Die Folgen des Klimawandels kennt inzwischen jeder. Aber was wäre, wenn die Erderwärmung verhindert werden könnte, indem man die Sonne verdunkelt? Die USA hat hierzu einen Bericht veröffentlicht. Dies sei möglich mithilfe von Solarem Geoengineering. Doch das Thema ist umstritten. Erfahren Sie hier mehr.
Solares Geoengineering für 1,5-Grad-Ziel
Der Weltklimarat definiert Geoengineering als „eine breite Gruppe von Methoden und Technologien, die darauf zielen, vorsätzlich das Klimasystem zu ändern, um die Folgen des Klimawandels abzumildern“. Eine Unterform ist das Solare Geoengineering (englisch: Solar Radiation Management, SRM). Es bezweckt, den Temperaturanstieg durch die Einflussnahme auf die Sonneneinstrahlung zu verringern.
SRM-Methoden zur Reflexion von Sonnenlicht:
- Oberflächen aufhellen
- Tiefliegende Meereswolken durch Meersalz-Aerosole aufhellen
- Aerosol-Partikel in die Stratosphäre einführen
- Zirrus-Wolken mit Aerosolen impfen, damit sie mehr Infrarotstrahlung aufnehmen, als sie Sonnenlicht reflektieren würden
- Weltraumbasierte Methoden, wie Sonnenschutz aus dem Weltall und Mondstaub für geringere Sonneneinstrahlung
Solares Geoengineering ist kaum erforscht
Solares Geoengineering weckt das Interesse der Politik vieler Nationen. Auch die EU prüft derzeit Maßnahmen zur Ablenkung von Sonnenstrahlen. Hierzu hieß es im ersten Entwurf: „Diese Technologien bringen neue Risiken für Menschen und Ökosysteme mit sich, könnten aber auch das Machtgefälle zwischen Nationen vergrößern, Konflikte auslösen und eine Vielzahl ethischer, rechtlicher, politischer und Governance-Fragen aufwerfen“.
Vor ein paar Monaten veröffentlichte die USA einen Bericht, der die potentielle Verdunkelung der Sonne thematisiert. Hier baten 60 Wissenschaftler*innen, rund um den renommierten Klimaforscher James E. Hansen Alarm, um die nähere Erforschung von SRM. Die Forschenden wollen die Auswirkungen des Geoengineerings erforschen, bevor diese im Kampf gegen den Klimawandel praktisch eingesetzt wird. Dabei positionieren sie sich wie folgt: „Während wir die Erforschung voll unterstützen, bedeutet das nicht, dass wir die Nutzung von solarem Geoengineering unterstützen“. Das weiße Haus betonte bezüglich des Reports, dass es keine Pläne für ein umfassendes Forschungsprogramm gibt, welches sich auf die Veränderung der Sonneneinstrahlung konzentriert.
Solares Geoengineering ist unvorhersehbar
Der Brief zeigt, dass es erhebliche Wissenslücken im Bereich SRM gibt. Zurückführen lässt sich dies auf die bisherige Uneinheitlichkeit in der Forschung. Des Weiteren verweist er auf Forschungsbereiche, die zum besseren Verständnis für die Vorteile wie auch Risiken von SRM dienen können. Denn SRM hat sowohl klimatische, aber auch soziale und ökologische Auswirkungen. Man muss verstehen: SRM wirkt nicht nur lokal oder regional, es kann die gesamte Welt verändern.
Geoengineering klingt also verlockend, aber seine tatsächliche Wirksamkeit bleibt ungewiss. Dafür müsste man die Methoden anhand praktischer Experimente testen. Doch das ist eben riskant. Das Weltklima ist ein komplexes System aus Wechselwirkungen und Abhängigkeiten. Und diese Zusammenhänge kennt der Mensch noch nicht ausreichend. Das bedeutet, wenn wir etwas in Kraft setzen, können wir die Konsequenzen nur bedingt erahnen. Temperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung sind zum Beispiel dafür verantwortlich, welche Art der Tier- und Pflanzenarten in einem bestimmten Gebiet existieren. SRM könnte auf einmal Niederschlagsmuster, wie den Monsunregen, verändern. Man stelle sich hier die Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Lebensgrundlage vieler vor.
Solares Geoengineering ist kein All-Heilmittel
Viele Kritiker*innen weisen auf die Ironie hin, dass die Arbeit zur Erforschung von SRM lieber der des Klimawandels gewidmet werden sollte. Oder ist SRM ein Art Science-Fiction Ablenkungsmanöver? Denn der Hauptauslöser der Erderwärmung bleibt die CO₂-Emission. SRM Befürworter*innen sehen dagegen die Notwendigkeit für ein Experiment auf Erdsystemniveau. Das wäre aber ein Experiment mit acht Milliarden Menschen.