Der Begriff „Streetart“ bezeichnet nichtkommerzielle Kunst, die meist an Mauern und Hauswänden in einer Stadt auf nicht immer ganz legale Weise gesprüht, plakatiert oder angeklebt werden, so dass sie für jedermann sichtbar sind. Im Gegensatz zum Graffiti überwiegt der Bildanteil und nicht das mehr oder weniger kunstvolle Schreiben eines Namens oder einer Aussage. Wortwörtlich verwendet die Gemeinde Kitchener im US-Bundesstaat Ontario Streetart jetzt in einem Pilotprojekt.
An einer Kreuzung, an der sich besonders viele Unfälle ereignen, verhindern Auflagen der Stadt eine bauliche Verbesserung der Gefahrenstelle. Kurzerhand engagierte sich eine Nachbarschaftsinitiative und überzeugte die Verwaltung von einer denkbar einfachen Idee. Eine auffällige Straßenmalerei mitten auf der Kreuzung sollte die Aufmerksamkeit der Autofahrer auf sich ziehen, sodass sie automatisch langsamer und die Kreuzung vorsichtiger passieren würden.
Ganz neu ist der Vorschlag nicht, bereits in den 1990er Jahren bemalten Bewohner in Portland, Oregon, Kreuzungen selbst. 2006 zog St. Paul in Minnesota nach, eines der Straßenbilder ist noch heute zu sehen. In der Nachbarstadt Minneapolis und Tacoma im Bundesstaat Washington verwirklichten Bewohner 2011 Straßenkreuzungs-Streetart.
Die Initiative in Kitchener wird von einer Firma in Toronto, Kanada, gesponsert, für diese Aktion fallen also keine Kosten an. John Johnson von Bearface Design hat die Straßenkunst entworfen und sich dafür von den Bewohnern inspirieren lassen.
Am 19. Juli wurde das Projekt von der Initiative verwirklicht. Jetzt ziert ein farbenfroher Kompass die Straßenkreuzung. Die Stadtverwaltung in Kitchener will das Straßenbild ein Jahr lang beobachten und Verkehrsdaten aufnehmen, um den tatsächlichen Effekt auf die Autofahrer und die Unfallzahlen zu ermitteln. Zwei positive Effekte hat das Straßenbild-Projekt in jedem Fall: Es stärkt das Nachbarschaftsgefühl und schafft etwas Abwechslung in einer monotonen Wohnsiedlung.