03.11.2015

Projekt

:terra nova: Sichtbare Bezüge in der Braunkohlelandschaft

:terra nova Kulturlandschaft und Energiepark im Rhein-Erft-Kreis großteils fertig gestellt.

Der Rhein-Erft-Kreis westlich von Köln verfügt über eine langjährige Tradition im Braunkohletagebau. 1978 begann Rheinbraun als Vorgängerin der RWE Power AG mit den Arbeiten in Hambach, 1984 wurde dort die erste Kohle gefördert. Mit einer prognostizierten maximalen Größe von 8 500 Hektar ist Hambach der größte Tagebau in Deutschland. bbz Landschaftsarchitekten Berlin in Kooperation mit dem Architekten Ernst Scharf Berlin haben mit „:terra nova” Bezüge hergestellt, die die ständige Veränderung der Landschaft sichtbar machen und auf eine mögliche Zukunft nach der Braunkohle verweisen.

Seit 2007 arbeiten die lokalen Gemeinden, die Regionale 2010 und RWE Power AG mit bbz und Ernst Scharf zusammen, um -:terra nova als Kulturlandschaft und Energiepark neuen Typs zu entwickeln (siehe auch Garten + Landschaft 12/2011). Die Komponenten dieses Parks sind das „BiosphärenBand“, das Energie-Kompetenzareal, die Lupenräume als Prototypen des künftigen Time Park, die Gangways mit Ausblick in den riesigen Tagebau Hambach und die Info-Boxen, die Informationen über die Region und ihre Geschichte vermitteln sowie das Forum Tagebau Hambach und die noch nicht realisierte RWE World.

Nach der Kohle

Timo Herrmann, Geschäftsführer von bbz Landschaftsarchitekten und Projektleiter von :terra nova betont, dass bei Braunkohlefolgelandschaften oft die Tagebaugruben selbst als potentielle Tourismusmagneten favorisiert werden. Im Kontrast hierzu will :terra nova den bestehenden Kontext und die Räume zwischen den Gruben thematisieren und so Bezüge und neue regionale Impulse für die Zeit nach der Kohle herstellen.

Die beiden Pole der Energie-produktion – die bis zu 400 Meter tief liegenden Kohleflöze im Tagebau Hambach und das Kraftwerk Niederaußem – werden entlang des Biosphärenbandes durch einen Asphaltweg verbunden. Dieses Band war ursprünglich eine Fördertrasse für Abraum des Tagebaus Hambach, mit dem der ältere Tagebau Fortuna-Garsdorf verfüllt wurde. Die 14 Kilometer lange Strecke wurde auf beiden Seiten mit Emissionsschutzwällen versehen, die nach rund 30 Jahren nun üppig bewachsen sind. Die Landschaftsarchitekten entschieden sich, diese einzigartige Landschaft (die ursprünglich zurückgebaut werden sollte) als Rückgrat von :terra nova zu verwenden und sie als Abfolge von Räumen und postglazialen Vegetationsstufen des Entstehungsprozesses der Braunkohle neu zu erfinden: mit Sumpfzypressenwäldern, Kiefernwäldern und Trockenrasen auf Sanddünen.

Entlang des Biosphärenbandes mit seinen überwucherten Erdwällen wurden so genannte Landschaftsfenster eingeschnitten, um Bezüge zur umgebenden Landschaft herzustellen. Eines dieser Fenster öffnet sich zu einem üppigen, grünen Feld, auf der eines Tages ein Energiekompetenzzentrum stehen soll. Die Infobox Kompetenzareal, eine von vier leuchtend orangefarbenen Betonpavillons entlang des Bandes, ist auf dieses Feld ausgerichtet, sie soll dazu anregen, über eine mögliche Zukunft nach der Braunkohle nachzudenken. Vorerst schießen Radfahrer und Kinder auf Skateboards vorbei und genießen die neue Bewegungsfreiheit, die das lange Biosphärenband in der dicht besiedelten Region bietet.

Lesen Sie mehr in Garten + Landschaft 11/2015 – Köpfe | Fragen | Zukunftsfelder.

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