25.07.2023

Projekt

Grüner Wasserstoff aus Namibia

Namibia, Foto: Unsplash
Namibia, Foto: Unsplash

In Namibia entsteht ein Projekt der Superlative. Eine neue Anlage zur Produktion grünen Wasserstoffes ist in Planung. Das Vorhaben stößt auf Zuspruch und Kritik gleichermaßen. 


Mammut-Projekt zu grünem Wasserstoff

Im Kampf gegen den Klimawandel und beim Ausbau erneuerbarer Energien ist auch grüner Wasserstoff vermehrt ein Thema. Dabei macht ein Vorhaben in Namibia derzeit besonders Schlagzeilen. Im Süden des Landes plant das Unternehmen Hyphen Hydrogen Energy ein Mammut-Projekt. Geht es nach den Verantwortlichen, soll die gigantische Anlage zur Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff, noch vor Ende des Jahrzehntes fertiggestellt werden. Fortan könnte sie dann jährlich zwei Millionen Tonnen Ammoniak produzieren und von dort aus in die ganze Welt verschiffen. Über 14 000 Quadratkilometer große Konzessionen im Tsau-Khaeb-Nationalpark sind dafür vorgesehen. Nicht nur die schiere Größe setzt Maßstäbe. Um die Prozesse der Spaltung und Weiterverbarbeitung zu ermöglichen, werden zukünftig rund 7 000 Megawatt Strom benötigt. Derzeit liegt der aktuelle Maximalverbrauch des gesamten Landes bei knapp über 600 Megawatt. Darüberhinaus werden weitere Infrastrukturen ausgebaut werden müssen. Beispielsweise eine neue Entsalzungsanlage, kilometerlange Pipelines und schließlich ein neuer Hafen in Lüderitz.

Wasserstoff ist ein gas und tritt in Reinform nicht in der Natur auf – deshalb muss es erst aus Wasser gewonnen werden. Foto: Unsplash
Wasserstoff ist ein Gas und tritt in Reinform nicht in der Natur auf – deshalb muss es erst aus Wasser gewonnen werden. Foto: Unsplash

Von Inventionen und Teilhabenden

Es sind große Investitionen. Gleichsam hält das Projekt für Namibia enorme wirtschaftliche Chancen bereit. So James Mnyupe, der Wasserstoff-Sonderbeauftragte der namibischen Regierung: „Wir wissen, dass dieses spezielle Projekt fast 20 Prozent der heutigen Steuereinnahmen des Staates einbringen könnte“. Diese Zahl ist an Steuerabgaben, Lizenzgebühren und die Verpachtung der benötigten Gebiete im Nationalpark gekoppelt. Außerdem will Namibia mit 24 Prozent Anteilseignerin an dem Projekt zu werden. Bisherige Teilhaber von Hyphen sind die deutsche Aktiengesellschaft Enertrag sowie die britische Nicholas Holdings.

Namibia muss nun innerhalb der nächsten sechs Monate 90 Millionen US-Dollar investieren. Da sich das Projekt derzeitig noch im Entwicklungsstadium befinde, hielten sich die Kosten im erschwinglichen Rahmen. Sobald das Projekt zu einem Finanzierungsabschluss kommt, könnten die Kosten jedoch drastisch steigen. Mnyupe weist daraufhin, dass sich die Regierung dann entscheiden müsse, entweder die gesamten Anteile zu halten oder lieber Geld in die Entwicklung der notwendigen Infrastruktur zur Nutzung von grünem Wasserstoff und Ammoniak in Namibia selbst zu investieren.

Bisher sind von den prognostizierten zwei Millionen Tonnen Ammoniak keine zur Nutzung vor Ort vorgesehen. Vielmehr hat Hyphen Hydrogen Energy bereits Absichtserklärungen zur Abnahme des Rohstoffes mit ausländischen Interessierten getroffen. So etwa mit dem deutschen Energieversorger RWE, dem südkoreanischen Wasserstoffunternehmen Approtium und einem nicht namentlich genannten europäischen Chemiekonzern. Die Investitionen in Namibia sind auch deshalb nicht unumstritten.


Zusammenarbeit auf Augenhöhe?

Gerade Deutschland hat in Namibia eine unrühmliche Vergangenheit. Das Land war von 1884 bis 1915 unter deutscher Kolonialbesetzung. In dieser Zeit wurden grausame Verbrechen an der Bevölkerung verübt. Der Völkermord an den Herero und Nama durch die deutschen Truppen forderte schätzungsweise bis zu 100 000 Opfer – und wurde bis heute von der Bundesregierung nie als Genozid anerkannt. Ein Projekt wie die Wasserstofffabrik der Hyphen hat somit auch eine große politische Dimension. Bei gemeinsamen Regierungsverhandlungen sagten die Bundesregierung und das Entwicklungsministerium (BMZ) Unterstützung bei der Stadtplanung im Umfeld der geplanten Produktionsanlagen in Lüderitz und bei der Ausbildung von Fachkräften zu. Weitere Fördergelder sind für Klimaanpassungen, den Schutz der Artenvielfalt und Verbesserungen in der Wasserversorgung vorgesehen.


Kritik und Ausblick

Noch im vergangenen Jahr kritisierte zum Beispiel Joseph Isaacks, der Vorsitzende des Regionalrats der Kharas-Region, die fehlende Einbeziehung der regionalen Politiker bei der Entwicklung des Projekts. Nach einer Einladung zur Unterzeichnung der Machbarkeitsvereinbarung lobte er nun Namibias Staatspräsidenten Hage Geingob für seine Visionskraft rund um die geplante Wasserstoffindustrie. Bevor die Vision Realität wird, stehen in den kommenden zwei Jahren umfassende Umwelt- und Machbarkeitsstudien an. Obeth Kandjoze, Vorsitzende des namibischen Regierungsgremiums für grünen Wasserstoff ist zuversichtlich hinsichtlich der Zukunft seines Landes: „Namibia muss seinen rechtmäßigen Platz als Drehscheibe für saubere Energie in Afrika einnehmen!“

Auch andernorts sucht man nach nachhaltigen Energien für die Zukunft, und zwar mithilfe von Energieinseln in der Nordsee.

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