29.07.2021

Wettbewerb

Grieger Harzer gewinnen Wettbewerb zum Stadtquartier Buch – Am Sandhaus

Gemeinschaftliche Wohnformen am Anger mit Blick auf den Angerplatz West und die neue Schule im Übergang zur Landschaft.

Gemeinschaftliche Wohnformen am Anger mit Blick auf den Angerplatz West und die neue Schule im Übergang zur Landschaft.

Stadtquartier Buch – Am Sandhaus: Gemeinsam mit Studio Wessendorf haben die Berliner Landschaftsarchitekt*innen von Grieger Harzer im Rahmen eines diskursiven, städtebaulichen Gutachter*innenverfahrens den Zuschlag erhalten. Kritik gibt es an der Bürger*innenbeteiligung. Alles dazu hier.

Gemeinschaftliche Wohnformen am Anger mit Blick auf den Angerplatz West und die neue Schule im Übergang zur Landschaft.
Städtebauliches Konzept Stadtquartier Buch – Am Sandhaus M 1:1000. Planrechte: Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten / Auftraggeberin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Neues Stadtquartier Buch – Am Sandhaus soll in Berlin entstehen

Insgesamt 16 neue Quartiere sollen nach den Plänen des Berliner Senats in den nächsten Jahren in der Hauptstadt entstehen. Damit möchte er die gestiegene Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum bedienen. Eines dieser neuen Quartiere wird das im Norden Pankows im Stadtteil Buch gelegene “Buch – Am Sandhaus”. Eine Fläche von etwa 57 Hektar soll hier entwickelt und dabei zwischen 2 400 und 3 000 Wohnungen gebaut werden.

Städtebauliche Leitidee Stadtquartier Buch – Am Sandhaus. Planrechte: Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten / Auftraggeberin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Die Straße “Am Sandhaus” flankierend, umfasst das geplante Gebiet ein mittlerweile leerstehendes, ehemaliges Stasi-Krankenhaus und verschiedene Wald- und Moorflächen. Unmittelbar südöstlich des geplanten Areals liegt die Haltestelle Buch der S-Bahn-Linie 2. Südlich des neuen Stadtquartiers Buch – Am Sandhaus befinden sich auf dem Gebiet ehemaliger Rieselfelder außerdem zwei Moorlinsen, die als artenreiche Biotope und Rastplätze für Zugvögel bekannt sind.

Freiraumkonzept
Waldviertel
Gebäudetypologie: Viertel an der Moorlinse
Gebäudetypologie: Viertel am Anger.
Gebäudetypologien im Stadtquartier.

Alle Zeichnungen: Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten / Auftraggeberin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Lebendig, sozial und städtebaulich gemischt, mit dem Umfeld vernetzt und autoreduziert solle das neue Stadtquartier Buch – Am Sandhaus werden. So beschreibt es die für die Entwicklung des Quartiers verantwortliche Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in ihren Informationsbroschüren. Für die Errichtung der neuen Gebäude sollen nachhaltige Baustoffe wie Holz in Betracht gezogen werden. Soziale Einrichtungen und öffentliche Freiräume sollen im neuen Quartier als kommunikative Zentren dienen und die Nachbarschaft fördern. Eine Reduktion an motorisiertem Individualverkehr sei zudem erstrebenswert. Das gelinge durch ein verbessertes Angebot für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sowie für Reisende mit dem öffentlichen Nahverkehr und Nutzer*innen neuer Mobilitätsformen.

Gemeinschaftliche Wohnformen am Anger mit Blick auf den Angerplatz West und die neue Schule im Übergang zur Landschaft.
Blick vom Bahnhofsausgang Süd auf die Promenade und den ASP / NER als Herzstück des Quartiers.

Kritik an den Plänen zum Stadtquartier Buch – am Sandhaus

Visualisierungen: Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten / Auftraggeberin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Das Areal der beiden Moorlinsen soll hingegen unberührt bleiben. Denn die “kleine Moorlinse” und eine große Moorlinse, die sich mittlerweile wieder vernässt hat, bilden ganzjährig einen See. Die Bebauungen sollen einen Abstand von mindestens 100 Metern zu ihnen wahren. Ebenso soll die “Waldzunge”, die südlich an das Stadtquartier Buch – Am Sandhaus angrenzt und sich im Südosten zu einer Waldfläche ausbreitet, nicht behelligt werden.

Scharfe Kritik an den Plänen zum neuen Stadtquartier Buch – Am Sandhaus wird von einem Zusammenschluss von Bürger*innen laut. Sie haben sich dafür gesondert in einer Initiative organisiert. Die “Initiative Buch am Sandhaus” setzt sich nach eigenen Angaben für eine “begrenzte, an sozialen und ökologischen Kriterien orientierte Bebauung im Gebiet Berlin – Buch – Am Sandhaus” ein und kritisiert die Pläne für das neue Quartier sowie deren Zustandekommen.

Lageplan Stadtquartier Buch – Am Sandhaus M 1:2000. Planrechte: Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten / Auftraggeberin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Pläne der Initiative zum Areal ignoriert

Die Entscheidung für den Entwurf der Büros Wessendorf und Grieger Harzer sei eine Entscheidung gegen das eindeutige Stimmungsbild der Bürger*innen, schreibt der Verein in einer Pressemeldung. Die Vertretung der Bürger*innenschaft erhielt im Gutachter*innengremium von insgesamt elf Stimmen nur eine und sei damit unterrepräsentiert gewesen. Das Auswahlverfahren, bestehend aus einem Online-Stimmungsbild der Bürger*innen und der Abstimmung im Gutachtergremium, hätte lediglich erlaubt, aus drei Entwürfen das geringste Übel auszuwählen, bemängelt die Initiative.

Gisela Neunhöffer, Sprecherin bei der Initiative Buch am Sandhaus kritisiert: „Dies ist der Entwurf, der den größten ökologischen Fußabdruck hat. Der in der dritten Online-Bürgerbeteiligung zu verschiedenen Fragen nur ein bis zwei Prozent der Stimmen bekommen hat und der in den sehr zahlreichen Kommentaren eindeutig abgelehnt wurde. Die eindeutige Kritik des Umweltamtes Pankow, der Berliner Landesforstbehörde, der Umwelt- und Naturschutzverbände im Verlauf des Verfahrens und während der 3. Sitzung des Gutachter*innen Gremiums wurde ebenfalls ignoriert“.

Auch einen eigenen Plan zur Entwicklung des Stadtquartiers Buch – Am Sandhaus habe die Initiative eingereicht. Flächenneuversiegelung hätte dieser Plan weitestmöglich vermieden, zudem Geschosshöhen und Baudichte an vorhandene Gebäude und die Naturlandschaft drumherum angepasst. 1 020 Wohneinheiten wären nach dem Plan der Initiative vorgesehen – zur Abstimmung war er aber erst gar nicht.

Mehr Informationen zum neuen Stadtquartier Buch – Am Sandhaus finden Sie beim federführenden Büro Grieger Harzer Landschaftsarchtekten oder bei der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen.

Zur Initiative Buch am Sandhaus gelangen Sie hier.

In München soll ebenso ein neues Stadtquartier entstehen. Das Bauvorhaben auf dem Areal der ehemaligen Paketposthalle stößt ebenfalls auf Kritik. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.

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