24.08.2022

Projekt

Viva la Sagrada Familia

Die Sagrada Familia dominiert schon jetzt die Skyline von Barcelona. Bild: Pixabay
Die Sagrada Familia dominiert schon jetzt die Skyline von Barcelona. Foto: Michal Jarmoluk via Pixabay

Anlässlich des 100. Todestages von Antoni Gaudí sollte Barcelonas berühmteste Sehenswürdigkeit, die Sagrada Familia, bis 2026 (endlich!) fertiggestellt werden. Doch dazu wird es nicht kommen. Warum, das lesen Sie hier.

Die Sagrada Familia: Die letzte Kathedrale der Welt

Die Sagrada Familia ist ein weltberühmtes Bauwerk und die letzte Kathedrale der Welt, die noch im Bau befindlich ist. Ihr Architekt, der Spanier Antoni Gaudí (1852-1926), sah nur einen kleinen Teil seines Meisterwerks verwirklicht. Ihm war bewusst, dass der Bau der Sagrada Familia viele Jahrzehnte dauern würde. Eigentlich war das Jahr 2026, der 100. Todestag des Architekten, für die Fertigstellung vorgesehen. Doch nun verzögert sich das Datum weiter.

Die Kathedrale gehört zur Epoche des Katalanischen Jugendstils, lässt sich aber aufgrund ihrer Besonderheit nicht direkt dieser Epoche zuordnen. Das gilt auch für die imposanten, fantasievollen anderen Bauwerke von Gaudí, die Barcelona schmücken. Neben der Sagrada Familia gehören auch die Häuser Casa Vicens und Casa Battló sowie der Park Güell und La Pedrera zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Bau der imposanten Sagrada Familia begann am 19. März 1882 unter dem Architekten Francisco de Paula del Villar. Nur ein Jahr später trat er zurück und Antoni Gaudí übernahm das Projekt. Er änderte die Entwürfe zum Teil drastisch, behielt aber einige der ursprünglichen gotischen Elemente bei. Bis zu seinem Lebensende arbeitete er an dem Projekt und lebte zuletzt sogar in der Kathedrale.

Die Sagrada Familia öffnete am 7. November 2010 ihre Türen. An diesem Tag wurde sie vom damaligen Papst Benedikt XVI vor 6 500 Personen geweiht. Mit etwa 4,5 Millionen Besucher*innen pro Jahr gehört die Kathedrale zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Mehr Informationen für einen Besuch gibt es auf der Homepage der Kathedrale.

Ansicht der Sagrada Familia, umgeben von Kränen. Bild via Pixabay
Ansicht der Sagrada Familia, umgeben von Kränen. Foto: Eszter Miller via Pixabay

Ein neues Datum für die Sagrada Familia

Nach 144 Jahren Bau sollte die Kathedrale im Jahr 2026 zu Ehren von Gaudí geöffnet werden. Allerdings hat die Corona-Pandemie diesem Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Jahr 2020 mussten die Bauarbeiten für mehrere Monate ruhen. Die strengen Lockdowns in Spanien verzögerten die Pläne. Dennoch gelang es, den Turm der Jungfrau Maria mit seinem markanten, nachts leuchtenden zwölfeckigen Stern im Dezember 2021 zu eröffnen.

Wenn die Sagrada Familia fertig ist, wird sie aus 18 Türmen bestehen. Der höchste davon, benannt nach Jesus Christus, wird sich 172,4 Meter in die Luft erstrecken. Damit wird die Sagrada Familia die höchste Kirche der Welt sein. Aktuell hält das Ulmer Münster diesen Rekord mit einem höchsten Punkt von 161,5 Metern.

Von den 18 Türmen der Sagrada Familia sind derzeit erst acht fertiggestellt. Die Hauptfassade fehlt ebenfalls noch. Ein neues Datum für die Fertigstellung der Sagrada Familia steht noch nicht fest.

Ein Turm nach dem anderen

Da sich die Sagrada Familia ausschließlich durch die Eintrittspreise und Spenden der Besucher*innen finanziert, gab es mit der Corona-bedingten Schließung 2020 keine Finanzen mehr. Im Vergleich zum Jahr 2019 verlor die Sagrada Familia im Jahr 2021 über 81 Millionen Euro. Es handelt sich um das längste Bauprojekt der Welt.

Der neue Turm der Jungfrau Maria stellte ein wichtiges Symbol für den Bauprozess dar. Seit 44 Jahren war kein Turm fertiggestellt wurden. Nun thront der zweithöchste Turm des Komplexes über der Stadt. Als Nächstes sollen die Türme der Evangelisten Lukas und Markus fertiggestellt werden. Seit Juni 2021 ist der Weiterbau möglich, wenngleich auch recht langsam. 2030 wurde als Datum für die Fertigstellung bereits ausgeschlossen. Erst 2024 wird der Bauprozess voraussichtlich wieder volle Fahrt aufnehmen können.

Jeden Monat wächst der zentrale Turm, Jesus Christus, ein kleines Stückchen weiter in die Höhe. Sobald er fertig ist, wird er ein Kreuz mit vier glockenförmigen Armen haben. Ganz im Stil von Gaudí wird es mit Keramik und Glas verziert sein. Das Kreuz soll 13,5 Meter breit sein und nachts beleuchtet werden.

Von den 18 Türmen der Sagrada Familia sind erst acht fertig. Bildquelle: Bernard Gagnon, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Von den 18 Türmen der Sagrada Familia sind erst acht fertig. Foto: Bernard Gagnon, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Konflikte mit der Nachbarschaft

Ein Spaziergang in der Nähe der Sagrada Familia zeigt, dass der Bauprozess auch ganz abgesehen von den Corona-Folgen in Schwierigkeiten steckt: Poster und Bettlaken mit wütenden Nachrichten in Katalanisch hängen aus vielen Fenstern der näheren Umgebung. Es geht hier um Anwohner*innen der Mallorca-Straße, die direkt gegenüber der im Bau befindlichen Glorienfassade wohnen. Diese Fassade ist auch als Fassade der Herrlichkeit bekannt. Sie ist der Auferstehung und Himmelfahrt von Jesus Christus gewidmet.

Um die Fassade und den künftig dort befindlichen Haupteingang erreichen zu können, sollen Treppen gebaut werden. Dafür ist es jedoch nötig, mehrere Gebäude der Mallorca-Straße zu demolieren. Tausende Anwohner*innen würden so ihr Zuhause verlieren.

Darüber hinaus hat die Stadt Barcelona den Bereich, auf dem aktuell die Fassade errichtet wird, als Grünfläche designiert. Entsprechend sollen hier Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen Priorität haben. Die aktuellen Pläne sehen dies jedoch nicht vor.

Kurz vor der Beginn der Corona-Pandemie begannen Gespräche zwischen dem Vorstand der Sagrada Familia, dem Gemeinderat und den betroffenen Nachbar*innen. Diese Gespräche wurden jedoch vorerst pausiert. Unklar ist auch noch, ob und wie die Sagrada Familia alle Vorschriften der Baugenehmigung, die sie erst 2019 erhielt, einhalten kann. Fest steht: Die letzte Kathedrale der Welt wird noch eine ganze Weile lang im Bau sein.

Auch interessant: Teil des ambitionierten Stadtentwicklungsprojektes der katalanischen Hauptstadt Barcelona sind die sogenannten Superblocks.

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