02.05.2023

Projekt

POP-UP: Tredje Natur lässt Parkhaus in Städten auftauchen

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Foto: TREDJE NATUR
Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. GIF: TREDJE NATUR

Tredje Natur hat in Zusammenarbeit mit den Ingenieurbüros COWI und Rambøll ein Konzept für ein Parkhaus erstellt, das drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen könnte. „POP-UP“ hat dabei technische und optische Besonderheiten.  

 

 

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Foto: TREDJE NATUR
Abbildung: Tredje Natur

Eine Lösung für viele Herausforderungen

Es gibt viele private und kommunale Initiativen, die sich mit der Anpassung von Städten an neue Klimabedingungen befassen. Trotzdem gibt es selten solche, die auch daran denken, wie sich verschiedene Probleme überschneiden. Denn heutzutage stehen Städte nicht nur vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Während bis 2050 die Erdbevölkerung voraussichtlich auf über neun Milliarden Menschen anwachsen wird, nimmt vor allem die Abwanderung in Städte zu. Die wachsende Zahl an Autos und der Verkehr auf Straßen verstärken den sowieso schon bestehenden Druck auf urbane Räume. Eigentlich sollen mehr Grünflächen und lebenswerte Räume entstehen, gleichzeitig muss es somit aber auch genügend Parkflächen für Fahrzeuge geben. 

Des Weiteren müssen Städte auch vor der wachsenden Zahl an Unwettern geschützt sein: Vor allem die Bewältigung von riesigen Mengen an Regenwasser, die durch solche Unwetter entstehen, ist ein wichtiger Aspekt.  Zwischen all diesen Herausforderungen schafft Tredje Natur eine verbindende Lösung. Zusammen mit COWI und Rambøll entwickelte das Büro das Konzept POP-UP, das die Art und Weise wie wir Parkplätze, Regenwasserspeicher und neue städtische Räume schaffen in einem neuen Licht betrachtet. 

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Foto: TREDJE NATUR
Abbildung: Tredje Natur

Wasserglas und Korken

POP-UP verbindet dazu drei scheinbar unzusammenhängende Elemente: Wasserreservoir, Parkhaus und städtischen Raum. Die Idee ist ein großer Wasserspeicher mit einer Parkstruktur, die sich auf und ab bewegt, wenn sich der Speicher mit Wasser füllt. Das Ganze funktioniert nach dem Archimedischen Prinzip: Der Auftrieb der Parkstruktur entspricht dem Gewicht des verdrängten Wassers. Bei starkem Regen wird durch das Überlaufsystem der Kanalisation Wasser in das Reservoir geleitet. Durch den Auftrieb, den das verdrängte Wasser verursacht, soll sich das Parkhaus anheben und das umliegende Gelände durchbrechen. Einfach gesagt: Man kann es sich vorstellen wie einen Korken in einem Glas Wasser. 

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR
Abbildungen: Tredje Natur
Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR
Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR

Schutz und Stabilität

Sogenannte Hebe- und Lenkungslager sollen die Gewichtsverhältnisse der geparkten Autos im Bauwerk ausgleichen. Zusammen mit Stützmauern und zusätzlichen Führungsschienen sorgen sie dafür, dass das Bauwerk sich gleichmäßig und sicher mit den wechselnden Wasserständen auf und ab bewegen kann. Nur die beiden untersten Ebenen des Bauwerks bleiben immer unter Wasser und gewährleisten damit Stabilität und Auftrieb. Auch die runden Formen des Parkhauses und des Reservoirs unterstützen letzteren – und machen das Gebilde insgesamt leichter. Der „Reifen“-Effekt der runden Stützmauer schützt das POP-UP-Parkhaus außerdem vor Wasser- und Erddruck. 

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Foto: TREDJE NATUR
Abbildung: Tredje Natur

POP-UPs Design und komplexe Technik

Wenn der Parkkomplex im Fall von Unwettern mit dem Wasser ansteigt, gewährleistet eine spezielle Anlegestelle weiterhin den Zugang, sowohl für Autos als auch für Fußgänger. Sobald das Wasser wieder von der Kanalisation aufgenommen werden kann, wird das Gebäude wieder zurück in den Boden gesenkt. An trockenen Tagen bleibt das Wasserreservoir leer. Anstatt dass dieser Platz verschwendet wird, dient POP-UP dort als gewöhnliche Tiefgarage und ist über eine Rampe im Erdgeschoss erreichbar. Laut Projektdirektor Tommy Olsen ist das Parkhaus „ein Beispiel für eine radikale Denkweise, bei der Design und komplexe Technik angewandt werden, um den Herausforderungen des Klimawandels und der Notwendigkeit eines nachhaltigen städtischen Lebens zu begegnen“. 

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Foto: TREDJE NATUR
Abbildung: Tredje Natur

POP-UP für die Wirtschaft

POP-UP ist in seiner Umsetzung schätzungsweise dreimal so teuer wie ein gewöhnliches Parkhaus. Dies soll sicherstellen, dass es in der wirtschaftlichen Modellierung anderen Parkhäusern gegenüber nicht ungerechtfertigt bevorzugt wird. Der Verkauf des Grundstücks gleicht jedoch die Mehrkosten aus. Die Kombination mehrerer Lösungen in einer ermöglicht es Städten, wirtschaftliche Erträge zu steigern: Das Konzept soll lebendige Stadtviertel schaffen und gleichzeitig belastbare, lebensfähige Räume herstellen. Aus der ganzheitlichen Sicht einer wachsenden Stadt könnte POP-UP somit mehr Platz, Kapazität und eine attraktive Wirtschaft schaffen. 

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Foto: TREDJE NATUR
Abbildung: Tredje Natur

Potenzial für POP-UP

Indem eine Karte der natürlich niedrig gelegenen Gebiete, in denen sich Wasser konzentrieren wird, und eine Karte der vorhandenen Parkplätze überlagert werden, können Gebiete identifiziert werden, in denen ein klimatisches und wirtschaftliches Potenzial für die POP-UP-Lösung besteht. Ursprünglich erarbeiteten die drei Büros die Idee im Jahr 2015 in Zusammenarbeit mit dem New York City Department of Environmental Protection (DEP) und der Technical and Environmental Administration der Stadt Kopenhagen. Realisiert wurde das Konzept bislang nicht. POP-UP hat darüber hinaus das Potenzial, skaliert und an andere Großstädte angepasst zu werden – vor allem an die, die bereits mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.

Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR
Abbildungen: Tredje Natur
Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR
Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR
Das Parkhauskonzept POP-UP soll drei verschiedene urbane Herausforderungen auf einmal lösen. Abbildung: TREDJE NATUR

„Klimaanpassung, Mobilität und Stadtentwicklung müssen keine Gegensätze sein“

Dieses Potenzial wird auch in POP-UPs Erscheinungsbild unterstrichen. Wenn das Parkhaus sich vorrübergehend, aber durchaus präsent aus dem Boden ins Stadtbild erhebt, scheint es eine Art von Botschaft zu vermitteln, die durch das Projekt vermittelt wird: Mit der richtigen Planung könnten unsere Städte Charakter und Funktion je nach Wetterlage ändern. Ole Schrøder, Partner von Tredje Natur, fasst es zusammen: „Mit POP-UP haben wir eine humane Antwort auf vom Menschen verursachte Probleme, die drei Herausforderungen in einer Gesamtlösung vereint und der Welt zeigt, dass Klimaanpassung, Mobilität und Stadtentwicklung in den lebensfähigen Städten der Zukunft keine Gegensätze sein müssen.“ 

Auch interessant: Mitten in der Hamburger Altstadt soll ein städtisches Parkhaus in der Neuen Gröningerstraße zu einen Bauprojekt mit bezahlbarem Wohnen und Räumen für Kleingewerbe, Kultur und Soziales werden. Mehr zu dem Projekt hier: Parkhaus Gröningerstraße

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