23.11.2023

Event

Neu @ TUM: Mediendissertation, Symposium „Design-Related Research“

An der weißen Wand hängt Kunst.Im Vordergrund sind auf mehreren Tischen Arbeiten ausgestellt.
Das Symposium wurde durch eine Ausstellung mit Arbeiten im Rahmen der Mediendissertation begleitet. Foto: Sophie Lin und Katrin Schneyer

Am 10. und 11. November fand an der TU München das Symposium ‚Design-Related Research’ statt. Im Mittelpunkt: die neue Mediendissertation.


Mediendissertation für mehr Pluralität

Eine Promotion beinhaltet gängigerweise die textliche Aufarbeitung der Forschungsfrage. In der Dissertation werden die Ergebnisse dokumentiert – in Schriftform. Ein Umstand, den Prof. Dr. Ferdinand Ludwig vom Lehrstuhl für Green Technologies in Landscape Architecture der Technischen Universität München kritisiert: „Die Dominanz primär natur- und ingenieurwissenschaftlicher Denkweisen hat aus dieser Welt nicht unbedingt eine bessere gemacht.“  Gerade in gestalterischen, künstlerischen und entwurfsbasierten Forschungsfeldern ist die schriftliche Auseinandersetzung beispielsweise nicht immer das naheliegende Ausdrucksmittel. Diese Professionen generieren Wissen und Erkenntnisse vorrangig durch andere Medien. Und nach Ferdinand Ludwig gilt es, diese Vielfalt besser in die etablierte Wissenslandschaft zu integrieren: „Wir brauchen eine Pluralität der Wissensformate – und zu den brennenden Fragen unserer Zeit kann das „Entwurfswissen“ – designerly way of knowing – ganz entscheidend beitragen.“

Eine weibliche Person steht vor einem Publikum und referiert. Im Hintergrund eine Bildschirmpräsentation.
Vorträge und Feedbackgespräche wechselten sich ab. Foto: Sophie Lin und Katrin Schneyer

Symposium zur Mediendissertation an der TUM

Deshalb setzt die Technische Universität München seit März diesen Jahres auf eine neue Form der Dissertation. Die sogenannte Mediendissertation besteht aus einer Promotionsschrift in Kombination mit einem anderen Medium. Dieser neue Ansatz wird sich in zukünftigen Dissertationsergebnissen beweisen müssen. Denn noch gibt es keine standardisierten Methoden für medienbasiertes Promovieren. Um die neue Promotionsform erstmalig einem breiten Publikum vorzustellen, fand am 10. und 11. November diesen Jahres am Department of Architecture der TU München das Symposium ‚Design-Related Research’ statt. Es half gleichsam den Teilnehmenden, ihr methodisches Vorgehen zu schärfen und sich gegenseitig zu vernetzen. Das Event wurde von Prof. Uta Graff, Prof. Dr. Ferdinand Ludwig, Katharina Voigt und Julian Schäfer organisiert und kuratiert und stellt nur die erste von weiteren Veranstaltungen in der Zukunft dar. 

Im Stuhlkreis sitzen diverse Teilnehmer:innen des Symposiums in einem weiß gestrichenen Raum. Im Hintergrund ausgestellte Arbeiten.
Intensiver Austausch auf dem Symposium zur Mediendissertation. Foto: Sophie Lin und Katrin Schneyer

Input und Austausch in der Mediendissertation

Das Programm des zweitägigen Symposiums richtete sich universitätsübergreifend an alle, die bereits medienbasiert promovieren oder dies beabsichtigen. Primär waren dabei diesmal Promovierende in Architektur, Landschaftsarchitektur, Städtebau und Design vertreten. Die Veranstalter*innen wollen zukünftig jedoch auch weitere Interessierte aus den Bereichen ‚Engineering and Design‘ erreichen, die sich an den Methoden der entwerfenden Kernstudiengänge bedienen wollen. An der Einstiegsveranstaltung kamen diesmalig 60 Teilnehmer*innen zusammen. Sie profitierten von einem bunten Programm.

So wurden zum Einen im Kolloquium fünf Promotionsprojekte ausführlich vorgestellt und in anschließenden Feedbackgesprächen diskutiert. Weiterhin begleitete eine Ausstellung als öffentliches ‚Forum‘ mit 12 laufenden oder geplanten Promotionsprojekten die Veranstaltung.  Darüberhinaus präsentierten die beiden Gastkritiker*innen Dr. Eva Sommeregger von der Akademie der bildenden Künste Wien und Dr. Matthias Ballestrem vom Bauhaus Erde ihre aktuellen Forschungsprojekte und schlossen damit den ersten Tag ab. Am zweiten Tag kam es im ‚Atelier‘ zur gemeinsamen Reflexion des Vortages. Abschließend boten zwei Workshops zu ,Methoden und Entwurf‘ sowie der Formulierung der Forschungsfrage für die Teilnehmenden die Möglichkeit, aktiv an Ideen für ihre Promotionsprojekte zu arbeiten.


Entwurf und Wissenschaft?

Am Ende des intensiven Symposiums steht ein positives Feedback. Der Austausch ist für die Promovierenden unersetzlich. „Mangels guter Vorbilder besteht hier der Bedarf, in einen vertieften Fachdiskurs einzusteigen und die Möglichkeiten und Grenzen auszuloten“, erklärt Mitorganisator Julian Schäfer. Im gesamten deutschsprachigen Raum gebe es bisher neben der Mediendissertation an der TU München nur an der TU Berlin ein vergleichbares Programm. Weiterhin betont Schäfer, dass im Kern des medienbasierten Forschens stets die methodisch einwandfreie Auseinandersetzung mit dem Entwurf stehen müsse. Die „freieren Arbeitsformen des Entwerfens“ müssten systematisch betrachtet und ausgewertet werden. Nur durch eine Reflexion, die klaren wissenschaftlichen Regeln folge, könne am Ende neues – und belastbares – Wissen generiert werden.

Auch Ferdinand Ludwig stellt klar, dass sich die Mediendissertation nicht anmaße, Entwerfen als Wissenschaft umzustempeln. Sie soll laut den Veranstalter*innen aber die Möglichkeit bieten, Forschung durch Landschaftsarchitektur und Architektur und die in den Disziplinen bereits vorhandenen Arbeitsweisen des Entwerfens selbst zu fördern. Am Ende kann aus den klassischen Promotionsmethoden und der künstlerischen Herangehensweise so ein Mehrwert generiert werden. Und so bestenfalls zukünftig „zu den brennenden Fragen unserer Zeit ganz entscheidend beitragen“.

Vor der Dissertation stehen noch einige akademische Schritte. Mehr zum Studium der Landschaftsarchitektur lesen Sie zum Beispiel hier.

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