23.07.2023

Event

Greentech Festival 2023

Das diesjährige Greentech Festival fand vom 14.-16. Juli in Berlin statt. credits: Greentech Festival
Das diesjährige Greentech Festival fand vom 14.-16. Juli in Berlin statt. © Greentech Festival

Vom 14. bis 16. Juli fand in Berlin das Greentech Festival 2023 statt. Dort tauschen sich Akteur*innen aus der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu nachhaltigen Themen aus. Über eine Veranstaltung zwischen Innovation und Greenwashing.


Kurze Historie des Greentech Festival

Es war im Jahre 2018 als bei Ex-Rennfahrer und Formel 1 Weltmeister Nico Rosberg die Idee eines Greentech Festivals aufkam. Es sollte als Plattform dienen, um interdisziplinär Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft zu ergründen. Dazu suchte sich Rosberg Gleichgesinnte und fand diese in den beiden Ingenieuren und Unternehmern Marco Voigt und Sven Krüger. Bereits ein Jahr später, 2019, veranstalteten sie in Berlin mit dem Greentech Festival Europas größtes Nachhaltigkeitsfestival. Akteur*innen aus der Wirtschaft, Politik und der Gesellschaft debattierten zu Themenbereichen wie Ernährung, Energie, Infrastruktur und Mobilität. 

Die letztgenannten dürften ein besonderer Anreiz für den Beitritt eines weiteren Aktionärs gewesen sein. Denn im Jahr 2020 stieg niemand geringerer als die Deutsche Bahn als zusätzlicher Unterstützer ein. Drei Jahre später ersetzte Serienunternehmer Tobias Assies das Gründungsmitglied Sven Krüger. Und damit stand das Team für das diesjährige Greentech Festival 2023 fest. Das Motto: Net Zero vor 2050. Um dieses Ziel zu erreichen, luden die Veranstalter erneut große Industrieunternehmen und kleine Start Ups nach Berlin ein um sich über Netto-Null-Strategien auszutauschen. Rund um die Talkrunden und Präsentationen bietet das Greentech Festival den Besucher*innen ein buntes Unterhaltungsprogramm. Bands und Künstler*innen steuerten musikalische Untermalung bei. Als weiteres Highlight gelten die Green Awards, bei denen Persönlichkeiten ausgezeichnet werden sollen, die sich in besonderer Weise für nachhaltige Themen stark machten. Darunter finden sich in der noch jungen Historie des Festivals illustre Namen wie Bob Geldof, Elon Musk, Robert Redford oder Vivienne Westwood. 

Schwarzer Schriftzug: Greentech Festival. Darüber in neongrün der 3D-Schatten eines Kubus'.
© Greentech Festival

Programm des Greentech Festival 2023

Diesjährig setzte das Greentech Festival noch eine Schippe drauf und expandierte nach Singapur und Los Angeles. In Deutschland fand es vom 14. bis zum 16. Juni im ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel TXL statt. Diesjährig fanden sich im Programm beispielsweise der Direktor des Potsdam-Insti­tuts für Klima­folgen­forschung, Johan Rock­ström. Er referierte in seinem Panel-Talk über das 1,5-Grad-Ziel. Weiterhin das Schweizer Start-up Planted, welches Fleischersatz-Produkte auf pflanzlicher Basis herstellt. Judith Wemmer, Head of Product Development des Unternehmens, ging in ihrem Vortrag der Frage nach, wie die Weltbevölkerung in Zukunft ernährt werden könne. Insgesamt spricht das Greentech Festival von über 150 Vortragenden und 190 Aussteller*innen innerhalb der drei Tage. Darüberhinaus verzeichneten sie rund 15 000 Besucher*innen.


Von innovativen Ansätzen…

Darunter diesjährig Beispielswiese erstmalig das Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Dieses stellte einen Photobioreaktor vor, um zu veranschaulichen, wie sich CO2 nutzen lässt, um Algen zu züchten, die das Treibhausgas wiederum binden können. Ebenso innovativ ist das Projekt des Diplom-Physikers Franz Philipps vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Er präsentierte den sogenannten Zedu-1. Das bis dato umweltfreundlichste E-Auto der Welt, welches mittels eigens entwickelter Filtertechnologie sowohl Mikroplastik durch Reifenabrieb als auch Feinstaub eliminiert.


…und Greenwashing

Die lange Liste an Partner*innen und Unternehmen stößt jedoch auch auf Kritik. Denn während Shell, E.ON, die Lufthansa oder Audi auf dem Greentech Festival zwar grüne Ansätze präsentierten, agieren sie in ihrem Unternehmensalltag nicht immer nach den Vorsätzen, die das Festival propagiert. Shell etwa bewarb Recharge-Ladestationen für E-Autos. Gleichzeitig lehnt Shell eine Emissionsreduktion ab, da dies angeblich gegen Aktionärsinteressen verstieße. Auch dass mit der Lufthansa eine der größten Fluggesellschaften der Welt über die Reduzierung von Plastikmüll und Klimaneutralität bis 2050 referiert, hat einen faden Beigeschmack. Das Tech-Portal „Basic Thinking“ resümiert das Greentech Festival mit den Worten: „Was nach dem Greentech-Festival 2023 bleibt, sind zwar einige nette Ideen, aber wenige innovative Konzepte und Aussteller. Dafür aber umso mehr Selfies, Greenwashing und Selbstbeweihräucherung unter dem Deckmantel „Mission to net Zero“.“

Auch andernorts feilt man an umstrittenen Strategien gegen die Klimakrise. Zum Beispiel mit genveränderten Bäumen. Mehr dazu und über das StartUp Living Carbon hier.

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