, 2. Auflage, 2014, ISBN: 978-3829714952, 16,99 Euro

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