Der Wettbewerb für den Rosentalturm Basel auf dem Gelände der Messe ist entschieden. Der Entwurf „Rooseli“ von Herzog & de Meuron überzeugte die Jury. Ein öffentlicher Freiraum, ein freistehender Pavillon und ein Baumhain soll dabei die Rosentalanlage wieder in den Fokus des Areals bringen.
Rosentalturm als Vermittler der Quartiere
In nicht allzu ferner Zukunft könnte ein weiteres Hochhaus Basels Stadtsilhouette prägen. Entstehen soll es auf dem Areal der Messe Basel. Der auserkorene Baugrund beherbergt im Moment noch ein Parkhaus. Dieses soll mit seinen 1 448 Parkplätzen zukünftig jedoch unter die Erde wandern. Und somit den Platz freimachen für das Projekt „Rooseli“. Dahinter verbirgt sich der Entwurf des Büros Herzog & de Meuron im Wettbewerb um den Rosentalturm. Anstelle der Autos soll er Wohnungen, quartierbezogene Nutzungen, Büros und Hotelzimmer beinhalten. Gegen sieben teilnehmende Planungsbüros konnten sich Herzog & de Meuron mit ihrer Version des Rosentalturmes durchsetzen. Es sei eine Idee, „die erfolgreich zwischen den unterschiedlichen Welten der Messe und des Quartiers zu vermitteln vermag“, heißt es in der Pressemitteilung.
Herzog & de Meuron seit 2013 involviert
Das Büro befasst sich bereits seit 2013 mit dem Projekt. Damals forderte die MCH Messe Basel erstmals drei Planungsbüros dazu auf eine Vision für den Ort zu entwickeln. Vorrangig sollte geklärt werden, ob das bestehende Parkhaus saniert werden könne. Oder aber einem Neubau weichen müsse. Weiterhin galt es die Nutzungsmöglichkeiten zu erweitern. Und eine städtebauliche Positionierung für das Areal zu finden. Die einzuhaltenden Vorgaben waren strikt. So durfte die vorhandene Anzahl an Parkplätzen beispielsweise nicht vermindert werden. Ebenso sollte nicht über die Grenzen des Bestandsbaus hinausgeplant und damit in die umliegenden Flächen eingegriffen werden. Buchner Bründler Architekten AG, Herzog & de Meuron sowie Morger Dettli Architekten AG stellten sich schließlich der Planungsaufgabe. Bereits im Oktober desselben Jahres lagen die ersten Überlegungen vor. Daraufhin wurden Herzog & de Meuron sowie Morger Dettli mit einer vertieften Bearbeitung beauftragt. Am Ende des Prozesses stand der Entschluss beim Kanton Basel-Stadt eine Anpassung des Bebauungsplanes zu beantragen.
Entwurf „Rooseli“ gewinnt
Am 20. Juni 2020 war es schließlich so weit. Der Grosse Rat des Kantons Basel-Stadt verabschiedete den neuen Bebauungsplan, der eine Verdichtung mit höheren Gebäuden vorsieht. Basierend auf dieser rechtlichen Grundlage, lobte die MCH Messe Badel in Zusammenarbeit mit dem Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt einen anonymen Architekturwettbewerb aus. Anfang 2022 wurden sieben Büros eingeladen, einen Entwurf für die Realisierung des Rosentalturmes beizusteuern. Am 20. Dezember entschied die international besetzte Jury dann über die Platzierungen. Und kürte „Rooseli“ zum Gewinner. Herzog & de Meuron entwarfen ein dreiteiliges Gebäudeensemble. Zum Messeplatz hin erhebt sich ein weithin sichtbarer Turm. Entlang der Riehenstraße entsteht ein niedriger Längsbau. Zwischen den beiden Elementen entsteht ein öffentlicher Freiraum, der durch einen freistehenden Pavillon ergänzt wird. Durch den offenen Grünraum wird die Rosentalanlage – eine seit Jahrzehnten schrumpfende Parkanlage – wieder erweitert. Ein Baumhain soll an den Bestand anknüpfen.
Rosentalturm in Resonanz mit der Nachbarschaft
Bereits in ihrem Entwurf aus dem Jahre 2013 konzipierten Herzog & de Meuron einen grünen Innenhof, damals von einem mehrgeschossigen Sockel umschlossen. Das gesamte Erdgeschoss sollte öffentlich zugänglich sein. Diese Idee hat sich bis heute gehalten. Ebenso das Spiel mit variierenden Gebäudehöhen. Wenngleich die Dimensionen deutlich mutiger geworden sind. Während der höchste Turm damals 23 Meter in die Höhe ragte, sind es nun 93 Meter. Dabei ist das Gebäude in der Vertikalen in drei Volumen separiert. Die Teilung orientiert sich an den Traufhöhen der umliegenden Gebäude. Durch den Rücksprung entstehen dabei begrünte, sonnenbeschienene Terrassen, die dort anliegenden Gemeinschaftsräumen vorgesetzt sind. Durch das öffentliche Nutzungsangebot sollen „lokale Nachbarschaften für die Bewohnerinnen und Bewohner“ gefördert werden. Neben den öffentlichen und halböffentlichen Gewerbeflächen bietet der neue Rosentalturm reichlich Wohnraum. Wobei die Planer*innen auf einen Wohnungsmix setzen. Das Spektrum reicht von 2.0- bis 5.5-Zimmerwohnungen über Gemeinschaftswohnprojekte. Außerdem sollen rund 100 Wohnungen im preisgünstigen Segment entstehen.
Umgang mit dem Bestand
Die Jury schreibt dem Entwurf eine Vermittlungsfunktion zu. Damit dürfte das durchmischte Wohnangebot ebenso gemeint sein, wie die gestalterische Reaktion auf das Umfeld. Durch den Kontrast aus Hochhausturm und niedrigem Längsbau reagiere das Projekt einerseits auf die großmaßstäblichen Messebauten und andererseits auf die kleinteilige Quartierbebauung. Auf das bestehende Parkhaus reagiert der Entwurf indessen nicht. Statt einer Umnutzung der als robust eingestuften Struktur, präferieren Herzog & de Meuron den Abriss. Nicht nur hatten die Rampen des Parkhauses eine gestalterische Prägnanz, auch die Chance auf Einsparung grauer Energie durch eine Wiederverwendung bestehender Ressourcen wird damit verspielt. Demgegenüber positioniert sich jedoch die Beurteilung des Preisgerichts. Sie attestiert dem Projekt eine „geringe Umweltbelastung aus der Erstellung und dem Betrieb, ein substanzieller Beitrag zur städtischen Hitzeminderung, zur Biodiversität und zur Artenvielfalt sowie ein hoher Komfort und ein gesundes Innenraumklima.“
Zukünftige Entwicklung
Wie die anderen Planungsbüros mit der Herausforderung umgegangen sind, ist voraussichtlich ab Februar/März dieses Jahres zu bewundern. Dann ist eine öffentliche Vernissage mit allen Beiträgen geplant. Herzog & de Meuron hingegen sind bereits mit den nächsten Planungsschritten beschäftigt. Im Laufe des Jahres wird der Entwurf hin zur Baueingabe weiterentwickelt. Der Realisierungsbeginn wird bereits 2024 angestrebt. Für die Stadt Basel gilt die Messe – zusammen mit den Standorten der Life-Science Industrie und der Verdichtung um den Bahnhof SBB – als wichtiges städtebauliches Element. Durch den Neubau des Rosentalturm erhofft man sich eine weitere Aufwertung des Standortes. Bestenfalls wird das Areal durch „Rooseli“ und die vorgeschlagene Diversifizierung an Nutzungen seiner stadtstrukturellen Relevanz zukünftig gerecht. Sowohl in sozialer als auch ökologischer und ästhetischer Hinsicht. Und zuletzt auch außerhalb der Messeöffnungszeiten.
In München macht ein weiteres Bauvorhaben von Herzog & de Meuron Schlagzeilen: Paketposthalle München.