14.04.2023

Event

Die IBA Thüringen in ihrem letzten Jahr

Ein längliches, vierstöckiges Gebäude mit gerasterter Fassade, davor ein teilweise grüner Innenhof. Der Eiermannbau in Apolda ist das organisatorische Zentrum der IBA Thüringen. Bild: © IBA Thüringen, Foto: Thomas Müller, Weimar
Der Eiermannbau in Apolda ist das organisatorische Zentrum der IBA Thüringen. Bild: © IBA Thüringen, Foto: Thomas Müller, Weimar

Die Internationale Bauausstellung (IBA) in Thüringen ist nun in ihrem Abschlussjahr angekommen. Seit 2012 untersuchte die IBA zum Thema „StadtLand“, wie ländliche und urbane Regionen aufgewertet werden können. Zahlreiche ressourcenbewusste Projekte wurden hierzu ins Leben gerufen. Welche dies sind, was das Ergebnis der IBA Thüringen ist und was Sie in der Abschlusspräsentation vom 5. Mai bis 29. Oktober 2023 erwartet, verraten wir Ihnen hier.


Die Schwerpunkte der IBA Thüringen

Von 2012 bis 2023 ist die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen damit befasst, ressourcenbewusste Projekte mit gemeinwohlorientierten Werten in und für Thüringen durchzuführen. Diese mit Partner*innen durchgeführten Projekte sollen innovativ und experimentell sein und zum Nachahmen anregen. Dabei ist das Thema der IBA „StadtLand“. Es beschreibt die kleinteilige Siedlungsstruktur im Freistaat Thüringen und die Wechselwirkungen zwischen Stadt und Land.

Diese drei Schwerpunkte gab es bei der IBA Thüringen:

  • SelbstLand aufbauen: Unterstützung neuer Formen der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
  • ProvinzModerne neubauen: Umsetzung experimenteller Neubauten durch die IBA, um Baukultur zum Markenzeichen von Thüringen zu machen
  • LeerGut umbauen: Aktivierung von Leerständen im Land

Dafür hat die IBA Thüringen seit dem Jahr 2012 Projektträger*innen vernetzt, beraten und motiviert. Sie hat kooperative Prozesse unterstützt und dabei das Ziel verfolgt, Thüringen als Ort des Fortschritts sowie als experimentierfreudiges Zukunftslabor neu zu positionieren.

Gesellschafter der IBA Thüringen GmbH ist der Freistaat Thüringen, dessen Regierung das Unternehmen im Jahr 2012 gründete. Die Finanzierung der IBA erfolgte im Wesentlichen durch Haushaltsmittel des Freistaats. Projekte der IBA genießen in Thüringen eine Vorrangförderung. Seit 2014 ist Marta Doehler-Behzadi Geschäftsführerin der IBA Thüringen.

Das Projekt Sommerfrische der IBA Thüringen trug dazu bei, das Schwarzatal touristisch wiederzubeleben. Bild: © IBA Thüringen, Fotos Thomas Müller, Weimar
Das Projekt Sommerfrische der IBA Thüringen trug dazu bei, das Schwarzatal touristisch wiederzubeleben. Bild: © IBA Thüringen, Foto: Thomas Müller, Weimar

Der Eiermannbau in Apolda als Herz der IBA

Seit 2018 hat die IBA Thüringen ihren Geschäftssitz in der thüringischen Stadt Apolda in der Nähe von Jena. Im denkmalgeschützten Eiermannbau entwickelt sie in Eigeninitiative die Open Factory und veranstaltete jährlich einen Campus, Konferenzen, Salons und veröffentlichte zudem Magazine. 2019 stellte sie einen Zwischenstand in dem Gebäude aus – mehr dazu lesen Sie hier. Zum Finale 2023 sollen die im Prozess gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden. Damit möchte die IBA Thüringen das Handeln von Politik und Verwaltung sowie Zivilgesellschaft und Unternehmen inspirieren.

In den kommenden Monaten möchte die IBA Thüringen ausführlich Bilanz ziehen. Ab Mai 2023 wird es eine große Ausstellung zu den letzten zehn Jahren im Eiermannbau geben. Im Sommer 2023 ist außerdem ein Debattenformat namens „Stadtland Forum“ am Eiermannbau geplant. Weitere Veranstaltungen, Ausstellungen in Nordhausen und im Landeskirchenamt Erfurt sowie Exkursionen zu den IBA-Standorten werden ebenfalls stattfinden.

Einladung zur Abschlussausstellung der IBA Thüringen. Bild: © IBA Thüringen GmbH, Grafik: Kraus/Lazos Design Practice, Darmstadt; Titel: lfm2 & Hug+Eberlein
Einladung zur Abschlussausstellung der IBA Thüringen. Bild: © IBA Thüringen GmbH, Grafik: Kraus/Lazos Design Practice, Darmstadt; Titel: lfm2 & Hug+Eberlein

Projekte von „StadtLand“

Die ressourcenbewussten Projekte der IBA Thüringen haben gemeinwohlorientierte Werte in und für Thüringen. Dabei steht der Begriff „StadtLand“ für die veränderte Beziehung zwischen Individuen und Natur, Siedlung und Landschaft sowie Gesellschaft und ihren Ressourcen. Mit ihren Projekten möchte die IBA natürliche, landschaftliche, stoffliche und Ressourcenzusammenhänge wieder einbetten, die Jahrhunderte lang voneinander abgekoppelt waren. So soll es ein neuer gesellschaftlicher „Stoffwechsel“ entstehen. Zugleich hoffen die Veranstalter*innen, dass die IBA Thüringen andere Regionen in Europa und der Welt inspirieren kann.

Zu den Projekten der IBA gehört etwa die Einrichtung von Gesundheitskiosken im Thüringer Norden. Die Leergut-Agenten stellen ein Netzwerk zur Leerstandsbelebung dar, während das Projekt Sommerfrische die resiliente Wiederbelebung des Schwarzatals unterstützt. Dabei hat die IBA ihre Projekte auf unterschiedlichen Wegen gefunden. 2014 gab es unter dem Titel „Zukunft STADTLAND!“ einen landesweiten Projektaufruf. Außerdem formuliert die IBA Thüringen Suchrichtungen und Erwartungsräume. Sie erstellte gezielte Aufrufe und initiierte auch selbst Projekte, wie den Eiermannbau Apolda.

Alle Projekte der IBA mussten hohen Ansprüchen genügen: Sie sollten radikal im Denken sein, richtungsweisend und kreativ aussehen, eine regionale Verankerung bieten und zugleich internationale Anregungen geben. Dabei sollten sie beispielhaft für gutes Planen und Bauen sein, um zu Modellfällen und Prototypen werden. Diese Erfahrungen sind „Open Source“ und werden Interessierten bereitgestellt.

Wussen Sie schon? Bei Baumeister berichteten wir schon 2020 darüber, wie der IBA-Projektträger Landessportbund Thüringen einen Entwurf für das Seesport- und Erlebnispädagogische Zentrum in Kloster bei Saalburg-Ebersdorf suchte.

Die Projekte der IBA Thüringen hatten das Motto "StadtLand" und waren ressourcenbewusst orientiert. Bild: © IBA Thüringen, Fotos Thomas Müller, Weimar
Die Projekte der IBA Thüringen hatten das Motto "StadtLand" und waren ressourcenbewusst orientiert. Bild: © IBA Thüringen, Foto: Thomas Müller, Weimar

Abschluss-Ausstellung ab Mai 2023

Laut IBA Thüringen ist der Freistaat ein StadtLand im Wandel mit einem großen kulturellen Reichtum. „In der Vielfalt von Städten und Dörfern und den landschaftlichen Qualitäten liegen die Chancen für eine erfolgreiche und lebenswerte Zukunft des Freistaats“, heißt es auf der Website. Die Ergebnisse des mehr als zehnjährigen Prozesses werden vom 5. Mai bis zum 29. Oktober 2023 im Rahmen der Abschlusspräsentation vorgestellt. Diese soll zum Nachdenken anregen und dazu einladen, von Thüringen zu lernen.

Im Eiermannbau Apolda wird es ab Mai möglich sein, die stets praktisch orientierten Projekte der IBA Thüringen näher kennenzulernen. Am 4. Mai 2023 findet ab 16 Uhr die Vernissage der Ausstellung „StadtLand – von Thüringen lernen“ statt, die die neue Baukultur „Made in Thüringen“ vorstellt. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, werden die Ausstellung eröffnen. Auch Philipp Misselwitz von der Bauhaus Erde gGmbH und Remy Sietchiping von UN Habitat werden vor Ort sein. Wer an der Vernissage teilnehmen möchte, kann sich hier anmelden.


IBA und G+L

Übrigens: 2021 widmeten wir uns im August mit einem ganzen Heft dem Freistaat Thüringen. Damals haben wir auch schon Projekte der IBA vorgestellt – und noch einiges mehr. Wer das noch einmal nachlesen möchte, findet das Heft hier in unserem Shop.

Eine andere große IBA, die in den letzten Jahren zum Abschluss kam, war die IBA Basel 2020. Anfang Juni 2021 endete diese offiziell mit der IBA Basel Expo. Sie war effektiv die erste Internationale Bauausstellung im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Wir von der G+L informierten nicht nur online zur IBA Basel 2020 – den Projekten, ihren Macher*innen und Zielen. Aus den Erkenntnissen entwickelten wir mit den Verantwortlichen die lesenswerte Fachpublikation „IBA Basel 2020. Gemeinsam Grenzen überschreiten“ in deutsch und französisch entstanden. Gerne lesen!

Scroll to Top