16.04.2023

Wettbewerb

Urbanes Quartier Hauptgüterbahnhof Braunschweig, Wettbewerb entschieden

Urbanes Quartier Hauptgüterbahnhof Braunschweig. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
Urbanes Quartier Hauptgüterbahnhof Braunschweig. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten

Im März kürte das Preisgericht den Siegerentwurf für das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof in Braunschweig. Aus den neunzehn eingereichten Arbeiten machte die Hamburger Arbeitsgemeinschaft pbp prasch buken partner architekten partG mbB zusammen mit GHP Landschaftsarchitekten das Rennen. Welche Ideen der Siegerentwurf vorsieht, erfahren Sie hier.


Wettbewerb um das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof

Das Projektgebiet um den Hauptgüterbahnhof ist einundzwanzig Hektar groß. Aktuell prägt heterogener Gewerbebau die Struktur. Nun soll ein tragfähiges Konzept das Areal phasenweise in die Zukunft überführen. Zudem soll es ein Impulsgeber für die Entwicklung der Bahnstadt werden.

Die Stadtverwaltung Braunschweig hat durch den städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb internationale und interdisziplinär aufgestellte Teams aufgefordert, zukunftsfähige Konzepte für das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof zu entwickeln. Das Preisgericht, unter Vorsitz der Stadtplanerin Prof. Christa Reicher, vergab nun drei Preise und zwei Anerkennungen.

Das Projektgebiet ist ein wichtiger Baustein innerhalb der Bahnstadt und bedarf so einer außergewöhnlichen Idee. Der Gewinnerentwurf ist stark aus dem Ort heraus entwickelt und überzeugt somit die Jury. Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer beschreibt das Konzept als mutig: „Mit dem Siegerentwurf bekommt die Bahnstadt einen starken Auftakt, auch für die weiteren Entwicklungen im Umfeld.“ Das Preisgericht sieht den Entwurf um das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof als städtebauliches „Unikat mit experimentellem Ansatz“. Die Arbeit beeindrucke durch Innovation, Experiment und Kreativität – sowohl hinsichtlich des Städtebaus und Freiraums als auch des Nutzungskonzepts.

So könnte das Quartier aussehen. Quelle: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
So könnte das Quartier künftig aussehen. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten

Grünzüge als Strukturgeber

Der Siegerentwurf für das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof verbindet geschickt urbane Produktion mit lebendiger Stadtkultur. Sonderwohnformen werden neben vielfältigen Funktions- und Gewerbeflächen im Experimentiercharakter entwickelt. Somit entstehen adaptive Räume, die zur Aneignung und Interpretation auffordern. Dabei werden folgende Themen der Gesellschafts- und Stadtentwicklung behandelt: Digita­lisierung, vernetzte Mobilität, ur­bane Produktion, Industrie 4.0, wie auch klimagerechte Stadt- und Tech­nikentwicklung.

Die Gleisharfe wird zum Konzeptbild. Die übergeordneten Grünzüge sind dabei der Strukturgeber. Dazwischen spannen sich die Baufelder auf. Es ergeben sich vier unterschiedliche Realisierungsareale. Das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof bietet kurze Wege zu Co-Working-Flächen und Mobility Hubs, quartiersbezogene Freiräume, Gastronomie, Gemeinschaftswerkstätten, Sozialeinrichtungen und ein Kulturangebot.


Übergeordnete Radverbindung & Mobility Hubs

Die Gleispromenade bildet entlang der Bestandshallen das Rückgrat. Als Achse verbindet sie sowohl das Quartier in sich als auch mit seiner Umgebung. Die Verlegung der Straßenbahn und die dafür notwendige Neustrukturierung der Gewerbeflächen ist dabei die Initialzündung für die Quartiersentwicklung. Eine übergeordnete Radverbindung schließt an den Hauptfriedhof / Helmstedter Straße an.

Die geplante südliche Umgehungsstraße am Straßenbahndepot ermöglicht es, den Gewerbeverkehr weitestgehend aus den Wohnbereichen fernzuhalten. Stattdessen entstehen hier Shared-Spaces. Zudem wird quartiersübergreifendes Mobilitätsmanagement in Form von Sharing-Angeboten angeboten. Das am nördlichen Platz positionierte Mobility Hub bietet Angebote zu Mobilität, Nahversorgung und Dienstleistungen. Um die Quartiersplätze werden zur Belebung erdgeschossige Gewerbe- und Gastronomiezonen angeordnet.

Langfristige Entwicklung des Geländes. Quelle: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
Langfristige Entwicklung des Geländes. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten

Nachhaltigkeits- und Energiekonzept

Das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof legt hohen Wert auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Es wird zwischen Alt und Neu vermittelt. Begrünung, Photovoltaik und Solarthermie aktivieren die Dachflächen. Die Abwärmenutzung von beispielsweise Serverfarmen, Eis- oder Kristallspeicher sowie Erdsonden wird mitbedacht. Geeignete Strukturen im Freiraum dienen gleichzeitig als Retentionsflächen. Die ehemalige Holzlagerhalle wird saniert und vielfältig nutzbar gemacht. Als grün gesäumte „H_LLE“ bildet sie nun einen identitätsstiftenden Kulturbaustein.

Konzept Freiraum, Klima, Regenwasser, Energie. Quelle: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
Konzept Freiraum, Klima, Regenwasser, Energie. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
Konzept Mobilität, Erschließung. Quelle: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
Konzept Mobilität, Erschließung. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten

Orientierung am menschlichen Maßstab

Die guten Proportionen der Grünflächen und Nachbarschaften des Urbanen Quartiers Hauptgüterbahnhof ergeben sich aus der Orientierung am menschlichen Maßstab. Die von Nord nach Süd verlaufenden Grünzüge knüpfen an die benachbarten Grünflächen, wie beispielsweise den Hauptfriedhof, an. So wird der Großteil des bestehenden Baumbestands erhalten und in die Grünzüge integriert. Die Grünzüge unterteilen sich zudem thematisch in das Spiel- und Gartenband, den Kiez- und Aktivpark sowie den Gleispark. Darüber hinaus werden Aspekte, wie Lärmschutzmaßnahmen, Oberflächenentwässerung und Frischluftschneisen, mitbedacht.

 


Großzügige Grünbereiche

Das Spiel- und Gartenband beinhaltet großzügige Grünbereiche mit Spiel- und Sportflächen wie auch Experimentierflächen (der Kiezacker, Kleingärten). Der Kiezpark ist das grüne Herz des Quartiers. Die großzügige Freifläche bietet Aufenthalts- und Pufferzonen zum Gewerbe und um die umgenutzte „H_LLE“. Das Quartier am Siemens Rail Campus ergänzt dabei das am Kiezpark. Das Aktivband rahmt den Kiezpark. Es dient als Kommunikationsort mit Möglichkeiten zum Verweilen durch Spiel- und Aufenthaltselemente. Auch interessant: Die Flächen des Kiezparks und Aktivbands werden bei Starkregen zu Retentionsflächen. Der im Norden angrenzende Aktivpark stellt auch Sportnutzungen bereit und kann von der angrenzenden Grundschule mitbenutzt werden. Der dritte Grünzug ist der Gleispark. Er vermittelt zwischen Bestand und neu.

Zwischen den Grünzügen vernetzen verschiedene Plätze das Quartier. Als zentrale Anlauf- und Knotenpunkte dienen sie der Orientierung und guten Erreichbarkeit. Zwecks einer urbanen Produktion und lebendigen Stadtkultur wird der Bereich zwischen der „H_LLE“ teils als Werkshof, teils als Grünfläche ausgearbeitet. In West-/Ost-Richtung reihen sich zusätzlich Spiel- und Aufenthaltsbänder. Im Sinne der bespielbaren Stadt entstehen so ungezwungene Orte mit spontanem Spiel im öffentlichen Raum.

Das Experimentierband. Quelle: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten
Das Experimentierband. Abbildung: GHP Landschaftsarchitekten und pbp Architekten

Zukünftige Entwicklung

Der Siegerentwurf für das Urbane Quartier Hauptgüterbahnhof wird die Grundlage für den zu erstellenden Bebauungsplan bilden. Der Transformationsprozess wird dann in Phasen erfolgen. Zudem können Sie bald alle Wettbewerbsbeiträge im Rathaus begutachten. 

Auch der Gestaltungswettbewerb zum Rhein-Ruhr-Express wurde entschieden. Gekürt wurden drei Entwürfe, die durch Schallschutzwände der Stadt Düsseldorf einen Mehrwert verschaffen. Mehr dazu hier.

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