12.08.2015

Projekt

Temporärer Park auf dem Nordcampus

Das Projekt „Nordcampus – Entwerfen für die Lücke“ wurde von der Bauabteilung der Universität in Zusammenarbeit der Fachgebiete „Landschaftsbau, -management und Vegetationsentwicklung“ und „Freiraumplanung“ im Wintersemester 2014/2015 ins Leben gerufen. Innerhalb eines Jahres wurde von Studierenden der Landschaftsarchitektur an der Universität Kassel ein temporärer Park auf dem künftigen Nordcampus errichtet. Bis neue Universitätsgebäude für die Naturwissenschaften gebaut werden, wird die Fläche voraussichtlich für einen Zeitraum von zehn Jahren Bauerwartungsland sein.

Visualisierung: Yu Hao
Foto: Katharina Reichmann
Visualisierung: Tobias Elskamp
Foto: Katharina Reichmann
Visualisierung: Tobias Elskamp
Visualisierung: Tobias Elskamp
Das Panorama zeigt das Gelände zu Beginn im April…
…und im Juli 2015. Fotos: Katharina Reichmann
Auf dem Lageplan wird das Konzept der farbigen Bänder deutlich. Visualisierung: Hanna Siuts
Foto: Katharina Reichmann
Foto: Katharina Reichmann

Damit die Fläche über diesen Zeitraum nicht brach liegt, hat die Projektgruppe auf Wunsch der Bauabteilung der Universität einen Entwurf für eine Zwischennutzung erarbeitet. In zwei aufeinanderfolgenden Wettbewerben innerhalb des Masterprojekts wurde der Entwurf „Streifzüge durch den Nordcampus“ von der Jury ausgewählt und anschließend weiterentwickelt. Die Umsetzung des Entwurfs erfolgt seit Mai diesen Jahres unter der Bauleitung von 14 Studierenden in Zusammenarbeit mit einem Bauunternehmen.

Der Entwurf orientiert sich an den ehemaligen Produktionshallen der Tuchfabrik Gottschalk und greift das Motiv von farbigen Stoffbahnen auf. Diese werden durch die Aussaat von Pflanzenstreifen der Farbkombinationen blau-violett, gelb-orange-rot, weiß, rosa-weiß und gelb realisiert. Die Saatmischungen mit bis zu 30 Arten wurden von der Projektgruppe zusammengestellt. Im Zentrum des Gebiets wird im kommenden Herbst eine Kalkmagerwiese mit weißen Blühaspekten ausgesät.

Da der Park nur eine temporäre Lösung ist, musste mit kleinem Budget und vorhandenen Materialien geplant werden. So wurden aus Steinen Sitzgelegenheiten für Aufenthaltsplätze gestaltet. Der Untergrund der ehemaligen Industriefläche war ein verdichteter, nährstoffreicher von Spontanvegetation bewachsener Boden. Die Planung sah vor, die Böschung von dieser zu befreien, um anschließend eine zehn Zentimeter dicke Schicht aus Kalkschotter aufzutragen. Das aufgebrachte magere Substrat verschafft den angesäten Standortspezialisten einen Konkurrenzvorteil gegenüber der Spontanvegetation. Die Saatmischung setzt sich aus 25% Annuellen (Einjährigen) und Biennen (Zweijährigen) sowie 50% Stauden (Ausdauernden) zusammen. Die eingesetzten R-Strategen (Pflanzen mit hoher Reproduktionsrate) sorgen für eine schnelle Besiedlung des Substrats und schließen Lücken. Auf Dauer sollen sich Staudenbestände etablieren, die durch eine jährliche Mahd stabilisiert werden.

Verzögerungen im Bauablauf erforderten eine Übergangslösung. Für eine Aussaat von Stauden war es nach Abschluss der notwendigen Erdarbeiten Mitte Juni bereits zu spät. Stattdessen wurden kurzlebige Ackerbeikräuter und Zwischenfrüchte wie Mohn, Saat-Lein, Echte Kamille und Phazelie ausgebracht, um das Keimbett vorübergehend zu besetzen. Nach einer Woche zeigten sich erste Keimlinge. Ergänzend wurden Initialpflanzungen vorgenommen. Die endgültige Aussaat der Staudenmischungen erfolgt im Frühjahr 2016.

Die Fläche wird von dem Fachgebiet nicht nur als Zwischennutzung gesehen, sondern gleichzeitig als Forschungsfläche, auf der trockenheitsverträgliche Pflanzen auf ihre Tauglichkeit für den innerstädtischen Kontext getestet werden. Wie sich die Fläche im Laufe der nächsten Jahre entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Spannend ist auch, ob und wie lange die Staudenstreifen in sich stabil bleiben werden, bevor die ausgesäten Arten sich über die Farbstreifen hinaus vermischen.

 

Ausführungsplanung und Umsetzung:

Philip-Emanuel Brandt, Tobias Elskamp, Yu Hao, Vera Hausmanns, Birger Prolingheuer Katharina Reichmman, Jan Schlusemann, Hanna Siuts, Kirstin Matz, Alexander Trübenbach, Lisa Sparr, Philip Kegel, Richard Lühring, Marc Seipel

Jury und Betreuung:

Prof. Dr. Stefan Körner und Dr. Florian Bellin-Harder, Fachgebiet Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung,
Prof. Dr. Stefanie Hennecke (nur Jury) und Dr. Thomas Hauck, Fachgebiet Freiraumplanung
Klaus Sausmikat , Bauabteilung der Universität Kassel

Planungsgrundlage:
K1 Landschaftsarchitekten Kuhn Klapka GmbH, Berlin

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