01.05.2023

Event

Sommer am Main 2023

2023 findet wieder der „Sommer am Main“ statt, für den der Mainkai für den Verkehr unzugänglich ist. Foto: Jo Heubeck, Domi Pfenninger via Unsplash
2023 findet wieder der „Sommer am Main“ statt, für den der Mainkai für den Verkehr unzugänglich ist. Foto: Jo Heubeck, Domi Pfenninger via Unsplash

Auch in diesem Sommer soll der Mainkai Frankfurt wieder für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Der Erfolg der ersten Aktion „Sommer am Main“ 2022, den Mainkai als temporäre Fahrrad- und Fußgänger*innenzone umzunutzen, ist dafür Grundlage. Was letztes Jahr beim Festival stattfand und wie es dieses Jahr gestaltet wird, lesen Sie hier.


„Sommer am Main“ auch 2023 geplant

Bereits im vergangenen Jahr bewies Frankfurt am Main mit der temporären Umwidmung des Mainkais, welche Qualität innerstädtische Straßenzüge bergen. Für acht Wochen hatte die Stadt damals den Abschnitt zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke für den Autoverkehr gesperrt. Hinter der erneuten Sperrung steht die Idee, nicht nur ein temporäres Event rund um die Sommerferien auszurichten. Vielmehr verfolgt die Stadt auf lange Sicht eine komplette Umnutzung der Straße. Die Sperrung dient als Real-Experiment, um die Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung auszuloten. Aus den Erfahrungen im vergangenen Jahr habe man bereits einiges gelernt, so die Verantwortlichen. „Der ‚Sommer am Main‘ hat aus unserer Sicht sehr gut funktioniert“, resümierte Ulrike Gaube, Referentin des Mobilitätsdezernats unter Stefan Maier von den Grünen. Das Projekt versteht sich als bürger*innennahes Stadtraum-Festival. Die Sperrung für den Verkehr wurde dazu sowohl durch ein reichhaltiges Programm mit Sportereignissen und Tanzanlässen begleitet als auch durch eine farbige Intervention im Straßenraum deutlich markiert.


Künstlerische Intervention im Stadtraum durch TAB e.V.

Denn auf rund 300 Metern der insgesamt 700 Meter langen gesperrten Fläche realisierte das Kollektiv TAB.e.V. damals eine großformatige farbige Bemalung. Gerade diese habe ein deutliches Umdenken in der Nutzung bewirkt. Waren die Fußgänger*innen im Jahr 2019 bei einer vorangegangenen Sperrung ohne derartige Gestaltung noch auf den Gehsteigen verblieben, eigneten sie sich die Fläche nun selbstverständlich an. Die Bemalung ist Teil einer partizipativen Stadtgestaltung. So wurde das Projekt vom Kollektiv TAB e.V. initiiert, aber mithilfe von jungen Schüler*innen umgesetzt. Das Street-Art-Kunstwerk beinhaltete Schachbretter und Spielfelder für Fuß- und Streetball. Weiterhin setzte es aber beispielsweise ein künstlerisches Statement für den damaligen Sieg der Eintracht Frankfurt in der Europa-League, welcher stadtweit für Hochgefühle und ausgelassene Stimmung gesorgt hat. Die bunte Interpretation eines sommerlich urbanen Lebensgefühls aktivierte den Stadtraum auf einzigartige Weise. Zahlreiche Besucher*innen tummelten sich auf dem bunten Straßenstreifen.

Hinter TAB e.V. verbirgt sich eine 2015 gegründete Initiative aus Kreativen, Gastronom*innen und Engagierten, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, das Bahnhofsviertel in Frankfurt gestalterisch aufzuwerten. Mittlerweile sind die Mitglieder*innen auch an anderen Standorten in der Stadt aktiv. Durch kreative Impulse versuchen sie Orten zu einem neuen Raumverständnis zu verhelfen. Neben künstlerischen Interventionen wirken sie dabei beispielsweise auch am Massiv Central mit – einer zum Kultur  und Begegnungsort umgenutzten ehemaligen Druckerei. Die Arbeit mit dem Temporären ist dem Kollektiv also bestens vertraut. Schon früh waren sie an die Stadt mit ihrer Idee herangetreten und finanzierten damit den Hauptanziehungspunkt des „Sommers am Main“. Mit den Worten des TAB e.V. Mitglieds und Artist-Managers Florian Joeckel: „Unser Antrieb ist, das Stadtbild aktiv geiler zu machen: Aus der leeren Straße ist etwas Lebendiges geworden, mit einer Aufmerksamkeit, einer Streitbarkeit, und so funktioniert Intervention“

Letztes Jahr wurden die Straßenflächen neben dem Main vom Kollektiv TAB.e.V. bemalt, das dafür Schüler*innen mit einbezog. Als Teil der partizipativen Stadtgestaltung wurden auf die Straßen Schachbretter und Fußballfelder gemalt. Foto: © Frankfurt Photographer
Letztes Jahr wurden die Straßenflächen neben dem Main vom Kollektiv TAB.e.V. bemalt, das dafür Schüler*innen mit einbezog. Als Teil der partizipativen Stadtgestaltung wurden auf die Straßen Schachbretter und Fußballfelder gemalt. Foto: © Frankfurt Photographer

Planungen für den Sommer am Main 2023

Die Vision wurde wohlwollend angenommen. Und so fordern die Verantwortlichen der Stadt für den Mainkai 2023 eine Ausweitung der Bemalung auf die gesamte gesperrte Fläche, damit der „Sommer am Main“ künftig die kompletten 700 Meter aktiv bespiele. Auch weitere Erkenntnisse konnten aus der Aktion im vergangenen Sommer gewonnen werden. So soll diesjährig eine Verschattung der Fläche mit geplant werden, denn der Mainkai liegt exponiert und die Asphaltflächen heizen sich im Sommer stark auf. Katharina Knacker, die mobilitätspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, kündigte für die ferne Zukunft bereits an, den Beton ganz entfernen lassen zu wollen. Dann könnte entlang des Flusses ein dauerhaft qualitativer Aufenthaltsraum entstehen. Bis dahin sind jedoch noch einige Hürden zu nehmen, weil zur kompletten Umgestaltung ein Entwidmungsverfahren notwendig ist. In diesem förmlichen Verfahren muss die Stadt nachweisen, dass die umliegenden Straßen den durch die Sperrung anfallenden Mehrverkehr verkraften können. Ist dies nicht der Fall, müssten sie gegebenenfalls ausgebaut werden.


Wohin mit den PKWs?

Ulrike Gaubers ließ nach dem „Sommer am Main“ 2022 jedoch verlauten, man habe hinsichtlich des Verkehrs positive Erfahrungen sammeln können. Die Stadt hatte dazu ein Umfahrungskonzept ausgearbeitet, um die Straßenzüge auf der gegenüberliegenden Flussseite in Sachsenhausen zu entlasten. Immerhin bis zu 12 000 Fahrzeuge frequentieren den Mainkai jeden Tag. Im Vorfeld der Sperrung war es deshalb vor allem von Anwohner*innen der benachbarten Quartiere zu Beschwerden gekommen. Eine Bürger*innen-Initiative unter dem Namen „Sachsenhausen wehrt sich“ hatte gegen die Mehrbelastung protestiert. Im Zuge einer vorangegangenen Verkehrsplanung wurden 2022 alternative Routen ausgeschildert. Dadurch verringerte sich das Stauaufkommen zu den Stoßzeiten im Vergleich zur Sperrung im Jahr 2019 deutlich. Und auch im Vergleich zum Zustand ohne Sperrung hatten die Autofahrer*innen nur eine verlängerte Fahrzeit um rund ein bis drei Minuten gehabt.


Ein autofreier Mainkai in Frankfurt?

Neben den Auswirkungen auf die PKW erfasste die Stadt noch weitere relevante Daten. So zählten sie in Höhe Eiserner Steg 25 Prozent mehr Radfahrer*innen als gewöhnlich. Eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass alternative Mobilitätsformen durchaus Anklang finden, wenn ihnen im Stadtraum mehr Platz und sichere Routen gewährt werden. Die Verastalter*innen des „Sommers am Main“ sind mit den Erkenntnissen zufrieden. Und mit der erneuten Bespielung im Sommer 2023 wird ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Umnutzung des Mainkais genommen. Ulrike Gaude betont, dass man sich dabei auf dem besten Wege befinde: „Mit den aktuellen Entwicklungen ist ein permanentes Umnutzen bereits vorstellbar“.

Temporäre Projekte im Stadtraum gibt es nicht nur in Frankfurt. Doch was taugen diese Zwischennutzungen wirklich und inwiefern profitiert die lokale Stadtentwicklung davon? 

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