Das geplante Stipendiatinnen-Programm soll sich an „Meisterinnen des Bauwesens“ richten. Architektinnen und Bauschaffende, sollen in der Villa Poelzig residieren, also wohnen und arbeiten. Dadurch würde das Haus zu einem Ort der Diskussion und der Entwicklung neuer Ansätze. Als „Meisterinnen“ sollen sich Architektinnen, Gestalterinnen, Landschaftsplanerinnen, Architekturhistorikerinnen, Bauhistorikerinnen, Bauingenieurinnen, Kulturschaffende und Handwerkerinnen bewerben können.
Die Initiative konkretisiert ihre Pläne für das Stipendium wie folgt: „Die 3-4 langfristigen Residenzen sollen regelmäßig ausgeschrieben und gemeinsam kuratiert werden, um ein kreatives Miteinander zu ermöglichen. […] Als ein Ort kreativen Schaffens und intellektuellen Austauschs soll die Residenz ihren Stipendiatinnen ermöglichen, individuellen und interdisziplinären Projekten in Architektur und Kunst nachzugehen. Dabei soll die anregende Wirkung des alltäglichen Zusammenlebens der Stipendiatinnen unterschiedlicher Fachrichtungen und Kulturen im Zentrum stehen; regelmäßig soll der Ort für die interessierte Öffentlichkeit öffnen.“
Am 18. Juni rief die Initiative Haus Marlene Poelzig im Rahmen des Women in Architecture Festivals (WIA) 2021 zur Demonstration auf. Etwa 80 Teilnehmende versammelten sich an dem Tag vor der Villa Poelzig. Mit Plakaten, Vorträgen und weitern Beiträgen gedenkten sie Marlene Moeschke-Poelzig. Der Höhepunkt der Veranstaltung war die Enthüllung eines eigens kreierten Werks der Künstlerin Hannah Cooke. Es ist eine Plakette. Darauf steht geschrieben:
„Marlene Moeschke-Poelzig (1894–1985). Die große Künstlerin und Architektin erbaute dieses Haus und lebte darin zusammen mit Hans Poelzig und ihren gemeinsamen Kindern von 1930–1937.
UPDATE: Abriss der Villa Poelzig erfolgt
Die Villa Poelzig gibt es seit Ende 2021 endgültig nicht mehr. Allen Protesten, Petitionen, Laternenumzügen und Bürger*inneninitiativen zum Trotz wurde das Gebäude abgerissen, um Platz für eine Luxusimmobilie zu schaffen. Damit verschwand eines der ohnehin raren Beispiele für von Frauenhand geschriebener Architekturgeschichte in der Bundesrepublik.
Mehr aus Berlin: Nach heftiger Kritik an ihrer Person hat Berlins neue Senatsbaudirektorin und Architektin Petra Kahlfeldt G+L Chefredakteurin Theresa Ramisch ein Interview gegeben. Sie sagt darin: „Meinungsäußerungen und Diskussionen gehören zu einer Demokratie, aber sie dürfen nicht zu persönlichen Angriffen und Diffamierungen führen.“ Mehr dazu hier im Petra Kahlfeldt Interview von G+L.