Stadt und Land sind nicht nur in den Köpfen der Menschen zwei sehr verschiedene Lebensräume. Auch planerisch werden beide Orte getrennt betrachtet, was sich in den unterschiedlichen Planungsinstrumentarien manifestiert. Doch was ist mit dem Raum dazwischen, der weder städtisch noch ländlich ist? Dieser, so Ute Margarete Meyer, Professorin für Städtebau und Entwerfen an der University of Applied Sciences Biberach, ist immer noch weit weniger erforscht als die traditionellen Siedlungskerne, obwohl das Thema kein neues ist. Doch während es für Städte eine Menge neuer Konzepte zur Nachverdichtung oder gegen die Folgen des Klimawandels gibt, fehlen noch immer zukunftsfähige Leitbilder für den Umgang mit den Siedlungsräumen an der Peripherie. Anlass genug für eine Konferenz, die unter dem Titel „Transforming Peripheries“ Ende September in Ulm stattfand. Die Veranstaltung war der Auftakt für die von Meyer geleitete Forschungs- und Transferinitiative, die sich unter dem Namen „urbanes.land“ unter anderem mit der Region Ulm-Bodensee sowie um Brüssel und Riga befasst und mit weiteren Aktivitäten und Events einen intensiven Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft anstoßen möchte.
Die Brisanz und das Interesse am Thema machten die Impulsvorträge und Diskussionen der namhaften internationalen Referenten mehr als deutlich: Christian Schmid, Soziologie-Professor an der ETH Zürich, Tom Holbrook, Gründer des Londoner Architekturbüros 5th Studio, Georgeen Theodore, Partnerin im Büro Interboro in Brooklyn, Paola Viganò, Urbanismus-Professorin in Venedig und Lausanne, und Andreas Hofer, Direktor der IBA27 StadtRegion Stuttgart, um nur einige zu nennen.
Die Erkenntnisse waren zahlreich, unter anderem: Wesentliche Herausforderungen des „urbanen Lands“ liegen darin, neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln und den bisher unproportional hohen Flächenverbrauch zur Einwohnerzahl zu minimieren. Denn: Noch ist das Auto Fortbewegungsmittel Nr. 1 und das flächenfressende Einfamilienhaus die am meisten nachgefragte Wohnform. Es fehlen schlichtweg attraktive Alternativen. Außerdem mangle es an Problembewusstsein in der Bevölkerung und der nötigen Zusammenarbeit der Kommunen auf regionaler Ebene. Bottum-up Initiativen zu stärken und mehr Mut zum Experimentieren wäre hier wünschenswert.
Auch wenn die Konferenz vielleicht noch wenig direkt übertragbare Lösungen gebracht haben mag: Die Erkenntnisse sind eine gute Basis für Ideen zur innovativen und nachhaltigen Transformation der Peripherie unserer Städte – auch der von Ulm.
Weitere Infos zur Initiative und Konferenz: urbanes.land